Franz Ledien
Nach dem Schulbesuch in Stettin (poln. Szczecin) absolvierte L. 1878 bis 1880 eine Gärtnerlehre. 1880 bis 1882 wurde er in der Königlichen Gärtnerlehranstalt in Potsdam-Wildpark zum Gartenkünstler ausgebildet. Anschließend arbeitete er als Gehilfe in Barth und im Königlichen Botanischen Garten in Breslau (poln. Wrocław) und schließlich ein halbes Jahr lang als Erster Gehilfe beim königlichen Hofgärtner
Gustav (II.) Adolph Fintelmann in Potsdam-Sanssouci. 1884 ging er in belgischen Diensten als Versuchspflanzer zur Erprobung europäischer und tropischer Garten- und Plantagenkulturen in den Kongostaat (Station Vivi am Mittelkongo). Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er 1886 vorzeitig nach Deutschland zurück, wo er als selbstständiger Landschaftsgärtner und als Obergärtner in mehreren Gartenbaubetrieben in Breslau tätig wurde. 1887 bis März 1889 leitete L. die Privatgärtnerei von Schaefer-Hansen in Breslau. Anschließend vertrat er ein halbes Jahr den Breslauer Orchideenimport Dammann jun., bevor er im September als Kulturobergärtner an den Botanischen Garten in Dresden berufen wurde. Dort war er anfangs als Unterstützung und Vertretung des Kunst- und Landschaftsgärtners
U. Nöthling angestellt. Im Januar 1890 erhielt er eine etatmäßige Obergärtnerstelle und übernahm am 1.3.1890 offiziell Nöthlings Nachfolge. 1895 wurde L. zum Garteninspektor am Botanischen Garten in Dresden ernannt. Zu seinen Aufgaben zählten die Planung des neu anzulegenden Botanischen Gartens an der Nordwestecke des Großen Gartens, die Organisation der Übersiedlung der Pflanzen aus dem alten Botanischen Garten (zwischen Pirnaischem Platz, Schießgasse und dem alten Gondelhafen) sowie die Bepflanzung von Freilandflächen und Glashäusern. – Während seiner Jahre in Dresden arbeitete er als Fachschriftsteller und Vorsteher für den gärtnerischen Pflanzenbau an der landwirtschaftlich-gärtnerischen Versuchstation in Dresden (seit 1.4.1890 Versuchstation für Pflanzenkultur, ab 1904 Königliche Pflanzenphysiologische Versuchstation), wo er sich mit Düngeversuchen beschäftigte. Am 1.10.1907 wurde L. als Obergarteninspektor an den Botanischen Garten in Dahlem bei Berlin berufen. Sein Nachfolger im Botanischen Garten Dresden war
Max Löbner. Seine neue Tätigkeit umfasste u.a. die Umsetzung des umfangreichen Bestands an Warm- und Kalthauspflanzen aus dem alten Botanischen Garten in (Berlin-)Schöneberg nach Dahlem, die Bepflanzung des großen Gewächshauskomplexes in Dahlem und darüber hinaus die Verantwortung als technischer Leiter für den Gesamtablauf der gärtnerischen Arbeiten im Botanischen Garten in Dahlem. Nach dem Tod von
Wilhelm Perring, dem technischen Leiter des Berliner Botanischen Gartens, wurde L. dessen Nachfolger. Ein langjähriges Asthma-Leiden beendete seine rege Tätigkeit am 2.5.1912. – L. war Mitglied im Verband deutscher Gartenarchitekten und in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Seine Arbeiten in den botanischen Gärten von Dresden und Dahlem zeigen, dass er nicht nur über gute Artenkenntnis tropischer Gewächse verfügte, sondern auch ein hervorragender Pflanzenkultivateur und Gewächshaustechniker war. Zudem bewies L. gestalterisches Geschick bei der Integration botanischer Schausammlungen in die neuen Gesamtanlagen. Von ihm konzipierte Pflanzungen sind sowohl in Dresden als auch in Dahlem trotz kriegsbedingter Zerstörungen weitgehend erhalten geblieben.
Werke Das Gewächshaus des Privatmannes, Berlin 1900; Die Kultur der schönblühenden Orchideen für Blumenschnitt und Dekoration, Berlin 1900; Dresden im Blumenschmuck, in: Dresdner Anzeiger. Sonntags-Beilage 1903, Nr. 3; A. Engler, Führer zu einem Rundgang durch die Gewächshäuser des königlichen Botanischen Gartens, Dahlem-Steglitz b. Berlin 1910.
Literatur M. Hesdörffer, Personalnachrichten, in: Die Gartenwelt 16/1912, H. 19, S. 268; T. Echtermeyer, Die Königliche Gärtnerlehranstalt zu Dahlem 1903-1913, Berlin 1913; W. Dänhardt, Festschrift aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens der Flora - Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden, Dresden 1926; G. Dutschmann, Geschichte des Botanischen Gartens zu Dresden, Dresden 1940 (Bildquelle). – DBA II, III; DBE 6, S. 286; NDB 14, S. 45.
Yvonne Störer
20.6.2011
Empfohlene Zitierweise:
Yvonne Störer, Artikel: Franz Ledien,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25528 [Zugriff 26.11.2024].
Franz Ledien
Werke Das Gewächshaus des Privatmannes, Berlin 1900; Die Kultur der schönblühenden Orchideen für Blumenschnitt und Dekoration, Berlin 1900; Dresden im Blumenschmuck, in: Dresdner Anzeiger. Sonntags-Beilage 1903, Nr. 3; A. Engler, Führer zu einem Rundgang durch die Gewächshäuser des königlichen Botanischen Gartens, Dahlem-Steglitz b. Berlin 1910.
Literatur M. Hesdörffer, Personalnachrichten, in: Die Gartenwelt 16/1912, H. 19, S. 268; T. Echtermeyer, Die Königliche Gärtnerlehranstalt zu Dahlem 1903-1913, Berlin 1913; W. Dänhardt, Festschrift aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens der Flora - Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden, Dresden 1926; G. Dutschmann, Geschichte des Botanischen Gartens zu Dresden, Dresden 1940 (Bildquelle). – DBA II, III; DBE 6, S. 286; NDB 14, S. 45.
Yvonne Störer
20.6.2011
Empfohlene Zitierweise:
Yvonne Störer, Artikel: Franz Ledien,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25528 [Zugriff 26.11.2024].