Helena von Landsberg
Die Vermählung zwischen H. und Dietrich von Landsberg beendete die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Dynastien, welche möglicherweise um das Land Lebus in den 1240/50er-Jahren ausgebrochen waren. Wann H. geboren wurde, ist unbekannt. Ihren griechischen Namen – obwohl in den Quellen eher die slawische Form „Elena“ auftritt – dürfte sie von einer Urgroßtante erhalten haben.
Waldemar I. (der Große), König von Dänemark hatte eine Tochter namens
Helene, die die Mutter Herzog
Ottos („das Kind“) von Lüneburg wurde. Otto wiederum ehelichte eine Schwester
Johanns I., Markgraf von Brandenburg, sodass in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine enge verwandtschaftliche und politische Beziehung zwischen dem dänischen Königshaus, dem Welfenhaus und den brandenburgischen Askaniern bestand. Hinzuweisen ist ebenso auf die Großmutter H.s, die Wettinerin
Mathilde (Mechthild) von der Lausitz, Ehefrau des Markgrafen
Albrecht II. von Brandenburg und Mutter Johanns I., die zu den herausragenden Frauengestalten der brandenburgischen Geschichte des Mittelalters gehörte. Ihre Rolle bei der Erziehung ihrer beiden Söhne Johann I., also H.s Vater, und
Otto III., bei der Ausübung der Vormundschaft sowie ihr Engagement auf ihren Witwensitz in Salzwedel wird in den Quellen besonders erwähnt und dürfte nicht ohne Vorbildwirkung auf ihre Enkeltochter geblieben sein. Bevor die Ehe zwischen H. und Dietrich von Landsberg geschlossen werden konnte, galt es jedoch, das Hindernis der zu nahen Verwandtschaft im vierten Grad auszuräumen. Am 2.5.1253 beauftragte Papst
Innocenz IV. Bischof
Johann von Samland, den notwendigen Dispens zu erteilen. Gleichwohl schienen damit nicht alle Schwierigkeiten beseitigt, denn zwei weitere, etwas undurchsichtige Dispenzerteilungen folgten in nächster Zeit, sodass die Ehe erst um 1258 zustande kam. Als Morgengabe erhielt H. u.a. Weißenfels, ihren späteren Witwensitz nach dem frühen Tod ihres Gatten. In einer Urkunde ihres Stiefbruders Markgraf
Heinrich von Landsberg und Brandenburg von 1304 lässt sich ihr Siegel und die Bezeichnung „Markgräfin in Weißenfels“ nachweisen. 1288 erscheint sie in einer Urkunde der Äbtissin
Margarethe von Weißenfels sogar als „marchionissa de Landesberc“. In einer Urkunde von 1292 lautet die selbstbewusste Intitulatio: „Nos Elena dei gratia relicta Th. Marchionis de Landesberc ...“ Beglaubigt wurde das Stück u.a. mit dem Siegel der Markgräfin. Das zeugt von einer Frau, die beschränkte Herrschaftsrechte auszuüben und zu behaupten wusste. Nach dem Tod ihres Ehemanns hatte sie sich gegen Forderungen und Ansprüche des Markgrafen Diezmann von der Lausitz zu erwehren. Sie suchte deshalb auch die Unterstützung ihrer brandenburgischen Brüder
Otto IV. mit dem Pfeil und Erzbischof
Erich von Magdeburg. – Über die Tätigkeit der Markgräfin in Weißenfels sind wir durch Urkunden und die wohl aus dem 14. Jahrhundert stammende Chronik des Weißenfelser Klarissenklosters recht gut informiert. Bereits mit ihrem Ehemann ließ sie um 1273/74 vor der Weißenfelser Brücke ein Hospital errichten. Die Eheleute stifteten sodann, wohl der Tradition ihres Schwiegervaters und Stifters des Klarissenklosters in Seußlitz folgend, in Weißenfels ebenfalls ein Kloster dieses Ordens. Kurze Zeit nach dem Tod ihres Ehemanns fand nach der Klosterchronik am 4.10.1285 die Weihe dieser Einrichtung etwas außerhalb der Stadt v.a. in Anwesenheit von nahen Verwandten der Gründerin statt. Die ersten Nonnen kamen aus Seußlitz. Die Anfänge des Klosters gestalteten sich aber schwierig, sodass eine Transferierung nach Dresden nötig wurde, die H.s Sohn Friedrich Tuta auf den Weg brachte. Der frühe Tod ihres Sohnes 1291 und der Widerstand der Dresdner Bürger verhinderten die Vollendung des Unternehmens. 1301 schließlich bezogen die Nonnen die neuen Gebäude innerhalb von Weißenfels. Unmittelbar neben dem Kloster befand sich die Wohnstätte der Markgräfin, die über einen Gang von einem Turm aus direkten Zugang zur Kirche hatte. Ihre beiden Töchter traten z.T. unter dramatischen Umständen ins Kloster ein.
Gertrud, ihre zweite Tochter, drohte gar mit Selbstverstümmelung, wenn sie nicht den Schleier nehmen dürfe. Sophia, die erstgeborene Tochter H.s, stand dem Kloster eine Zeit lang als Äbtissin vor. Zur besseren ökonomischen Absicherung der Gründung fiel nach dem Tod der Markgräfin ihre Morgengabe – Markranstädt, Rotha, Hohenmölsen, das Dorf Selau sowie den Weißenfelser Besitz umfassend – an das Kloster.
Quellen Die Chronik des St. Clarenklosters zu Weissenfels, hrsg. von J. O. Opel, in: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 11/1867, S. 373-424; Chronica Marchionum Brandenburgensium, hrsg. und erläutert von G. Sello, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 1/1888, S. 111-180; Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Bd. 30,1, Chronica principum Saxoniae ampliata, hrsg. von O. Holder-Egger, Hannover 1896, S. 32; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Teil 1, 962-1357, bearb. von P. Kehr, Halle 1899; Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Bd. 1, hrsg. von O. Posse, Dresden 1903.
Literatur O. Posse, Die Wettiner, Leipzig/Berlin 1897, S. 52; W. Giese, Die Mark Landsberg bis zu ihrem Übergang an die Brandenburgischen Askanier im Jahre 1291, in: Thüringisch-sächsische Zeitschrift für Geschichte und Kunst 8/1918, S. 1-54, 106-157; Die Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause, bearb. von H. Krabbo/G. Winter, Leipzig/München/Berlin 1955; W. R. Lutz, Heinrich der Erlauchte (1218-1288), Markgraf von Meißen und der Ostmark (1221-1288), Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen (1247-1263), Erlangen 1977, S. 423-455; W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 2, Köln/Wien 21983, S. 326-329; B. Streich, Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung, Köln/Wien 1989, S. 75-81.
Peter Neumeister
18.11.2004
Empfohlene Zitierweise:
Peter Neumeister, Artikel: Helena von Landsberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4426 [Zugriff 26.11.2024].
Helena von Landsberg
Quellen Die Chronik des St. Clarenklosters zu Weissenfels, hrsg. von J. O. Opel, in: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 11/1867, S. 373-424; Chronica Marchionum Brandenburgensium, hrsg. und erläutert von G. Sello, in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 1/1888, S. 111-180; Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Bd. 30,1, Chronica principum Saxoniae ampliata, hrsg. von O. Holder-Egger, Hannover 1896, S. 32; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Teil 1, 962-1357, bearb. von P. Kehr, Halle 1899; Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Bd. 1, hrsg. von O. Posse, Dresden 1903.
Literatur O. Posse, Die Wettiner, Leipzig/Berlin 1897, S. 52; W. Giese, Die Mark Landsberg bis zu ihrem Übergang an die Brandenburgischen Askanier im Jahre 1291, in: Thüringisch-sächsische Zeitschrift für Geschichte und Kunst 8/1918, S. 1-54, 106-157; Die Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause, bearb. von H. Krabbo/G. Winter, Leipzig/München/Berlin 1955; W. R. Lutz, Heinrich der Erlauchte (1218-1288), Markgraf von Meißen und der Ostmark (1221-1288), Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen (1247-1263), Erlangen 1977, S. 423-455; W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 2, Köln/Wien 21983, S. 326-329; B. Streich, Zwischen Reiseherrschaft und Residenzbildung, Köln/Wien 1989, S. 75-81.
Peter Neumeister
18.11.2004
Empfohlene Zitierweise:
Peter Neumeister, Artikel: Helena von Landsberg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4426 [Zugriff 26.11.2024].