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Clotilde Septimia von Nostitz und Jänckendorf

Obwohl N., die zweitjüngste Tochter des sächsischen Konferenzministers Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänckendorf, in ihrer Jugend eine in Sachsen bekannte Dichterin war, ist ihr Leben und Wirken heute weitgehend vergessen. – N. erhielt am 10.2.1801 auf Gut Doberschau die Haustaufe. Ihre ersten Jahre verlebte sie im Kreis von sieben Geschwistern auf dem im Besitz der Mutter befindlichen Gut in Doberschau, um dann mit ihren Eltern 1807 nach Dresden zu gehen. Bereits in der Kindheit förderten die Eltern ihre musischen Neigungen. So stand ihr die reiche Bibliothek des Vaters zur Verfügung und in Dresden erhielt sie mit ihren Schwestern Clara Minona und Heliodora Octavia Unterricht durch einen Privatlehrer. Die ausgezeichnete Bildung und der Umgang mit vielen Dichtern und Gelehrten im gastfreundlichen Elternhaus trugen dazu bei, ihr Talent auszuprägen. So wagte sie bereits in früher Jugend erste lyrische Versuche, die sie seit 1818 in verschiedenen Zeitschriften - „Kinds Harfe“, „Beckers Almanach“, „Abendzeitung“, „Iduna“ und „Waisenfreund“ - jedoch meist unter dem Pseudonym eines ihrer Vornamen veröffentlichte. Ihr Text „Wenn Kindlein süßen Schlummers Ruh“ wurde im Januar 1821 von Carl Maria von Weber vertont und rasch populär. Weber hatte N. bei den Abendveranstaltungen des „Dresdner Liederkreises“, die nicht selten im Haus ihrer Eltern stattfanden, kennengelernt und beschrieb sie als „eine junge Dame von großer Fähigkeit des Geistes und Herzens“. Von Juli bis November 1822 begleitete N. ihre Eltern auf einer längeren Reise nach Westdeutschland, in die Schweiz, Oberitalien und Ungarn. Mit einigen ihrer Gedichte unterstützte sie soziale Projekte wie das Waisenhaus in Pirna. Auch die (Lausitzer) Bergwelt war Gegenstand ihres lyrischen Schaffens. Unter Nostitz’ Töchtern, die das Erwachsenenalter erreichten, blieb Clotilde als einzige unverheiratet. Nach dem Abschied ihres Vaters aus dem Staatsdienst und seinem Rückzug nach Oppach trat sie 1832 als Stiftsfräulein in das evangelische adelige Fräuleinstift Joachimstein bei Görlitz ein, wo sich 1820 bis 1824 schon ihre Schwester Therese Clementine befunden hatte. Die Dauer des Aufenthalts ist nicht bekannt, umfasste aber wahrscheinlich die gesamten 1830er-Jahre. Die Intensität ihres Schaffens ließ hier deutlich nach, viele ihrer Gedichte widmeten sich religiösen Inhalten. In den 1840er-Jahren lebte N. bei ihrer Mutter, die nach dem Tod des Ehemanns nach Dresden gezogen war. 1846 bis 1848 wohnte sie nachweisbar in der Großen Plauenschen Gasse. Nach dem Tod der Mutter verbrachte sie ihre letzten vier Lebensjahre in und bei Leipzig. Am 19.1.1852 erlag N. in Leipzig einem Krebsleiden. Ihr dichterischer Nachlass wurde im Jahr darauf von ihrem Bruder Eduard Gottlob herausgegeben.

Quellen Ev.-luth. Pfarramt St. Petri Bautzen, Taufbuch 1801, Bl. 51, Nr. 28; Ev.-luth. Pfarramt Oppach, Begräbnisbuch 1830-1865, Sterberegister 1852; Adreß-Handbuch für die Residenz-Stadt Dresden 1846, S. 163, 1848, S. 70.

Werke E. G. v. Nostitz und Jänckendorf (Hg.), Aus dem dichterischen Nachlaß meiner Schwester Klothilde N., Leipzig 1853.

Literatur K. W. O. A. v. Schindel, Die deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1825, S. 66; I. Hub, Deutschlands Balladen- und Romanzendichter, Bd. 1, Würzburg/Karlsruhe 41864, S. 161; M. M. v. Weber, Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild, Bd. 2, Leipzig 1866, S. 63f.; R. Doehler, Diplomatarium Joachimsteinense, Görlitz 1905. – DBA I.

Porträt Bildnis Clothilde von N., C. C. Vogel v. Vogelstein, 1824, Schwarze-Kreide-Zeichnung, weiß gehöht, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 3262, Foto: A. Diesend (Bildquelle).

Boris Böhm
4.7.2018


Empfohlene Zitierweise:
Boris Böhm, Artikel: Clotilde Septimia von Nostitz und Jänckendorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28229 [Zugriff 21.11.2024].

Clotilde Septimia von Nostitz und Jänckendorf



Quellen Ev.-luth. Pfarramt St. Petri Bautzen, Taufbuch 1801, Bl. 51, Nr. 28; Ev.-luth. Pfarramt Oppach, Begräbnisbuch 1830-1865, Sterberegister 1852; Adreß-Handbuch für die Residenz-Stadt Dresden 1846, S. 163, 1848, S. 70.

Werke E. G. v. Nostitz und Jänckendorf (Hg.), Aus dem dichterischen Nachlaß meiner Schwester Klothilde N., Leipzig 1853.

Literatur K. W. O. A. v. Schindel, Die deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1825, S. 66; I. Hub, Deutschlands Balladen- und Romanzendichter, Bd. 1, Würzburg/Karlsruhe 41864, S. 161; M. M. v. Weber, Carl Maria von Weber. Ein Lebensbild, Bd. 2, Leipzig 1866, S. 63f.; R. Doehler, Diplomatarium Joachimsteinense, Görlitz 1905. – DBA I.

Porträt Bildnis Clothilde von N., C. C. Vogel v. Vogelstein, 1824, Schwarze-Kreide-Zeichnung, weiß gehöht, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 3262, Foto: A. Diesend (Bildquelle).

Boris Böhm
4.7.2018


Empfohlene Zitierweise:
Boris Böhm, Artikel: Clotilde Septimia von Nostitz und Jänckendorf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/28229 [Zugriff 21.11.2024].