Udo I. von Thüringen
U. stammte aus einer der bedeutendsten Adelsfamilien des Reiches. Mit der Verleihung der Landgrafschaft Thüringen an seinen Bruder Ludwig um 1130 begann der Aufstieg der Ludowinger in den Reichsfürstenstand, zu dem sie nach 1180 zu zählen sind. U. wurde nach dem Tod seines Vorgängers Richwin am 11.4.1125 in vermutlich kanonischer Wahl durch Klerus und Volk gewählt und kurz darauf durch Erzbischof Rotger von Magdeburg ordiniert. Ein genaues Datum ist nicht bekannt, die Datierung der bischöflichen Kanzlei nach Amtsjahren macht einen Zeitraum bis zum 13.5.1125 möglich. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Weihe des neuen Magdeburger Erzbischofs
Norbert von Xanten am 25.7.1126. Zwischen 1129 und 1146 ist U. bei zahlreichen Gelegenheiten in der Umgebung des Königs bzw. Kaisers nachzuweisen: insgesamt achtmal bei
Lothar III. sowie neunmal bei
Konrad III., den er bei dessen Wahl 1138 unterstützt hatte, jedoch ohne am Wahlvorgang selbst teilzunehmen. Bis zum Ende seines Pontifikats scheint sich U. für die staufische Partei engagiert zu haben. Sein Engagement ging so weit, dass er im August 1139 an einem Feldzug Konrads III. teilnahm. Nachdem U. wohl Anfang 1147 das Kreuzzugsgelübde abgelegt hatte, ist er im Mai desselben Jahres sogar im Kreuzzugsheer König Konrads nachzuweisen, das von Regensburg aus in das Heilige Land aufbrach. U. erlitt mit seiner Heeresabteilung unter Führung
Ottos von Freising Ende 1147 bei Laodicaea eine vernichtende Niederlage. U. gelangte zwar noch nach Jerusalem, ertrank jedoch auf der Rückreise im September 1148, als sein Schiff kenterte. Bereits vor diesem Kreuzzug hatte U. den Markgrafen Konrad von Meißen 1145 auf seiner Wallfahrt in das Heilige Land begleitet. – U. machte sich darüber hinaus um den Ausbau des Naumburger Hochstifts verdient. So förderte er die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Hochstifts durch die Ansiedlung holländischer Siedler und die Gewährung der Zollfreiheit in Zeitz, Naumburg und Teuchern für das Neuwerkskloster Halle am 28.2.1135. Zahlreiche Güterschenkungen an das Stift und andere kirchliche Institutionen im Stiftsgebiet und Bestätigungen von Schenkungen seiner Vorgänger dienten demselben Zweck. Zudem kam es zu zahlreichen Güterschenkungen an das Stift und andere kirchliche Institutionen im Stiftsgebiet; Bestätigungen von Schenkungen seiner Vorgänger dienten demselben Zweck. Ein wichtiger Erfolg U.s Amtszeit war die Bestätigung der Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz nach Naumburg durch Papst
Innozenz II. am 12.1.1138. Die endgültige Beilegung dieser Auseinandersetzung der beiden Stifte um den Bischofssitz ließ aber noch ein Jahrhundert auf sich warten. In Naumburg gründete U. das Maria-Magdalenen-Hospital, welches er später dem Kloster Pforte übertrug. Was das Klosterwesen anbelangt, so führte U. zwar die Gründung seines Vorgängers Dietrich in Bosau fort bzw. realisierte die von diesem in Zeitz (St. Stephan) und Riesa geplanten Gründungen, war aber ansonsten nicht besonders aktiv. Nur eine eigene Klostergründung, Lausnitz bei Eisenberg, ist aus seiner Amtszeit bekannt. Ansonsten trat er lediglich durch die Ausstattung des Klosters Bürgel mit dem Zehnten von dessen neu angelegten Besitzungen (um 1145) und die Verlegung des Klosters Schmölln nach Pforte (1138) hervor. Das bedeutet aber nicht, dass U. seine geistliche Regierung vernachlässigte, denn während seines Pontifikats fand immerhin die erste bezeugte Synode in Naumburg statt. Auch verwaltungstechnisch reformierte U. seine Diözese. So sind die ministerialisch verwalteten Hofämter wohl unter ihm eingeführt worden, ebenso wie die Aufteilung der Diözese in Archidiakonatsbezirke. U. vertrat sehr engagiert und mit Erfolg die Interessen seiner Diözese, die er auch durch organisatorische Maßnahmen zu stärken wusste. Noch aktiver scheint er dagegen im Reichsdienst gewesen zu sein. Sein Einsatz für Konrad III. kostete ihn letztendlich sogar das Leben.
Quellen Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, Teil 1 (967-1207), bearb. von F. Rosenfeld, Magdeburg 1925.
Literatur Germania Sacra, NF, Bd. 35, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Bistum Naumburg I, 2: Die Diözese, bearb. von H. Wissner, Berlin/New York 1998, S. 762-769; W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 2, Köln/Graz 1962, S. 53-58. – NDB 15, S. 308.
Porträt Glasmalerei aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Naumburger Dom (Nordfenster des Westchors, möglicherweise auch Udo II.); Statuette in der Klosterkirche Pforte, zwischen 1436 und 1442.
Christian Hillen
3.5.2004
Empfohlene Zitierweise:
Christian Hillen, Artikel: Udo I. von Thüringen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3960 [Zugriff 26.11.2024].
Udo I. von Thüringen
Quellen Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, Teil 1 (967-1207), bearb. von F. Rosenfeld, Magdeburg 1925.
Literatur Germania Sacra, NF, Bd. 35, 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das Bistum Naumburg I, 2: Die Diözese, bearb. von H. Wissner, Berlin/New York 1998, S. 762-769; W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 2, Köln/Graz 1962, S. 53-58. – NDB 15, S. 308.
Porträt Glasmalerei aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Naumburger Dom (Nordfenster des Westchors, möglicherweise auch Udo II.); Statuette in der Klosterkirche Pforte, zwischen 1436 und 1442.
Christian Hillen
3.5.2004
Empfohlene Zitierweise:
Christian Hillen, Artikel: Udo I. von Thüringen,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/3960 [Zugriff 26.11.2024].