Vera Kürsten
K. war die erste Tischlergesellin in Sachsen. – Die unehelich geborene K. wurde am Tag ihrer Taufe vom Leipziger Buchdruckereibesitzer Paul Kürsten und dessen norwegischer Ehefrau adoptiert. Sie wuchs wohlbehütet auf und wohnte abwechselnd in Leipzig und in Rathen, wo ihr Vater das Mühlengrundstück gekauft hatte. K. fasste den für ihre Zeit ungewöhnlichen Entschluss, als Frau das Tischlerhandwerk zu erlernen. Gegen den Widerstand ihres Vaters begann sie am 1.4.1921 eine Lehre beim Tischlermeister
Otto Krämer in Copitz bei Pirna. Am 9.4.1923 wurde K. vorzeitig zur Gesellenprüfung zugelassen. Ihre Prüfungen vor der Pirnaer Tischlerinnung bestand sie mit Bravour, sodass sie nach nur zwei Lehrjahren als erste sächsische Tischlergesellin losgesprochen wurde. Noch am selben Abend errichtete der mittlerweile umgestimmte Vater bei der Pirnaer Tischlerinnung eine „Vera-Kürsten-Stiftung“ in Höhe von 100.000 Mark. Mit den anfallenden Zinsen sollte jährlich der beste männliche oder weibliche Lehrling prämiert werden. Ein weiterer ungewöhnlicher Schritt K.s war die Ablegung der Fahrschulprüfung am 28.5.1927 in Dresden. – Im Januar 1928 verließ K. Deuschland und und wanderte von Rathen nach Südwestafrika (heute Namibia) aus. 1930 kaufte sie Land und ließ sich als Farmerin auf der Farm „Tolene“ im Bezirk Okahandja nieder. Dort besaß sie 6.600 Hektar Land und rund 400 Stück Großvieh. Sie baute sich ein eigenes Haus, vom Entwurf bis zur Fertigstellung. 1935 besuchte K. letztmalig Rathen. Ende der 1950er-Jahre verlor sie in Südwestafrika durch Spekulationsgeschäfte eines Freundes ihren gesamten Besitz und baute sich in der Siedlung Wlotzkasbaken nördlich von Swakopmund ein kleines Holzhaus. Nach langer schwerer Krankheit starb K. in Swakopmund.
Quellen Oslo, Johanneskirke, Ministerialbok nr. 7; National Archives of Namibia Windhoek.
Werke Kredenz, Gesellenstück, Kiefernholz, 1923.
Literatur Als erster weiblicher Tischlergeselle in Sachsen, in: Pirnaer Anzeiger 12.4.1923, S. 3; Der erste weibliche Tischlergeselle in Sachsen, in: Dresdner Anzeiger 13.4.1923, S. 6; Die Tischlerin, Dresdner Neueste Nachrichten 14.4.1923, S. 4; C. Mohr, Familien Mohr fra Bergen, Oslo 1953, S. 85; A. Fels, Vera K., in: Allgemeine Zeitung Namibia 5.11.2012; ders., Vera K., in: Das Handwerk. Kreishandwerkerschaft Dresden 2012, Nr. 4, S. 14f. (P); Sächsische Zeitung. Ausgabe Pirna 24.10.2012, S. 16.
Porträt Vera K., 1928, Fotografie, Photo-Centrale Ottmar Späth, Windhoek, Privatbesitz M. Rust (Bildquelle).
Andreas Fels
3.4.2013
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Fels, Artikel: Vera Kürsten,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/26737 [Zugriff 26.11.2024].
Vera Kürsten
Quellen Oslo, Johanneskirke, Ministerialbok nr. 7; National Archives of Namibia Windhoek.
Werke Kredenz, Gesellenstück, Kiefernholz, 1923.
Literatur Als erster weiblicher Tischlergeselle in Sachsen, in: Pirnaer Anzeiger 12.4.1923, S. 3; Der erste weibliche Tischlergeselle in Sachsen, in: Dresdner Anzeiger 13.4.1923, S. 6; Die Tischlerin, Dresdner Neueste Nachrichten 14.4.1923, S. 4; C. Mohr, Familien Mohr fra Bergen, Oslo 1953, S. 85; A. Fels, Vera K., in: Allgemeine Zeitung Namibia 5.11.2012; ders., Vera K., in: Das Handwerk. Kreishandwerkerschaft Dresden 2012, Nr. 4, S. 14f. (P); Sächsische Zeitung. Ausgabe Pirna 24.10.2012, S. 16.
Porträt Vera K., 1928, Fotografie, Photo-Centrale Ottmar Späth, Windhoek, Privatbesitz M. Rust (Bildquelle).
Andreas Fels
3.4.2013
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Fels, Artikel: Vera Kürsten,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/26737 [Zugriff 26.11.2024].