Gustav Büchler

Gustav Büchler kann ohne Einschränkung als Nestor der Buchholzer Juden bezeichnet werden. Laut einem überlieferten Verzeichnis lebte der Kaufmann seit 1861 in der Stadt im Erzgebirge. Er verlegte also ein halbes Jahrzehnt vor der behördlichen Genehmigung seinen Wohnsitz in das Königreich Sachsen. Die Gründe hierfür sind nicht überliefert. – Über das Leben Büchlers in Osterode liegen kaum Angaben vor. Bekannt ist nur, dass er 1841 im Alter von siebeneinhalb Jahren in die Osteroder Lateinschule eintrat. Seine um 14 Jahre jüngere Ehefrau Clara Büchler stammte aus Böhmen. Sie folgte ihm 1866 ins Erzgebirge. Die Eheleute hatten laut unbestätigten Angaben vier Kinder. Die Familie lebte im Haus Karlsbader Straße 8, das auch in deren Besitz war. – Am 23.1.1869 meldete Büchler unter seinem Namen eine Offene Handelsgesellschaft im Handelsregister der Stadt Buchholz an. Seine Posamentenhandlung befand sich in der unweit gelegenen Ortschaft Steinbach bei Jöhstadt. Ende der 1890er-Jahre wurde die Fabrikation von eigenen Posamenten, zu denen u.a. Zierbänder, Borten, Kordeln, Spitzen und überzogene Knöpfe gehörten, aufgenommen. Bereits 1884 war auch ein jüngerer Bruder Büchlers, William Büchler, in das benachbarte Annaberg gezogen und hatte hier 1888 ebenfalls ein Posamentengeschäft eröffnet – Büchler starb am Morgen des 22.3.1905 im Alter von 70 Jahren in Buchholz und wurde als erster auf dem in dieser Zeit errichteten Israelitischen Friedhof in Annaberg beigesetzt. Karl Büchler, sein einziger Sohn, übernahm daraufhin die Leitung des Geschäfts und wandelte dieses 1912 in eine Fabrik für Modeknöpfe um. – Clara Büchler überlebte ihren Ehemann um mehr als 20 Jahre. Sie starb am 22.5.1925 in der böhmischen Bezirksstadt Rakonitz (tschech. Rakovník), wo sie bei einer Tochter (vermutlich Melanie) ihren Lebensabend verbracht hatte. Ihre sterblichen Überreste wurden nach Annaberg überführt und „in aller Stille“ in dem bestehenden Erbbegräbnis der Familie auf dem Israelitischen Friedhof beigesetzt. – Der Grabstein von Büchler kehrte nach einer Odyssee von 75 Jahren, die der Zwangsaufhebung des Israelitischen Friedhofs in der NS-Zeit geschuldet war, wieder nach Annaberg-Buchholz zurück und befindet sich seit Mai 2015 im Jüdischen Ehrenhain auf dem Gelände des Neuen Friedhofs der Stadt.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 20206 Oberfinanzpräsident Leipzig, Nr. 1874; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, 30099 Amtsgericht Annaberg, Nr. 0320, 1. Nachtrag, 30401 Kreistag/Kreisrat Annaberg, Nr. 859; Stadtarchiv Annaberg, Stadtrat, II 20 k, J 94, 1890, J 31/I, 1902; Stadtarchiv Osterode, Nachlass Ballin Nr. 2, lfd. Nr. 17, Bestand 1A C Nr. 6. – Die Schüler der Osteroder Lateinschule (Gymnasium) (1643-1874) nach d. Matrikeln bearb. u. mit Ortsreg. vers., hrsg. von Martin Granzin, Osterode 1979.

Literatur Manfred Mauersberger, Hermann Krauße: Photografen- und Klempnermeister, Steinbach/Erzgebirge. Momentaufnahmen eines erzgebirgischen Dorfes und seiner Umgebung. Eine Auswahl seiner schönsten Bilder, Steinbach 2015; Jürgen Nitsche, Einleitung zum Reprint, in: Adolf Diamant, Juden in Annaberg im Erzgebirge. Zur Geschichte einer untergegangenen Gemeinde. Unter besonderer Berücksichtigung der nationalsozialistischen Diktatur 1933-1945. Mit einer Dokumentation der noch vorhandenen Grabsteine des zerstörten jüdischen Friedhofs, Chemnitz 2016.

Jürgen Nitsche
5.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Gustav Büchler,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29257 [Zugriff 8.11.2025].

Gustav Büchler



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig, 20206 Oberfinanzpräsident Leipzig, Nr. 1874; Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, 30099 Amtsgericht Annaberg, Nr. 0320, 1. Nachtrag, 30401 Kreistag/Kreisrat Annaberg, Nr. 859; Stadtarchiv Annaberg, Stadtrat, II 20 k, J 94, 1890, J 31/I, 1902; Stadtarchiv Osterode, Nachlass Ballin Nr. 2, lfd. Nr. 17, Bestand 1A C Nr. 6. – Die Schüler der Osteroder Lateinschule (Gymnasium) (1643-1874) nach d. Matrikeln bearb. u. mit Ortsreg. vers., hrsg. von Martin Granzin, Osterode 1979.

Literatur Manfred Mauersberger, Hermann Krauße: Photografen- und Klempnermeister, Steinbach/Erzgebirge. Momentaufnahmen eines erzgebirgischen Dorfes und seiner Umgebung. Eine Auswahl seiner schönsten Bilder, Steinbach 2015; Jürgen Nitsche, Einleitung zum Reprint, in: Adolf Diamant, Juden in Annaberg im Erzgebirge. Zur Geschichte einer untergegangenen Gemeinde. Unter besonderer Berücksichtigung der nationalsozialistischen Diktatur 1933-1945. Mit einer Dokumentation der noch vorhandenen Grabsteine des zerstörten jüdischen Friedhofs, Chemnitz 2016.

Jürgen Nitsche
5.9.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jürgen Nitsche, Artikel: Gustav Büchler,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/29257 [Zugriff 8.11.2025].