Gottfried Ernst von Schönburg
G. zählt in der schönburgischen Hausgeschichtsschreibung zu den tendenziell negativ beurteilten Familienmitgliedern, ohne dass dabei jedoch die besonderen äußeren Umstände seiner Regierungszeit in die Bewertung einflossen. – Bereits G.s Kindheit war überschattet von der Frage nach seiner künftigen Stellung im Gesamthaus Schönburg. Als Sohn des Brudermörders Wolf Ernst gebrandmarkt, betrieben dessen Geschwister den Ausschluss G.s von der Erbfolge, mussten jedoch auf Veranlassung Kursachsens am 30.9.1628 seiner Wiederaufnahme in den Familienverband vertraglich zustimmen. Nach erlangter Mündigkeit schloss G. am 9.3.1647 einen weiteren Vertrag mit den Vertretern der Linie Schönburg-Glauchau ab, der ihn als voll erbberechtigtes Mitglied dieser Linie auswies. Dennoch erhielt G. aus der Glauchauer Erbmasse zunächst nur das wenig einträgliche Gut Berthelsdorf bei Glauchau angewiesen. 1655 erwarb er die Herrschaft Remse, wohin er auch seine Residenz verlegte, 1661 zudem ein Drittel der Herrschaft Glauchau und 1664 die Herrschaft Rochsburg. Diese ohnehin kleinen, von den verheerenden Wirkungen des Dreißigjährigen Kriegs gezeichneten Besitzungen boten G. allerdings keine ausreichenden Einkünfte. Von Gläubigern bedrängt, versuchte G. 1659 erfolglos, die Herrschaft Remse wieder zu verkaufen. 1663 nahm er schließlich Verhandlungen mit Herzog
Philipp Ludwig von Schleswig-Holstein über die Veräußerung seines Anteils an der Herrschaft Glauchau auf. Auch Sachsen-Altenburg und Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen bemühten sich um einen Erwerb Glauchaus. Allerdings wurden auf einer schönburgischen Regierungskonferenz vom 10.2.1663 G.s Verkaufsabsichten von den übrigen Herrschaftsbesitzern, v.a. von der Waldenburger Linie, scharf verurteilt. Ein folgenschwerer Verlust der schönburgischen Stammbesitzung Glauchau konnte damit verhindert werden. G. selbst blieb fortan im Gesamthaus weitgehend isoliert. – Im Kontext der prekären wirtschaftlichen Lage müssen auch die sozialen Unruhen gesehen werden, die G.s Herrschaftsgebiet seit Mitte der 1660er-Jahre erschütterten. Im sog. „Pfaffrodaer Hut- und Triftkrieg“ (1666-1671) kam es dabei zum gewaltsamen Aufbegehren der Untertanen gegen die ständige Ausweitung der grundherrlichen Rechte auf Kosten der bäuerlichen Bevölkerung und zur Klage gegen G. vor dem Reichskammergericht. Der Pfaffrodaer Hut- und Triftkrieg reiht sich ein in die großen Bauernunruhen des ausgehenden 17. Jahrhunderts, die fast das gesamte schönburgische Herrschaftsgebiet erfassten und zugleich die völlige Hilflosigkeit und Abhängigkeit der Herren von Schönburg von kursächsischer Militärhilfe offenbarten. – Die letzten Lebensjahre G.s waren noch einmal von Meinungsverschiedenheiten über das Besitzrecht an der Herrschaft Glauchau geprägt. Eine beabsichtigte Teilung Glauchaus in die Herrschaften Forderglauchau und Hinterglauchau kam jedoch erst 1681, zwei Jahre nach G.s Tod, zustande.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, Schönburgische Gesamtregierung.
Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 343-350; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 117; F. E. Kröber, Schönburg-Pfaffrodaer Hut- und Trift-Krieg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 5/1898/99, S. 173-179; A. Beil, Im Streite um das Erbe Wolfs des Jüngeren von Schönburg, in: NASG 36/1915, S. 39-63.
Porträt G. von Schönburg, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Fotothek (Original verschollen); Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Michael Wetzel
8.11.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Gottfried Ernst von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22452 [Zugriff 22.12.2024].
Gottfried Ernst von Schönburg
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, Schönburgische Gesamtregierung.
Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 343-350; E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 117; F. E. Kröber, Schönburg-Pfaffrodaer Hut- und Trift-Krieg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 5/1898/99, S. 173-179; A. Beil, Im Streite um das Erbe Wolfs des Jüngeren von Schönburg, in: NASG 36/1915, S. 39-63.
Porträt G. von Schönburg, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Fotothek (Original verschollen); Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Michael Wetzel
8.11.2007
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Gottfried Ernst von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22452 [Zugriff 22.12.2024].