Bruno Schröder

Mit einer mehr als zwanzigjährigen Berufserfahrung, die er an den Berliner Museen gesammelt hatte, wurde S. 1925 zum Direktor der Skulpturensammlung in Dresden ernannt, deren Schausammlung er in den neun Jahren seiner Amtszeit einer gründlichen Neuordnung und Modernisierung unterzog. – Seine humanistische Bildung hatte S. in Rostock erhalten, wo er nach dem Abitur 1897 begann, Archäologie und Philologie zu studieren. Im zweiten Studienjahr wechselte er an die Universität Bonn. Dort wurde er 1901 als Schüler von Georg Loeschcke mit „Studien zu den Grabdenkmaelern der roemischen Kaiserzeit“ promoviert. Dank eines Stipendiums des Deutschen Archäologischen Instituts konnte S. anschließend für ein Jahr Griechenland, Kleinasien und Italien bereisen. Dabei wirkte er kurzzeitig bei Ausgrabungsarbeiten im Gymnasion von Pergamon mit. Ab Oktober 1903 arbeitete er als Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Antikensammlung der Königlichen Museen zu Berlin. Im April 1905 wurde er dort zum Direktorialassistenten bei Reinhard Kekulé von Stradonitz ernannt, 1918 zum Kustos und Professor. In Berlin wirkte S. an der Neugestaltung der Ausstellung antiker Skulpturen im Alten Museum mit, verfasste diverse Führer zur Sammlung und publizierte rege im „Archäologischen Anzeiger“ und im „Kunstwanderer“. Im August 1925 verließ S. Berlin und nahm in Nachfolge von Paul Herrmann die Stelle des Direktors der Skulpturensammlung in Dresden an. Spezialisiert auf das Gebiet der griechischen Malerei und Plastik des 5. Jahrhunderts v. Chr. zeigte S. auch Interesse an der Kunst des 19. Jahrhunderts sowie an zeitgenössischer Skulptur und baute die klassizistische Abteilung des im Albertinum untergebrachten Museums aus. Als Honorarprofessor las er an der Technischen Hochschule Dresden Antike Kunstgeschichte. 1933 unterzeichnete S. das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“, trat allerdings nie in die NSDAP ein. Unter seinen Kollegen in den Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden galt S. als ein auf seine Forschung und Arbeit konzentrierter „Gelehrter der alten Schule“, der zurückgezogen lebte und nur bei seinen wissenschaftlichen Vorträgen und Führungen im Museum öffentlich auftrat. Im Mai 1934 wählte S. den Freitod.

Quellen Auskunft Stadtarchiv Rostock; Universität Rostock, Matrikelportal, Sommersemester 1897, Wintersemester 1901.

Werke Studien zu den Grabdenkmaelern der roemischen Kaiserzeit, Bonn 1902; Thrakische Helme, in: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 27/1912, S. 317-344; Mikon und Paionios, in: Jahrbuch des kaiserlich deutschen archäologischen Instituts 29/1914, H. 3, S. 12-168; Griechische Gewandstatuen im alten Museum zu Berlin, in: Kunst und Künstler. Illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe 13/1915, H. 12, S. 537-556; Anselm Feuerbach und die Antike, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 45/1924, S. 85-111; Der Sport im Altertum, Berlin 1927; Ernst Rietschel als Zeichner, in: Der Grosse Garten. Wege und Ziele der Kunst und Kultur in Dresden, Bd. 2: Hundert Jahre Sächsischer Kunstverein. Jubiläums-Festschrift, Dresden 1928, S. 168-172.

Literatur Kurt Degen, Bruno S. †, in: Dresdner Anzeiger 19.5.1934, Abendausgabe, S. 2; Gerhart Rodenwaldt, Bruno S. †, in: Archäologischer Anzeiger 1934, S. 314f.; Huberta Heres, Bruno S. zum 50. Todestag, in: Dresdener Kunstblätter 28/1984, H. 6, S. 187-189 (P); Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Köln/Weimar/Wien 2020, S. 429f. (P). – DBA II, III; Reinhard Lullies/Wolfgang Schiering (Hg.), Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiografien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache, Mainz 1988, S. 200f.

Porträt Büste Bruno S., Peter Pöppelmann, vor 1934, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung, Inventar-Nr.: ZV 3370, Fotografie: Hans-Peter Klut (Bildquelle).

Karin Müller-Kelwing
20.12.2022


Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Bruno Schröder,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29197 [Zugriff 21.11.2024].

Bruno Schröder



Quellen Auskunft Stadtarchiv Rostock; Universität Rostock, Matrikelportal, Sommersemester 1897, Wintersemester 1901.

Werke Studien zu den Grabdenkmaelern der roemischen Kaiserzeit, Bonn 1902; Thrakische Helme, in: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 27/1912, S. 317-344; Mikon und Paionios, in: Jahrbuch des kaiserlich deutschen archäologischen Instituts 29/1914, H. 3, S. 12-168; Griechische Gewandstatuen im alten Museum zu Berlin, in: Kunst und Künstler. Illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe 13/1915, H. 12, S. 537-556; Anselm Feuerbach und die Antike, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 45/1924, S. 85-111; Der Sport im Altertum, Berlin 1927; Ernst Rietschel als Zeichner, in: Der Grosse Garten. Wege und Ziele der Kunst und Kultur in Dresden, Bd. 2: Hundert Jahre Sächsischer Kunstverein. Jubiläums-Festschrift, Dresden 1928, S. 168-172.

Literatur Kurt Degen, Bruno S. †, in: Dresdner Anzeiger 19.5.1934, Abendausgabe, S. 2; Gerhart Rodenwaldt, Bruno S. †, in: Archäologischer Anzeiger 1934, S. 314f.; Huberta Heres, Bruno S. zum 50. Todestag, in: Dresdener Kunstblätter 28/1984, H. 6, S. 187-189 (P); Karin Müller-Kelwing, Zwischen Kunst, Wissenschaft und Politik. Die Staatlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in Dresden und ihre Mitarbeiter im Nationalsozialismus, Köln/Weimar/Wien 2020, S. 429f. (P). – DBA II, III; Reinhard Lullies/Wolfgang Schiering (Hg.), Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiografien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache, Mainz 1988, S. 200f.

Porträt Büste Bruno S., Peter Pöppelmann, vor 1934, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Skulpturensammlung, Inventar-Nr.: ZV 3370, Fotografie: Hans-Peter Klut (Bildquelle).

Karin Müller-Kelwing
20.12.2022


Empfohlene Zitierweise:
Karin Müller-Kelwing, Artikel: Bruno Schröder,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29197 [Zugriff 21.11.2024].