Wigbert
Nach der Wiederherstellung des Merseburger Bistums 1004 war W. der erste Inhaber des dortigen Bischofsstuhls, hatte diesen aufgrund seines baldigen Tods jedoch nur fünf Jahre inne. Nicht nur wegen seiner kurzen Amtszeit stand und steht er im Schatten seines bekannten Nachfolgers Thietmar, aus dessen Chronik auch die meisten der zu W. überlieferten Informationen stammen. – W. soll das Kind sehr vornehmer (adliger?) Eltern aus Ostthüringen gewesen sein. Da in der Regel erst der dritte Sohn die geistliche Laufbahn einschlug und die beiden Erstgeborenen die weltliche Nachfolge ihres Vaters zu sichern hatten, ist es denkbar, dass W. mindestens zwei ältere Brüder hatte. In der Forschung wird teilweise vermutet, dass er mit Markgraf Wigbert verwandt, eventuell sein Sohn, war. Er besaß mehrere Eigengüter, von denen er u.a. sieben Hufen in Obhausen und den dortigen Weinberg Schönberg dem Bistum schenkte. – W. besuchte die Magdeburger Domschule unter
Ohtrich, der am 7.10.981 starb. Zu dieser Zeit wird W.s Ausbildung wenn nicht ganz, so doch weitgehend abgeschlossen gewesen sein. Ohtrich hätte entsprechend der Wahl des dortigen Domkapitels 981 Erzbischof werden sollen, was jedoch der damalige Bischof Giselher von Merseburg zu verhindern wusste, indem er bei Kaiser
Otto II. und Papst
Benedikt VII. die Aufhebung des Merseburger Bistums sowie seine Erhebung zum Magdeburger Erzbischof durchsetzte. Welche Funktion W. unter Erzbischof Giselher inne hatte und welche Pfründe er von diesem erhielt, ist nicht überliefert, er muss jedoch anfänglich in einem gewissen Vertrauensverhältnis zu diesem gestanden haben und wurde von ihm auch zum Erzpriester ernannt. – Später gehörte W. als Kaplan der Hofkapelle
Heinrichs II. an, der 1002 die Königsherrschaft übernommen hatte. Ob der Grund für diesen Wechsel der Verlust der Gunst Giselhers war, wie Thietmar es berichtet, ist nicht mehr nachprüfbar. Das Vertrauen Heinrichs II. scheint W. schnell erlangt zu haben. Nach dem Tod Erzbischof Giselhers am 25.1.1004 reiste W. im Auftrag Heinrichs II. nach Magdeburg. Er sollte dort beim Domkapitel für die Wahl
Taginos werben. Nach dessen Einsetzung wurde am 6.2. das Bistum Merseburg restituiert und W. als Bischof eingesetzt. Die Weihe vollzog Erzbischof Tagino unter Assistenz der Bischöfe
Arnulf von Halberstadt, Eid von Meißen, Hildeward von Zeitz,
Hilderich von Havelberg und
Wigo von Brandenburg, wahrscheinlich sogar im Beisein eines päpstlichen Legaten. Merseburg wurde für Heinrich II. ein wichtiger Aufenthaltsort und Stützpunkt - v.a. bei seinen Unternehmungen gegen den Polenherzog
Bolesław Chrobry. W. muss deshalb ihm gegenüber loyal gewesen sein. – Neben der Wiederherstellung des Bistums - z.B. durch die Rückgewinnung von Gebieten und Rechten - gehörte die Slawenmission zu W.s Hauptaufgaben als Bischof. So soll er an der Stelle des von den Heiden verehrten Hains Schkeitbar eine Kirche zu Ehren des heiligen
Romanus erbauen lassen haben. Thietmar führte auch zwei weitere Kirchen in Magdeburg auf W.s Initiative zurück. W. wird zudem als Begründer der Domstiftsbibliothek angesehen, die neben liturgischen auch wissenschaftliche Bücher umfasste. Am 7.7.1005 nahm er an der Synode zu Dortmund teil und wurde Mitglied der dort geschlossenen Gebetsverbrüderung. – W. soll über zehn Jahre an den Folgen einer Vergiftung gelitten haben. Bevor er aufgrund einer schweren Erkrankung im Beisein der Bischöfe Wigo von Brandenburg und
Erich von Havelberg starb, hatten sich bereits Erzbischof Tagino von Magdeburg und König Heinrich II. auf Thietmar als seinen Nachfolger verständigt.
Quellen Chronica episcoporum ecclesiae Merseburgensis, hrsg. von R. Wilmans (MGH SS 10), Hannover 1852, S. 157-212; MGH DD H II; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Teil 1, hrsg. von P. Kehr, Halle 1899; Thietmar von Merseburg, Chronicon, hrsg. von R. Holtzmann (MGH SS rer. Germ. N.S. 9), Berlin 1935; G. Althoff/J. Wollasch, Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg (MGH Libri Memoriales et Necrologia N.S. 2), Hannover 1983.
Literatur H.-G. Müller, Die Domstiftsbibliothek Merseburg, in: Merseburger Land, Sonderheft 8: Der Dom zu Merseburg, o.J., S. 16-28; G. Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, München 1984, S. 294f., B 16; A. Graf Finck von Finckenstein, Bischof und Reich, Sigmaringen 1989, S. 122f.; U. Siewert, Heinrich II. und Merseburg, Dipl.-Arb. Bamberg 2002; K. Heise/H. Kunde/H. Wittmann (Hg.), Zwischen Kathedrale und Welt, Katalog, Petersberg 2004. – F. W. Ebeling, Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1858, S. 242; G. Müller-Alpermann, Stand und Herkunft der Bischöfe der Magdeburger und Hamburger Kirchenprovinzen im Mittelalter, Prenzlau 1930, S. 42f.
Ulrike Siewert
27.1.2012
Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Siewert, Artikel: Wigbert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4164 [Zugriff 22.11.2024].
Wigbert
Quellen Chronica episcoporum ecclesiae Merseburgensis, hrsg. von R. Wilmans (MGH SS 10), Hannover 1852, S. 157-212; MGH DD H II; Urkundenbuch des Hochstifts Merseburg, Teil 1, hrsg. von P. Kehr, Halle 1899; Thietmar von Merseburg, Chronicon, hrsg. von R. Holtzmann (MGH SS rer. Germ. N.S. 9), Berlin 1935; G. Althoff/J. Wollasch, Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg (MGH Libri Memoriales et Necrologia N.S. 2), Hannover 1983.
Literatur H.-G. Müller, Die Domstiftsbibliothek Merseburg, in: Merseburger Land, Sonderheft 8: Der Dom zu Merseburg, o.J., S. 16-28; G. Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, München 1984, S. 294f., B 16; A. Graf Finck von Finckenstein, Bischof und Reich, Sigmaringen 1989, S. 122f.; U. Siewert, Heinrich II. und Merseburg, Dipl.-Arb. Bamberg 2002; K. Heise/H. Kunde/H. Wittmann (Hg.), Zwischen Kathedrale und Welt, Katalog, Petersberg 2004. – F. W. Ebeling, Die deutschen Bischöfe bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1858, S. 242; G. Müller-Alpermann, Stand und Herkunft der Bischöfe der Magdeburger und Hamburger Kirchenprovinzen im Mittelalter, Prenzlau 1930, S. 42f.
Ulrike Siewert
27.1.2012
Empfohlene Zitierweise:
Ulrike Siewert, Artikel: Wigbert,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/4164 [Zugriff 22.11.2024].