Franz Burchart
B. war einer der einflussreichsten kursächsischen Beamten während der Reformationszeit. Als kursächsischer Vizekanzler mit der Amtsgewalt eines Kanzlers gestaltete er aktiv die Politik seiner Zeit und war ein wichtiger Verhandlungsführer bei Reichstagen und Gesandtschaften im In- und Ausland. Auch nach dem Verlust der sächsischen Kurwürde blieb er seinem Dienstherrn Johann Friedrich (der Großmütige) treu und unterstützte diesen bei der Gründung der Universität Jena. – B. nahm 1520 ein Studium der Rechtswissenschaften auf, wechselte jedoch unter dem Einfluss Philipp Melanchthons bald zur klassischen Literatur und den alten Sprachen. Von Melanchthon wird B. im Testament - neben anderen - als Freund hervorgehoben und galt als einer seiner Lieblingsschüler. Diese Zuneigung ist auch auf die Zeit zurückzuführen, als B. aufgrund der entzogenen Unterstützung seines Vaters bei Melanchthon wohnte. B. schloss 1524 sein Studium als Magister ab. Im Anschluss daran begann er mit seiner Lehrtätigkeit, die sich 1532 auf das Fach Griechisch ausweitete. Zeitgleich leitete er 1532 bis 1533 als Rektor die Universität Wittenberg. – 1535 wurde B. kurfürstliches Ratsmitglied und im darauffolgenden Jahr zum Vizekanzler ernannt. In dieser Funktion übte er interimistisch das Amt des Kanzlers aus, das erst wieder 1542 mit Melchior von Ossa neu besetzt wurde. Als Grund, warum B. nicht direkt mit dem Amt des Kanzlers betraut wurde, kann angeführt werden, dass er kein Jurist war und deshalb in den Augen des Kurfürsten als ungeeignet für diesen Posten galt. 1537 reiste er zum Konvent in Schmalkalden, um mit dem päpstlichen Nuntius zu verhandeln. 1538 wurde er als Gesandter für ein halbes Jahr nach England geschickt, wohin er noch vier weitere Male reisen sollte (1539, 1540, 1546/47 und 1559). In der Zeit zwischen seiner Ernennung zum Vizekanzler bis zum Beginn des Schmalkaldischen Kriegs 1546 war er ein wichtiger Verhandlungsführer der Reformation und trat für diese u.a. auf den Reichstagen zu Regensburg (1541), Speyer (1542, 1544), Nürnberg (1543) und Worms (1545) ein. Wie wichtig B. als Koordinator und Ansprechpartner des sächsischen Kurfürsten war, zeigte sich auf dem Reichstag zu Worms, als der Kurfürst mehrmals den Wunsch B.s auf Abberufung, den dieser mit Überlastung und Schwindelattacken begründete, verweigerte. Dieses Vertrauen gründete sich u.a. auf die Tatsache, dass sich B. eng mit dem Berater des Kurfürsten Gregor Brück abstimmte. Brück gilt als politischer Lehrmeister B.s, worauf sich auch diese Zusammenarbeit zurückführen lässt. 1542 war B. zusätzlich zu seiner Funktion gemeinsam mit dem hessischen Kanzler
Heinrich Lersner Kanzler des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel, wo er für die Verwaltung der besetzten Gebiete zuständig war. – Während des Schmalkaldischen Kriegs weilte B. als Gesandter in England. Nach dem Krieg und dem Verlust der Kurwürde blieb er im Dienst Johann Friedrichs und engagierte sich in dessen Auftrag bei der Gründung der Universität Jena. 1559 folgte seine fünfte und letzte Reise nach England anlässlich einer möglichen Hochzeit der englischen Königin mit Herzog
Johann Wilhelm von Sachsen. Sein Bemühen um eine Ehe scheiterte jedoch.
Quellen Politische Correspondenz der Stadt Straßburg im Zeitalter der Reformation, Bd. 2: 1531-1539, bearb. von O. Winckelmann, Straßburg 1887; O. Clemen, Der Gothaer Briefcodex A 406 mit Briefbeilagen vornehmlich aus dem Lebenskreise des Friedrich Myconius, T. 1, in: Archiv für Reformationsgeschichte 35/1938, S. 119-145; E. Fabian, Verzeichnis vom Briefwechsel des Reformationskanzlers Dr. Georg Brück (1521-1553), Frankfurt/Main 1952.
Literatur J. T. L. Danz, Franz B. aus Weimar, Weimar 1825 (P); C. D. Beck, Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1825, Leipzig 1825; G. Mentz, Johann Friedrich der Großmütige, T. 2 und 3, Jena 1908; W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle/Saale 1917, S. 219-225; F. Prüser, England und die Schmalkaldener, Leipzig 1929; Die Inschriften der Stadt Jena bis 1650, bearb. von L. Hallof/K. Hallof, Berlin 1992, S. 65; R. Aulinger, Ein treuer Diener seines Herrn. Magister Franz Burkhard als Gesandter des Kurfürsten von Sachsen auf dem Wormser Reichstag 1545, in: F. Edelmayer u.a. (Hg.), Plus Ultra. Die Welt der Neuzeit, Münster 2008, S. 85-102; H. Scheible, Aufsätze zu Melanchthon, Tübingen 2010. – ADB 3, S. 569f.; DBA I, III; DBE 2, S. 229f.; NDB 3, S. 33.
Porträt Bildnis Franz B., C. Ermer, um 1850, Aquatinta, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inventar-Nr. A 3172 (Bildquelle) [CC BY SA 3.0 DE, Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons 3.0 Deutschland Lizenz].
Willi Wrubel
5.9.2012
Empfohlene Zitierweise:
Willi Wrubel, Artikel: Franz Burchart,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/893 [Zugriff 21.11.2024].
Franz Burchart
Quellen Politische Correspondenz der Stadt Straßburg im Zeitalter der Reformation, Bd. 2: 1531-1539, bearb. von O. Winckelmann, Straßburg 1887; O. Clemen, Der Gothaer Briefcodex A 406 mit Briefbeilagen vornehmlich aus dem Lebenskreise des Friedrich Myconius, T. 1, in: Archiv für Reformationsgeschichte 35/1938, S. 119-145; E. Fabian, Verzeichnis vom Briefwechsel des Reformationskanzlers Dr. Georg Brück (1521-1553), Frankfurt/Main 1952.
Literatur J. T. L. Danz, Franz B. aus Weimar, Weimar 1825 (P); C. D. Beck, Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1825, Leipzig 1825; G. Mentz, Johann Friedrich der Großmütige, T. 2 und 3, Jena 1908; W. Friedensburg, Geschichte der Universität Wittenberg, Halle/Saale 1917, S. 219-225; F. Prüser, England und die Schmalkaldener, Leipzig 1929; Die Inschriften der Stadt Jena bis 1650, bearb. von L. Hallof/K. Hallof, Berlin 1992, S. 65; R. Aulinger, Ein treuer Diener seines Herrn. Magister Franz Burkhard als Gesandter des Kurfürsten von Sachsen auf dem Wormser Reichstag 1545, in: F. Edelmayer u.a. (Hg.), Plus Ultra. Die Welt der Neuzeit, Münster 2008, S. 85-102; H. Scheible, Aufsätze zu Melanchthon, Tübingen 2010. – ADB 3, S. 569f.; DBA I, III; DBE 2, S. 229f.; NDB 3, S. 33.
Porträt Bildnis Franz B., C. Ermer, um 1850, Aquatinta, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Inventar-Nr. A 3172 (Bildquelle) [CC BY SA 3.0 DE, Dieses Werk ist lizensiert unter einer Creative Commons 3.0 Deutschland Lizenz].
Willi Wrubel
5.9.2012
Empfohlene Zitierweise:
Willi Wrubel, Artikel: Franz Burchart,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/893 [Zugriff 21.11.2024].