Friedrich Reyher
R. besuchte die Volksschule (1913-1921) in seinem Heimatort und absolvierte anschließend bis Ostern 1924 eine Schlosserlehre an der Maschinenbauschule sowie bei der Firma Max Fischer in Schlegel (heute Hainichen). In diesem Beruf arbeitete er bis Februar 1926 im Radiowerk Hainichen. Danach war er arbeitslos und meldete sich im August 1926 freiwillig zur Reichswehr. Dort diente er als Soldat im Reiterregiment 12 in Grimma, ab 1930 als Unteroffizier im Reichswehrministerium in Berlin und schließlich ab 1935 in der Heeresfachschule in Küstrin (poln. Kostrzyn nad Odrą), wo er drei Jahre später sein Abitur ablegte. 1938 trat er der NSDAP bei. – Nach zwölfjähriger Dienstzeit in der Reichswehr und der Wehrmacht wurde er entlassen und als Angestellter der Finanzinspektion in Bad Schandau eingestellt. In Ilmenau besuchte er die Reichsfinanzschule (Dezember 1938-Mai 1939), die er als Finanzinspektor abschloss. Am 1.8.1939 zur Wehrmacht einberufen und rückwirkend ab 1934 zum Offizier ernannt wurde R. im Dienstgrad eines Leutnants Kompaniechef in einem Pionierbataillon. 1940 wurde er zum Oberleutnant befördert und als Bataillonskommandeur eingesetzt. In Bessarabien geriet er am 14.7.1941 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. In dieser war er bis Mai 1942 im Lager Jelabuga (Russland) Lagerältester. Mit zwei weiteren Offizieren (u.a. Eberhard Charisius) bildete er im April 1942 die erste antifaschistische Offiziersgruppe in der UdSSR und war im Mai 1942 Teilnehmer an der 1. Antifa-Konferenz in Moskau. Anschließend besuchte er die Antifa-Schule im Lager Oranki (Russland). Ab November 1942 war R. als Propagandist in Stalingrad (heute Wolgograd [Russland]), an der Donfront, in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern und schließlich an der Baltischen Front eingesetzt. 1943 wurde er zum Mitglied des Plenums des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) gewählt und arbeitete bis 10.5.1945 in der operativen Abteilung des NKFD. Durch ein Militärgericht der Wehrmacht wurde R. 1944 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Seine Frau, die beiden Töchter und seine Mutter wurden in Sippenhaft genommen und erst im Mai 1945 durch französische Truppen befreit. Direkt nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft (16.5.1945) wurde R. am 18.5.1945 in Pirna als Landrat eingesetzt und übte dieses Amt bis zum 30.5.1947 aus. Anschließend war er im Rang eines Ministerialrats bis 30.4.1949 Leiter der Preisüberwachung im Landespreisamt Sachsen. – Bereits am 1.7.1945 war R. der KPD beigetreten. Während des Besuchs der SED-Landesparteischule von Mai bis August 1949 wurde R. als Offizier für die Bewaffneten Organe der DDR gewonnen und bis September 1950 zu einem Sonderlehrgang in die Sowjetunion delegiert. Nach seiner Rückkehr wurde er Volkspolizei-Inspekteur im Stab der Hauptverwaltung Ausbildung und war zwischen Dezember 1951 und August 1952 als Leiter der Volkspolizei-Bereitschaft Löbau tätig. Im Zuge des Aufbaus der Kasernierten Volkspolizei wurde er zum Oberstleutnant befördert und erhielt den Posten des Leiters der Registrierverwaltung Dresden. Nach der Übernahme in die NVA blieb er Chef dieses Organs, dem nunmehrigen Wehrbezirkskommando Dresden. Am 1.3.1957 zum Oberst befördert schied R. aus gesundheitlichen Gründen am 28.2.1960 aus der NVA aus und arbeitete ab 1.4.1960 trotz einer schweren Lungenkrankheit als Werkleiter des VEB Dresdner Zigarettenfabriken. – Für seine Verdienste wurde er u.a. mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet.
Quellen Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, Staatliches Schriftgut aus der Zeit nach 1945, Nationale Volksarmee, Ministerium für Nationale Verteidigung/Zentrale Dienststellen, DVW 3-3: Militärarchiv der DDR 1955-1987, Akte R-644/108.
Literatur Friedrich R. 65 Jahre, in: Sächsische Zeitung 19.5.1972, S. 2; D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 369f. – DBA III.
Dieter Kürschner †
4.9.2012
Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Friedrich Reyher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9511 [Zugriff 26.11.2024].
Friedrich Reyher
Quellen Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, Staatliches Schriftgut aus der Zeit nach 1945, Nationale Volksarmee, Ministerium für Nationale Verteidigung/Zentrale Dienststellen, DVW 3-3: Militärarchiv der DDR 1955-1987, Akte R-644/108.
Literatur Friedrich R. 65 Jahre, in: Sächsische Zeitung 19.5.1972, S. 2; D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 369f. – DBA III.
Dieter Kürschner †
4.9.2012
Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Friedrich Reyher,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9511 [Zugriff 26.11.2024].