Moses Löbel Monnias

Moses Löbel Monnias zählt zu den bedeutendsten jüdischen Messmaklern in der Geschichte Leipzigs. Er übte diese Tätigkeit mehr als 27 Jahre aus, zudem wickelte er Einkaufsaufträge außerhalb der Messezeiten ab und genoss wohl ein gewisses Ansehen auch vonseiten des Handelsvorstands der Stadt. – Über den frühen Lebensweg von Monnias liegen nur spärliche Informationen vor. Gesichert ist, dass er ursprünglich aus dem galizischen Ort Brody (Ukraine) stammte, der für einen hohen jüdischen Bevölkerungsanteil bekannt war und durch seine Funktion als Umschlagplatz für zahlreiche Waren, die in Westeuropa gehandelt wurden, auch eine feste Verbindung zur Leipziger Messe aufwies. Monnias hielt sich laut Selbstauskunft seit 1809/1810 mit nur wenigen Unterbrechungen permanent in Leipzig auf. Seit 1814 bewohnte er im Stadtzentrum ein Haus in der Ritterstraße. Am 6.4.1818 wurde Monnias per Dekret offiziell zum Messmakler berufen. Damit legte er den Grundstein für eine Laufbahn, die über 27 Jahre andauerte und ihm als Ausgangspunkt für einen dauerhaften Aufenthalt in Leipzig diente. Allerdings sollten noch fast zwanzig Jahre vergehen, ehe Monnias am 15.2.1838 den Leipziger Stadtrat und das Ministerium des Inneren offiziell um Erteilung eines dauerhaften Aufenthaltsrechts in der Stadt bat. Gegenüber dem Ministerium argumentierte er, dass er nach 29-jähriger Anwesenheit in Leipzig in einer solchen Beziehung zur Stadt stünde, dass er sie als Heimat betrachte und daher den Wunsch hege, für den Rest seines Lebens hier eine Zuflucht zu finden. Zugleich geht aus dem Schriftsatz hervor, dass Monnias zwischen den Messezeiten damit beschäftigt war, „Kurzwaren aller Art“ für auswärtige Handelshäuser, darunter auch solche seiner Geburtsstadt, einzukaufen. Zudem hatte er laut eigener Aussage für die Leipziger Messen „manch ansehnliches Warengeschäft“ vermittelt. Im klaren Bewusstsein über die sich wandelnde Gesetzeslage zum rechtlichen Status von Juden in Sachsen fügte Monnias hinzu, dass die Ausschließung der Israeliten vom sächsischen Staatsbürgerrecht aus seiner Sicht nicht mehr dem Geist der neuen Zeit entsprach. Eine Reihe von Geschäftspartnern bescheinigte Monnias zudem Integrität und absolute Verlässlichkeit, auch die Sicherheitsbehörde der Stadt äußerte keinerlei Bedenken und bezifferte das Vermögen von Monnias auf 10.000 Taler. Trotz der günstigen Ausgangslage reagierten die offiziellen Stellen anfangs zögerlich und sprachen Monnias zunächst nur einen vorläufigen Status zu. Erst auf Grundlage des „Gesetzes wegen einiger Modificationen in den bürgerlichen Verhältnissen der Juden“ vom 16.8.1838 und nach einem weiteren Gesuch im September 1838 wurde sein Anliegen gegen Ende des Jahrs bewilligt und ihm die Entscheidung am 12.12. übermittelt. Einem Versprechen folgend, hinterlegte Monnias daraufhin als Zeichen des Danks beim Leipziger Rat die Summe von 500 Talern in Form von Wertpapieren, die nach seinem Ableben für einen wohltätigen Zweck gestiftet werden sollte. Monnias selbst überließ die Entscheidung dem Rat, sprach sich jedoch persönlich dafür aus, das Geld der hiesigen Heilanstalt für Augenkranke zugutekommen zu lassen. – Im Frühjahr 1845 erwarb Monnias von einer verwitweten Frau ein Haus und Grundstück im Leipziger Schuhmachergäßchen und beantragte in diesem Zuge auch erfolgreich das Bürgerrecht. Am 29.7.1845 bat er in einem Schreiben an den Stadtrat um Entbindung vom Amt des Messmaklers, dessen Pflichten er sich angesichts fortgeschrittenen Alters und abnehmender Körperkräfte inzwischen nicht mehr auszuüben traute, und sandte sein Diplom zurück. Seiner Bitte um Entlassung wurde entsprochen und dies auch offiziell am 15.8.1845 im Leipziger Tageblatt bekanntgegeben. 1847 zählte Monnias zu den Gründungsmitgliedern der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, war aber, mutmaßlich aus Altersgründen, nicht mehr in deren Vorstand aktiv. – Über die persönlichen Hintergründe von Monnias erteilen die vorliegenden Quellen so gut wie keine Auskunft, doch blieb er offenbar ein Leben lang unverheiratet und kinderlos. Diesen Status als Alleinstehender ohne Verwandtschaft nutzte er auch als Argument für seine Niederlassung in Leipzig, da schließlich, so beteuerte er, bei ihm keine Anträge auf Nachzug zu befürchten seien. Monnias verstarb mit etwa 75 Jahren im von ihm erworbenen Haus im Schuhmachergäßchen und wurde auf dem ersten Israelitischen Friedhof seiner Wahlheimat Leipzig beigesetzt.

Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Ratsleichenbücher Reg.-Nr. 316 (1875), 0008 Ratsstube, II. Sektion, M 1625, M 1537, J 246, 0056 Wahl- und Listenamt, Fallakten, Aufnahme- und Bürgerakten, Nr. 7079; Leipziger Tageblatt 7.3.1839, 15.8.1845; Leipziger historische Adressbücher.

Literatur Arno Kapp, Jüdische Meßmakler und Kleinhändler in Leipzig, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 6/1936, H. 1, S. 40-47; Josef Reinhold, Die Entstehung einer jüdischen Großgemeinde. Vor 150 Jahren konstituierte sich die israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig, in: Sächsische Heimatblätter 43/1997, H. 3, S. 117-141; ders., Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
18.8.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Moses Löbel Monnias,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27915 [Zugriff 6.9.2025].

Moses Löbel Monnias



Quellen Stadtarchiv Leipzig, 0006 Leichenschreiberei, Ratsleichenbücher Reg.-Nr. 316 (1875), 0008 Ratsstube, II. Sektion, M 1625, M 1537, J 246, 0056 Wahl- und Listenamt, Fallakten, Aufnahme- und Bürgerakten, Nr. 7079; Leipziger Tageblatt 7.3.1839, 15.8.1845; Leipziger historische Adressbücher.

Literatur Arno Kapp, Jüdische Meßmakler und Kleinhändler in Leipzig, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 6/1936, H. 1, S. 40-47; Josef Reinhold, Die Entstehung einer jüdischen Großgemeinde. Vor 150 Jahren konstituierte sich die israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig, in: Sächsische Heimatblätter 43/1997, H. 3, S. 117-141; ders., Zwischen Aufbruch und Beharrung. Juden und jüdische Gemeinde in Leipzig während des 19. Jahrhunderts, Dresden 1999; Katrin Löffler, Leipzigs alter jüdischer Friedhof im Johannistal, Leipzig 2022.

Lucas Böhme
18.8.2025


Empfohlene Zitierweise:
Lucas Böhme, Artikel: Moses Löbel Monnias,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27915 [Zugriff 6.9.2025].