Paul Bang
Der DNVP-Politiker B. veröffentlichte zahlreiche politische Schriften, die sich gegen die Weimarer Republik richteten, und war 1933 kurze Zeit Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Schneeberg 1889 bis 1898 studierte B. an den Universitäten in Leipzig und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften sowie Volkswirtschaftslehre. In Leipzig trat er der Sängerschaft Pauliner bei. Das erste juristische Staatsexamen legte er dort im Februar 1902 ab; 1904 folgte die Promotion und im Juli 1906 das zweite juristische Staatsexamen. In Dippoldiswalde, Oelsnitz und Dresden war B. bis August 1906 als Referendar tätig, anschließend als Assessor und Hilfsrichter am Amts- und Landgericht in Freiberg. Ab 1.3.1911 im sächsischen Finanzministerium als Finanzrat beschäftigt, trat er der Deutsch-konservativen Partei bei, verließ diese aber bald wieder. Mit dem Alldeutschen Verband (ADV) kam B. 1915 in Berührung, als er auf einer Tagung des „Unabhängigen Ausschusses für einen deutschen Frieden“ dessen Vertreter kennenlernte. Er trat kurz darauf dem ADV bei und wurde 1917 in den geschäftsführenden Ausschuss gewählt. Nachdem er aus politischen Gründen den Verfassungseid verweigert hatte, schied er am 31.8.1919 als Oberfinanzrat aus dem Dienst aus, verzichtete auf alle Gehalts- und Pensionsansprüche und siedelte nach München über. Für den ADV war er nun hauptamtlich im Ressort Politik, Verfassung, Verwaltung und Wirtschaft tätig und veröffentlichte eine Vielzahl an Büchern, Broschüren und Artikel, die sich gegen den Versailler Vertrag und die Weimarer Republik richtete. 1919 gehörte B. zu den Gründungsmitgliedern des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbunds. B. befürwortete 1920 die Pläne
Wolfgang Kapps und war bereit, unter diesem als Finanzminister in ein Kabinett einzutreten. Im anschließenden Strafverfahren gegen die Unterstützer des Putschversuchs wurde B. allerdings freigesprochen. Nach Berlin übergesiedelt, betätigte er sich dort als Berater mehrerer Firmen des DNVP-Vorsitzenden
Alfred Hugenbergs. Nach einem Vortrag am 14.5.1924 rief er die Deutsche Industriellen-Vereinigung ins Leben, im selben Jahr auch den Bund für Nationalwirtschaft. Der Finanzpolitik der Reichsfinanzminister
Matthias Erzberger und
Rudolf Hilferding stand er ablehnend gegenüber, ebenso wie dem
Dawes- und dem
Youngplan, welche die deutschen Reparationszahlungen an die Alliierten regelten. B. forderte eine Unterordnung der Wirtschaft unter die nationalen Interessen eines Staats. Gewählt im Wahlkreis 28 (Dresden-Bautzen) saß er 1928 bis 1933 für die DNVP im Reichstag, anschließend vom 12.11.1933 bis 1945 als Gast für die NSDAP. Während des Wahlkampfs 1930 in Sachsen hatte er über wirtschaftspolitische Themen wie „Ist die Rettung der deutschen Wirtschaft noch möglich“ und „Die Wirtschaftslage im Reiche und Auszug der Opposition aus dem Reichstag“ referiert. Im Reichstag gehörte er den Ausschüssen für Finanz- und Steuerpolitik, Außenpolitik und Kolonialfragen, Vaterländische Wehr- und Jugendverbände und Handels- und Wirtschaftspolitik an. Außerdem war er maßgeblich am Zustandekommen der 1929 gegründeten „Harzburger Front“, einem kurzzeitigen Zusammenschluss von NSDAP, DNVP sowie nationalen Verbänden, beteiligt. Am 4.2.1933 ernannte ihn Hugenberg zum Staatssekretär im Reichswirtschaftsministerium. B. begleitete diesen zur Londoner Weltwirtschaftskonferenz, schied jedoch bereits am 30.6. desselben Jahres wieder aus dem Amt. Von da an nahm er an keiner Sitzung des Reichstags mehr teil und versuchte auf Auslandsreisen Kontakte mit Politikern und Militärs herzustellen, um einen möglichen Krieg zu verhindern. Drei gegen ihn eingeleitete Verfahren wegen Hochverrats mussten aus Mangel an Beweisen eingestellt werden. Während des Zweiten Weltkriegs verfasste er dennoch Broschüren für die Luftwaffe. Zudem war B. Vorsitzender des Aufsichtsrats der J. E. Reinicke AG in Chemnitz und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Emil Zorn AG in Berlin. Hinzu kam seine Tätigkeit als Schriftleiter der Deutschen Zeitung. Anfang 1943 in Berlin ausgebombt, verzog er nach Hohenfichte bei Chemnitz. Dort verblieb er auch nach der Besetzung durch sowjetische Truppen, die gegen ihn keine Maßnahmen einleiteten. Ein unbemerktes Leberleiden verschlechterte ab Februar 1945 rasch seinen Gesundheitszustand, an dessen Folgen er am Silvesterabend desselben Jahres verstarb.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Kreishauptmannschaft Dresden, Nr. 264, Bl. 210.
Werke (Hg.), Blätter für organische Wirtschaft und Gesellschaftsaufbau; (Hg.), Deutschlands Erneuerung; (Hg.), Nationale Wirtschaft; (Hg.), Nationalwirtschaft; Die rechtliche Stellung der Handwerker nach dem Handelsgesetzbuche, Diss. Leipzig 1904; (Hg.), Wirtschaftsnachrichten des Bundes für Nationalwirtschaft; Sachverständiges Erbe?, Berlin 1910, 61924; König Friedrich August III. von Sachsen, Dresden 1915; (unter Pseudonym Wilhelm Meister) Judas Schuldbuch, München 1919, 61924; Der Friede, Berlin 1920; Das Ende der deutschen Volkswirtschaft, Berlin 1921; Volkswirtschaft und Volkstum, Langensalza 1923, 51926; Staat und Volkstum, Langensalza 1925; Die Deutschen als Landsknechte, Dresden 1926; Deutsche Wirtschaftsziele, Langensalza 1926, 21926; Bauernnot, Volksnot, Berlin 1928; (Hg.), Soziale Erneuerung, 1928-1933; Organische Wirtschaft, Langensalza 1929; Die Tributversklavung, München 1930; Für Wahrheit und Freiheit, Berlin 1930; Grundsätzliche Wirtschafts- und Sozialfragen, Langensalza 1930; Arbeitslosigkeit und Wirtschaft, Berlin 1931; Die Lebensfrage der Wirtschaft, Berlin 1931; Werksgemeinschaft, Berufsstand und Ständestaat, Berlin 1931; Sozialpolitik, Berlin 1932; Geld und Währung, München 1932, 41933; Weltwirtschaft, Berlin 1933; Gestern und Heute, Berlin 1934; Grundursachen der Wirtschaftsnöte, Langensalza 1936; Aphorismen zur Wirtschaftsweisheit, Göttingen 1937; Die farbige Gefahr, Göttingen 1938, 21939; Die Tschechoslowakei, München 1938; Aus Englands Schuldbuch, Stuttgart 1940; Nicht vergessen!, Stuttgart 1940; Amerika, Stuttgart 1941; Wie ist es mit dem Geld?, Berlin 1941.
Literatur C. Horkenbach (Hg.), Das Deutsche Reich von 1918 bis heute, 2 Bde., Berlin 1930/32, Bd. 1, S. 636, Bd. 2, S. 318; W. v. Muffling (Hg.), Wegbereiter und Vorkämpfer für das neue Deutschland, München 1933, S. 46 (P); E. Kienast (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 151 (Bildquelle); A. Kruck, Geschichte des Alldeutschen Verbandes 1890-1939, Wiesbaden 1954; D. Niederstadt, Rechtsradikale Wirtschafts- und Gesellschaftsvorstellungen in der Weimarer Republik zwischen Spannschule und Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung von Paul B., Diss. Münster 1970; M. Schumacher (Hg.), Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945, Düsseldorf 31994. – DBA II, III; DBE 1, S. 288; NDB 1, S. 575f.; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 56f.; G. Lüdtke (Hg.), Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1940/41, Berlin 1941, S. 57; ders. (Hg.), Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1943, Berlin 1943, S. 30; W. Kosch, Biographisches Staatshandbuch, Bd. 1, Bern/München 1963, S. 60; E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Bruchsal 1967, S. 41.
Porträt Fotografie in: E. Kienast (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 469.
Andreas Peschel
8.10.2014
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Paul Bang,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/327 [Zugriff 26.11.2024].
Paul Bang
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Kreishauptmannschaft Dresden, Nr. 264, Bl. 210.
Werke (Hg.), Blätter für organische Wirtschaft und Gesellschaftsaufbau; (Hg.), Deutschlands Erneuerung; (Hg.), Nationale Wirtschaft; (Hg.), Nationalwirtschaft; Die rechtliche Stellung der Handwerker nach dem Handelsgesetzbuche, Diss. Leipzig 1904; (Hg.), Wirtschaftsnachrichten des Bundes für Nationalwirtschaft; Sachverständiges Erbe?, Berlin 1910, 61924; König Friedrich August III. von Sachsen, Dresden 1915; (unter Pseudonym Wilhelm Meister) Judas Schuldbuch, München 1919, 61924; Der Friede, Berlin 1920; Das Ende der deutschen Volkswirtschaft, Berlin 1921; Volkswirtschaft und Volkstum, Langensalza 1923, 51926; Staat und Volkstum, Langensalza 1925; Die Deutschen als Landsknechte, Dresden 1926; Deutsche Wirtschaftsziele, Langensalza 1926, 21926; Bauernnot, Volksnot, Berlin 1928; (Hg.), Soziale Erneuerung, 1928-1933; Organische Wirtschaft, Langensalza 1929; Die Tributversklavung, München 1930; Für Wahrheit und Freiheit, Berlin 1930; Grundsätzliche Wirtschafts- und Sozialfragen, Langensalza 1930; Arbeitslosigkeit und Wirtschaft, Berlin 1931; Die Lebensfrage der Wirtschaft, Berlin 1931; Werksgemeinschaft, Berufsstand und Ständestaat, Berlin 1931; Sozialpolitik, Berlin 1932; Geld und Währung, München 1932, 41933; Weltwirtschaft, Berlin 1933; Gestern und Heute, Berlin 1934; Grundursachen der Wirtschaftsnöte, Langensalza 1936; Aphorismen zur Wirtschaftsweisheit, Göttingen 1937; Die farbige Gefahr, Göttingen 1938, 21939; Die Tschechoslowakei, München 1938; Aus Englands Schuldbuch, Stuttgart 1940; Nicht vergessen!, Stuttgart 1940; Amerika, Stuttgart 1941; Wie ist es mit dem Geld?, Berlin 1941.
Literatur C. Horkenbach (Hg.), Das Deutsche Reich von 1918 bis heute, 2 Bde., Berlin 1930/32, Bd. 1, S. 636, Bd. 2, S. 318; W. v. Muffling (Hg.), Wegbereiter und Vorkämpfer für das neue Deutschland, München 1933, S. 46 (P); E. Kienast (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 151 (Bildquelle); A. Kruck, Geschichte des Alldeutschen Verbandes 1890-1939, Wiesbaden 1954; D. Niederstadt, Rechtsradikale Wirtschafts- und Gesellschaftsvorstellungen in der Weimarer Republik zwischen Spannschule und Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung von Paul B., Diss. Münster 1970; M. Schumacher (Hg.), Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung 1933-1945, Düsseldorf 31994. – DBA II, III; DBE 1, S. 288; NDB 1, S. 575f.; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 101935, S. 56f.; G. Lüdtke (Hg.), Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1940/41, Berlin 1941, S. 57; ders. (Hg.), Kürschners Deutscher Literatur-Kalender 1943, Berlin 1943, S. 30; W. Kosch, Biographisches Staatshandbuch, Bd. 1, Bern/München 1963, S. 60; E. Stockhorst, Fünftausend Köpfe. Wer war was im Dritten Reich, Bruchsal 1967, S. 41.
Porträt Fotografie in: E. Kienast (Hg.), Der Großdeutsche Reichstag 1938, Berlin 1938, S. 469.
Andreas Peschel
8.10.2014
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Paul Bang,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/327 [Zugriff 26.11.2024].