Moritz Cohne

Cohne gehört zu der relativ kleinen Anzahl Dresdner Juden, denen über ein Kunsthandwerk, für das es keine Innungsbeschränkungen gab, der soziale Aufstieg zum selbstständigen Geschäftsmann und kreativen Unternehmer gelang. – Der gebürtige Dresdner erlernte in seiner Heimatstadt zwischen 1835 und 1839 die Graveurskunst und arbeitete in diesem Beruf 1841 in Leipzig. Anschließend durchreiste er Deutschland und war zunächst in Passau (1841/1842), dann in Wien (1842-1847) bei ortsansässigen Graveuren tätig. 1847 beantragte er beim Rat der Stadt eine Konzession für seine Gewerbeniederlassung sowie die Erteilung des Dresdner Bürgerrechts. Angesichts des ökonomischen Drucks durch seine rasch wachsende Familie suchte er sich weitere Geschäftsfelder zu erschließen. Er beantragte 1861 beim Rat der Stadt Chemnitz die Errichtung eines sogenannten Packträger-Instituts, eines Lieferservices nach dem Vorbild anderer Städte wie Breslau (poln. Wrocław), Görlitz, Halle/Saale oder Magdeburg. Auf Nachfrage teilte der Dresdner Rat mit, dass es sich bei Cohne um einen gebildeten und tüchtigen Geschäftsmann mit zwei Gehilfen handele, der trotz seiner großen Familie nicht unvermögend und für eine derartige Unternehmung qualifiziert sei. Eine Entscheidung aus Chemnitz ist nicht überliefert. Cohnes wenig später für Dresden eingereichtes Konzessionsgesuch unter Beilage eines Reglemententwurfs für anfangs 50 Packträger wurde letztlich abgelehnt, da das Ministerium des Inneren zunächst den Erfolg des kurz zuvor errichteten Dienstmann-Instituts, einer Vermittlungsagentur für Dienstpersonal, abwarten wollte. Nicht bekannt ist, ob der 1863 gestellte Antrag auf eine Erweiterung seiner Gravur-Werkstatt um eine Lithographie-Druckerei Erfolg hatte. 1878 schließlich erhielt der in der Casernenstr. 16 wohnhafte Cohne einen Gewerbeschein als Pfandleiher, der aber bereits Anfang 1881 wieder zurückgegeben wurde. – In der jüdischen Gemeinde Dresdens scheint Cohne keine besondere Rolle gespielt zu haben, auch Mitgliedschaften in Bildungs- oder Wohltätigkeitsvereinen sind bislang nicht nachweisbar.

Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1 Ratsarchiv, CXLII 240a, 2.3.9 Gewerbeamt A, C 0591, 6.4.25 Standesamt / Urkundenstelle, 2.4.2-36 Standesamt II, Personenstandsbuch, Sterberegister 1887, Nr. 2550, 2.4.2-109 Sterberegister 1912, Nr. 1048, 1.4.2-94 Standesamt I, Sterberegister 1924, Nr. 1267, Landesarchiv Berlin, P Rep- 520 Standesamt Berlin VII a, Nr. 880 Nr. 91 (ancestry.de); Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005).

Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Dresdner Hefte 45/1996; Einst & jetzt: zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, hrsg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen – Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Konstantin Hermann, Vereine in Dresden 1831 bis 1871, in: Dresdner Geschichtsbuch, Bd. 13, hrsg. vom Stadtmuseum Dresden, Altenburg 2008, S. 76-96; Daniel Ristau, Zwischen Einheit und Vielfalt: Die Israelitische Religionsgemeinde Dresden im Kaiserreich (1871-1918), in: NASG 79/2008, S. 161-187; Gunda Ulbricht/Olaf Klöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013.

Jochen Vötsch
14.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Moritz Cohne,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27866 [Zugriff 10.8.2025].

Moritz Cohne



Quellen Stadtarchiv Dresden, 2.1 Ratsarchiv, CXLII 240a, 2.3.9 Gewerbeamt A, C 0591, 6.4.25 Standesamt / Urkundenstelle, 2.4.2-36 Standesamt II, Personenstandsbuch, Sterberegister 1887, Nr. 2550, 2.4.2-109 Sterberegister 1912, Nr. 1048, 1.4.2-94 Standesamt I, Sterberegister 1924, Nr. 1267, Landesarchiv Berlin, P Rep- 520 Standesamt Berlin VII a, Nr. 880 Nr. 91 (ancestry.de); Digitale Edition - Jüdischer Friedhof Dresden, neuer Friedhof, Fiedlerstraße 3 (1866-2005).

Literatur Emil Lehmann, Aus alten Acten. Bilder aus der Entstehungsgeschichte der Israelitischen Religionsgemeinde zu Dresden, Dresden 1886; Adolf Diamant, Chronik der Juden in Dresden, Darmstadt 1973; Dresdner Hefte 45/1996; Einst & jetzt: zur Geschichte der Dresdner Synagoge und ihrer Gemeinde, hrsg. von der Jüdischen Gemeinde zu Dresden und der Landeshauptstadt Dresden, Dresden 2001; Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004; Michael Schäbitz, Juden in Sachsen – Jüdische Sachsen? Emanzipation, Akkulturation und Integration 1700-1914, Hannover 2006; Konstantin Hermann, Vereine in Dresden 1831 bis 1871, in: Dresdner Geschichtsbuch, Bd. 13, hrsg. vom Stadtmuseum Dresden, Altenburg 2008, S. 76-96; Daniel Ristau, Zwischen Einheit und Vielfalt: Die Israelitische Religionsgemeinde Dresden im Kaiserreich (1871-1918), in: NASG 79/2008, S. 161-187; Gunda Ulbricht/Olaf Klöckner (Hg.), Juden in Sachsen, Leipzig 2013.

Jochen Vötsch
14.7.2025


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Moritz Cohne,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/27866 [Zugriff 10.8.2025].