Anna Maria Dorothea von Mecklenburg-Schwerin
Anna Maria Dorothea von Mecklenburg-Schwerin war die erste Herzogin des ab 1657 bestehenden wettinischen Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Weißenfels. In ihrer persönlichen Frömmigkeit harmonierte die glaubensfeste Lutheranerin gut mit ihrem Ehemann August, der in gewisser Weise als protestantische Variante dem Sozialtypus des barocken Kirchenfürsten zuzuordnen ist. – Unmittelbar nach ihrer Geburt und Taufe wurde Anna Maria Dorothea - als Tochter des aus seinem Stammland vertriebenen Herzogs Adolf Friedrich I. - zunächst gemeinsam mit ihren Brüdern Christian Ludwig und Karl im schwedischen
Kalmar in Sicherheit gebracht. Danach wurde sie von der aus Mecklenburg stammenden dänischen Königinwitwe Sophie aufgenommen und 1629 deren Tochter, der sächsischen Kurfürstinwitwe Hedwig, zur weiteren Erziehung übergeben. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Johann Georg lebte Anna Maria Dorothea bis zu Hedwigs Tod 1641 auf deren Witwensitz Schloss Lichtenburg bei
Prettin und genoss dort eine strenge christliche Erziehung. Die ihrer mecklenburgischen Verwandtschaft verbundene Hedwig verfügte über persönliche Kontakte zu zahlreichen deutschen Fürstenhäusern, erzog viele fürstliche Kinder und betätigte sich erfolgreich als Ehestifterin. 1642 kam Anna Maria Dorothea zunächst an den Dresdner Hof zur Kurfürstin Magdalena Sibylla ehe sie als junge Erwachsene zu ihrer Familie nach
Schwerin zurückkehrte. – Bereits am Witwenhof in
Lichtenburg lernte Anna Maria Dorothea den Herzog-Administrator August kennen, von dem die Initiative zur Partnerwahl ausging. Nach der Verlobung in
Calbe/Saale 1646 und der Vermählung 1647 in Schwerin erfolgte Ende desselben Jahrs der Einzug der Frischvermählten in der erzbischöflichen Residenzstadt
Halle/Saale. Im Ehevertrag waren ihr die Ämter und Städte
Jüterbog und
Dahme/Mark als Wittum verschrieben worden. – Die neue Landesfürstin, seit 1657 auch im Sekundogeniturfürstentum Sachsen-Weißenfels, hatte erkennbares Interesse an eigenem Grundbesitz. So besaß Anna Maria Dorothea in der Residenz Halle/Saale ein Haus und einen Garten in der auf einer Saaleinsel gelegenen Vorstadt
Strohhof. 1660 errichtete ihr Ehemann August bei
Glaucha (heute Halle/Saale) einen Garten mit Weinbergen und einem Lusthaus für sie. 1665 erwarb Anna Maria Dorothea das ehemalige Nonnenkloster und Klostergut
Langendorf bei
Weißenfels. Möglicherweise sind diese Besitztümer aber auch Indiz für eine gewisse Sehnsucht nach einem ruhigeren Leben in ländlicher Umgebung, fern des Hofs. Ausdruck ihrer gelebten Frömmigkeit sind neben täglichen Betstunden ihre mehrfach wiederholte vollständige Bibellektüre sowie die Rezeption verschiedener theologischer Werke. Außerdem zeigte Anna Maria Dorothea großes Interesse an Medizin und Fragen der Arzneikunst. Inwieweit sie, abgesehen von ihren zeremoniellen Verpflichtungen als Landesfürstin Anteil an dem aufblühenden Hallenser Musenhof ihres prachtliebenden und kunstsinnigen Ehemanns nahm, lässt sich bislang nicht beurteilen. Zwischen Anna Maria Dorothea und ihrem Vater bestand bis zu dessen Tod 1658 ein enges Verhältnis. Ihrer Familie sowie ihrer Mecklenburger Heimat blieb sie zeitlebens verbunden. Ein Familienbesuch in Schwerin 1651 oder die Vermählung ihrer Tochter Magdalena Sibylla in
Altenburg mit Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg 1669 bildeten eine willkommene Abwechslung. In ihrer Ehe brachte die Herzogin insgesamt zwölf Kinder zur Welt und sorgte so für den Fortbestand der neuen Sekundogenitur Sachsen-Weißenfels. – Im Sinne einer letztwilligen Verfügung vermachte Anna Maria ihr bestes Kleinod mit Diamanten ihrem Ehemann unter der Auflage, dass es nach ihrem Tod auf die älteste Tochter übergehen, in Zukunft aber als Fideikommiss bei dem Weißenfelser Fürstenhaus verbleiben sollte. Als vorbildliche Landesmutter gerühmt, starb Anna Maria Dorothea im Kreis ihrer Familie und wurde Anfang 1670 nach Weißenfels überführt und in dem inzwischen fertiggestellten Familienbegräbnis unter der Schlosskapelle beigesetzt. Zugleich wurden die drei, in Anna Maria Dorotheas persönlichem Unglücksjahr 1663 verstorbenen Töchter von der Hauptresidenz Halle/Saale dorthin umgebettet.
Quellen Johannes Olearius, Megalopolis Saxonica. Die Himmel und Erden weit übertreffende Herzvergnügte Große Felsen-Stadt der Kinder Gottes: Wie solche mit Göttlicher Verleyhung Auß dem denckwürdigen im LXXIII. Psalm enthaltenen Wahl-Spruche Der … Frauen Annen Marien / Hertzogin zu Sachsen …, Halle/Saale 1670; Roswitha Jacobsen (Bearb.), Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Die Tagebücher 1667-1686, Bd. 1-3, Weimar 1998-2003; Jochen Vötsch (Hg.), Sächsische Fürstentestamente 1652-1831. Edition der letztwilligen Verfügungen der regierenden albertinischen Wettiner mit ergänzenden Quellen, Leipzig 2018.
Literatur Gottlob Traugott Gabler, Die Fürstengruft auf Neu=Augustusburg. Oder: Die Herzöge von Sachsen=Weißenfels und Querfurth, Weißenfels 1844; Ute Essegern, Kursächsische Eheveträge in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: Martina Schattkowsky (Hg.), Witwenschaft in der Frühen Neuzeit, Leipzig 2003, S. 115-135; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007 (P); Dirk Schleinert, Anna Maria von Mecklenburg (1627-1669) und August von Sachsen (1614-1680) und die Begründung des Hauses Sachsen-Weißenfels, in: Mecklenburgische Jahrbücher 123/2008, S. 123-157. – Eva Labouvie (Hg.), Frauen in Sachsen-Anhalt, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 326-329.
Porträt Herzogin Anna Maria Dorothea von Sachsen-Weißenfels, Christoph Steger/Johann Dürr, 1654, Kupferstich, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, Inventar-Nr. JDürr AB 3.3 (Bildquelle) [CC BY-NC-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License]; Anna Maria, Herzogin von Sachsen-Weißenfels, Öl auf Leinwand, Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg; Herzogin Anna Maria Dorothea von Sachsen-Weißenfels, Christoph Steger/Johann Dürr, Kupferstich, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inventar-Nr. A 18312; Herzogin Anna Maria Dorothea von Sachsen-Weißenfels, Christoph Steger/Johann Dürr, 1654, Kupferstich, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek.
Jochen Vötsch
10.9.2024
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Anna Maria Dorothea von Mecklenburg-Schwerin,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9051 [Zugriff 6.9.2025].
Anna Maria Dorothea von Mecklenburg-Schwerin
Quellen Johannes Olearius, Megalopolis Saxonica. Die Himmel und Erden weit übertreffende Herzvergnügte Große Felsen-Stadt der Kinder Gottes: Wie solche mit Göttlicher Verleyhung Auß dem denckwürdigen im LXXIII. Psalm enthaltenen Wahl-Spruche Der … Frauen Annen Marien / Hertzogin zu Sachsen …, Halle/Saale 1670; Roswitha Jacobsen (Bearb.), Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Die Tagebücher 1667-1686, Bd. 1-3, Weimar 1998-2003; Jochen Vötsch (Hg.), Sächsische Fürstentestamente 1652-1831. Edition der letztwilligen Verfügungen der regierenden albertinischen Wettiner mit ergänzenden Quellen, Leipzig 2018.
Literatur Gottlob Traugott Gabler, Die Fürstengruft auf Neu=Augustusburg. Oder: Die Herzöge von Sachsen=Weißenfels und Querfurth, Weißenfels 1844; Ute Essegern, Kursächsische Eheveträge in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: Martina Schattkowsky (Hg.), Witwenschaft in der Frühen Neuzeit, Leipzig 2003, S. 115-135; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverbund „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007 (P); Dirk Schleinert, Anna Maria von Mecklenburg (1627-1669) und August von Sachsen (1614-1680) und die Begründung des Hauses Sachsen-Weißenfels, in: Mecklenburgische Jahrbücher 123/2008, S. 123-157. – Eva Labouvie (Hg.), Frauen in Sachsen-Anhalt, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 326-329.
Porträt Herzogin Anna Maria Dorothea von Sachsen-Weißenfels, Christoph Steger/Johann Dürr, 1654, Kupferstich, Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, Inventar-Nr. JDürr AB 3.3 (Bildquelle) [CC BY-NC-SA 4.0; dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International License]; Anna Maria, Herzogin von Sachsen-Weißenfels, Öl auf Leinwand, Museum Weißenfels - Schloss Neu-Augustusburg; Herzogin Anna Maria Dorothea von Sachsen-Weißenfels, Christoph Steger/Johann Dürr, Kupferstich, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inventar-Nr. A 18312; Herzogin Anna Maria Dorothea von Sachsen-Weißenfels, Christoph Steger/Johann Dürr, 1654, Kupferstich, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek.
Jochen Vötsch
10.9.2024
Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Anna Maria Dorothea von Mecklenburg-Schwerin,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9051 [Zugriff 6.9.2025].