Josef Ostermaier

Josef Ostermaier war ein aus München stammender Verleger und Mitbegründer des reichsweit agierenden Dresdner Kunstverlags Nenke & Ostermaier, der sich bereits um 1900 auf die Herstellung und den Vertrieb von Photochromien spezialisierte. Darüber hinaus war Ostermaier ein aktives Mitglied im sächsischen Heimat- und Naturschutz und wurde als Naturfotograf sowie durch seine Forschungen zur regionalen Botanik Sachsens und der alpinen Flora bekannt. – Ostermaier wuchs in München als Sohn Georg Ostermaiers, Inhaber eines Kolonial-, Material- und Farbwarengeschäfts, auf. Der Volks- und Handelsschule folgte der Besuch der Realschule in Friedrichsdorf bei Homburg vor der Höhe. Ab 1877 folgte wiederum in München eine dreijährige Lehre im Medizinal- und Drogeriegeschäft von Josef Kleiber. Den Militärdienst leistete Ostermaier 1881 im 3. Bayerischen Chevaulegers-Regiment ab. – Nach seinem Militärdienst ging Ostermaier zunächst nach Hamburg und trat 1886 dann als Korrespondent in Dresden bei der Firma Gehe und Co. ein, die auf Drogerie- und Farbwaren spezialisiert war. Spätestens 1893 ist er als Prokurist bei der in Dresden-Neustadt von seinem Schwiegervater geleiteten Firma für Kunstdünger Albert & Härtel belegt. Im darauffolgenden Jahr erfolgte schließlich - gemeinsam mit Otto Nenke - die Gründung des Kunstverlags Nenke & Ostermaier mit Sitz in der Striesener Kyffhäuserstraße 29-31. 1921 löste Ostermaiers Schwiegersohn, Hermann Hartung, Nenke als Mitinhaber ab. – Nenke & Ostermaier entwickelte sich um 1900 zu einem reichsweit agierenden Verlag für kolorierte Ansichts- und Künstlerpostkarten mit Fotografien und Fotoreproduktionen, sog. Photochromien. Insbesondere im Bereich des Vertriebs von Postkarten mit botanischen und landschaftsfotografischen Motiven nahm der Verlag eine führende Rolle ein. Der finanzielle Erfolg des Unternehmens ermöglichte es Ostermaier, 1908 in Blasewitz die heute unter Denkmalschutz stehende Villa Ostermaier (Barteldesplatz 4) durch den Architekten Karl Emil Scherz im zeittypischen Reformstil errichten zu lassen. – Neben seiner Verlagstätigkeit folgte Ostermaier einem ausgeprägten naturkundlichen Interesse. Bereits in seiner Münchener Zeit war er 1883 in den Deutschen und Österreichischen Alpenverein eingetreten, zunächst in die Sektion München, ab 1887 in die Dresdner Sektion. Für den Alpenverein war Ostermaier v.a. als Wanderer, botanischer Sammler oder Mitglied des Hüttenausschusses der Dresdner Sektion (1901-1923) tätig. Darüber hinaus war er Verwalter der zur Sektion gehörenden Franz-Schlüter-Hütte im Südtiroler Villnößtal. Von weitreichender Bedeutung sollte die Beteiligung seines Kunstverlags an der Bebilderung von Vereinspublikationen sein: So wurde etwa Nenke & Ostermaier mit den fotografischen Reproduktionen für den fünfbändigen „Atlas der Alpenflora“ betraut, der 1897 von Eduard Palla im Auftrag des Alpenvereins veröffentlicht wurde. Die Beteiligung an dieser Publikation war maßgeblich für den weiteren Aufstieg des Unternehmens. 1912 erhielt er das Jubiläums-Ehrenzeichen der Sektion Dresden des Alpenvereins für seine 25-jährige Mitgliedschaft. Bereits 1910 wurde Ostermaier zudem Mitglied des Vereins zum Schutze und zur Pflege der Alpenpflanzen, zu dessen Ehrenmitglied er 1919 ernannt wurde. In Sachsen engagierte sich Ostermaier ehrenamtlich im 1908 gegründeten Landesverein Sächsischer Heimatschutz sowie im Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz oder auch in der Naturforschenden Gesellschaft ISIS. Für den Landesverein wirkte er nicht nur als bedeutender Fotograf, dessen Fokus v.a. Naturaufnahmen aus Sachsen waren (der Nachruf von Arno Naumann nennt eine Sammlung von 10.000 Fotografien), sondern auch als Botaniker, Naturschützer und Mitglied der Naturschutzkommission. Er setzte sich insbesondere für den Schutz der Wiesen des Polenztals bei Hohnstein in der Sächsischen Schweiz ein, die er erstmals 1915 als für den Naturschutz wertvoll beschrieb. In Erinnerung an seinen Einsatz wurden die 1928 vom Verein erworbenen Märzenbecherwiesen im Polenztal auch Ostermaierwiesen genannt. – Neben seinen Naturfotografien betätigte sich Ostermaier auch als Landschafts- und Pflanzenmaler. Seine Pflanzenaufnahmen wurden zu Lebzeiten in den namhaften botanischen Zeitschriften und Publikationen veröffentlicht. In Sachsen wurden seine Pflanzen- und Naturfotografien v.a. in den „Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz“ und in der Zeitschrift des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz „Über Berg und Tal“ zahlreich abgedruckt. Bekannt war Ostermaier zudem für seine Lichtbildvorträge zur Flora Sachsens und der Alpen. Für seine fotografische Tätigkeit wurde ihm auf der Internationalen Photographischen Ausstellung in Dresden 1909 die goldene Medaille in der wissenschaftlichen Abteilung verliehen.

Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-C.XXI.20.155 Kirchliche Wochenzettel/Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle 1870, 9.1.24 städtisches Friedhofs- und Bestattungswesen - Krematorium Tolkewitz + Urnenhain, Einäscherungsregister 1927, Nr. 22004 (ancestry.de); Stadtmuseum Dresden, Firmenchronik.

Werke Bei klarer Luft und Sonnenschein. Landschaftliche Stimmungsbilder aus dem Riesengebirge, Warmbrunn 1910, 31927; Vom Märzenbecher, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 4/1914/1915, S. 367-369; Der Trebnitzgrund, in: ebd. 7/1918, S. 1-5; Die Flora der Sächsischen Schweiz, in: Über Berg und Tal 49/1926, S. 65-69; Der Schellerhauer Pflanzengarten, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 15/1926, S. 161-167. – Farbaufnahmen: Alt Dresden. Wie es war und wie es noch ist, nach eigenen Kunstphotographien in Photochromie, 2 Bde., hrsg. von Nenke und Ostermaier, Dresden [um 1907]; Dresden im Schnee. 12 Postkarten nach eigenen Kunstaufnahmen in Photochromie, hrsg. von Nenke und Ostermaier, Dresden [um 1907]; Geschützte und schützenswerte Pflanzen im Lande Sachsen, hrsg. vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden [um 1910]; Gehes Arzneipflanzen-Karten, Dresden 1919-1922.

Literatur Arno Naumann, Josef Ostermaiers Leben und Wirken. Ein Erinnerungsblatt, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 6/1927, S. 327-334; Carl Schmolz, Josef Ostermaier †, in: Bericht des Vereins zum Schutze der Bergwelt 18/1928, S. 8-10 (P); Josef Ostermaier †, in: Über Berg und Tal 50/1928, Nr. 8, S. 113; Dietrich Buschbeck, Der Blasewitzer „Kunstanstalt“ Nenke & Ostermaier auf der Spur, in: Elbhang-Kurier 2022, H. 4, S. 30f.; Joachim Schindler, Chronik des alpinen Gedankens in Dresden, im Druck.

Klaus Wachtel †
9.9.2024


Empfohlene Zitierweise:
Klaus Wachtel †, Artikel: Josef Ostermaier,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29371 [Zugriff 22.12.2024].

Josef Ostermaier



Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1.3-C.XXI.20.155 Kirchliche Wochenzettel/Trauungen, Taufanzeigen u. Sterbefälle 1870, 9.1.24 städtisches Friedhofs- und Bestattungswesen - Krematorium Tolkewitz + Urnenhain, Einäscherungsregister 1927, Nr. 22004 (ancestry.de); Stadtmuseum Dresden, Firmenchronik.

Werke Bei klarer Luft und Sonnenschein. Landschaftliche Stimmungsbilder aus dem Riesengebirge, Warmbrunn 1910, 31927; Vom Märzenbecher, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 4/1914/1915, S. 367-369; Der Trebnitzgrund, in: ebd. 7/1918, S. 1-5; Die Flora der Sächsischen Schweiz, in: Über Berg und Tal 49/1926, S. 65-69; Der Schellerhauer Pflanzengarten, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 15/1926, S. 161-167. – Farbaufnahmen: Alt Dresden. Wie es war und wie es noch ist, nach eigenen Kunstphotographien in Photochromie, 2 Bde., hrsg. von Nenke und Ostermaier, Dresden [um 1907]; Dresden im Schnee. 12 Postkarten nach eigenen Kunstaufnahmen in Photochromie, hrsg. von Nenke und Ostermaier, Dresden [um 1907]; Geschützte und schützenswerte Pflanzen im Lande Sachsen, hrsg. vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz, Dresden [um 1910]; Gehes Arzneipflanzen-Karten, Dresden 1919-1922.

Literatur Arno Naumann, Josef Ostermaiers Leben und Wirken. Ein Erinnerungsblatt, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 6/1927, S. 327-334; Carl Schmolz, Josef Ostermaier †, in: Bericht des Vereins zum Schutze der Bergwelt 18/1928, S. 8-10 (P); Josef Ostermaier †, in: Über Berg und Tal 50/1928, Nr. 8, S. 113; Dietrich Buschbeck, Der Blasewitzer „Kunstanstalt“ Nenke & Ostermaier auf der Spur, in: Elbhang-Kurier 2022, H. 4, S. 30f.; Joachim Schindler, Chronik des alpinen Gedankens in Dresden, im Druck.

Klaus Wachtel †
9.9.2024


Empfohlene Zitierweise:
Klaus Wachtel †, Artikel: Josef Ostermaier,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29371 [Zugriff 22.12.2024].