Reinhold Hoemann

Gartenarchitekten wie H. fanden seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesichts der wachsenden Bedeutung öffentlicher Grünanlagen in den Städten neue Betätigungsfelder im Entwerfen von Volksparks, Stadtplätzen und Friedhöfen, aber auch von Haus- und Villengärten. – H. absolvierte 1886 bis 1888 zunächst eine Lehre an der Höheren Gartenbauschule der „Flora - Gesellschaft für Botanik und Gartenbau“ in Köln und arbeitete danach an der Internationalen Gartenbauausstellung 1888 in Köln mit. Anschließend fand er eine Anstellung in der Handelsgärtnerei M. Hörmann in München, bis er dort im Mai 1889 in die Hofgärtnerabteilung des königlich bayerischen Hofmarschall-Stabs wechselte. 1890 bis 1893 arbeitete H. unter Adolf Kowallek als Gartentechniker in der Gartendirektion Köln. Bei der Ausführung des Volksgartens in Düsseldorf im Dezember 1893 war er als Techniker tätig. Die meiste Zeit seines Schaffens verbrachte er dann auch in Düsseldorf. Am 1.4.1895 wurde er dort städtischer Obergärtner und bekleidete diese Stelle bis 1898. Im selben Jahr machte sich H. als freier Gartenarchitekt mit einer Baumschule in Düsseldorf-Grafenberg selbstständig und legte damit den Grundstein für ein Familienunternehmen, das noch heute existiert. In den folgenden Jahren beteiligte er sich erfolgreich an verschiedenen Wettbewerben, die ihn u.a. auch mit Sachsen in Verbindung brachten. So gewann er bei der Ausschreibung für den Stadtpark Plauen 1903 einen ersten Preis. Sein Entwurf folgte noch den Gestaltungsprinzipien der Lenné-Meyer’schen Schule. Sonst gehörte H. als Gartenreformer bereits einer neuen Richtung der Gartenkunst an, die durch architektonische Raumbildung gekennzeichnet ist. Dies zeigte sich z.B. im Entwurf für den Kaiser-Wilhelm-Park in Düsseldorf, der unter Mitarbeit Erwin Barths nur kurze Zeit später entstand. Barth war 1904/05 in H.s Büro tätig. Neben seiner Tätigkeit als Gartenarchitekt engagierte sich H. in zahlreichen Vereinen und Verbänden. Er war Mitglied im „Verein Deutscher Gartenkünstler“, „Bund Deutscher Gartenarchitekten“, „Verband Deutscher Gartenarchitekten“ und im „Deutschen Werkbund“. 1904 war H. Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ (DGfG). 1907/08 fungierte er als Beisitzer dieser Gesellschaft und 1910 bis 1916 als zweiter Vorsitzender. Am 1.7.1911 wurde H. Schriftleiter der „Gartenkunst“, dem Verbandsorgan der DGfG, und hatte diese Position bis 1913 inne. In diesem Zeitraum publizierte er Beiträge über verschiedene Gartenanlagen und äußerte sich u.a. zur künstlerischen Ausbildung von Gartenarchitekten und zur Fortentwicklung des Baumschulwesens. Das preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten ernannte H. 1912 zum Mitglied des Kuratoriums der königlichen Lehranstalt für Obst, Wein und Gartenbau zu Geisenheim. 1912 bis 1914 folgten mehrere Studienreisen nach England, Dänemark, Österreich, Böhmen, Holland, Belgien und Finnland. – H. wurde 1914 zum Militärdienst einberufen und erlangte bis zu seinem Ausscheiden 1916 den Rang eines Leutnants. 1927 erwarb er in Langenfeld/Rheinland ein Gelände von ca. vier Hektar und zog mit seinem Betrieb dorthin um. Bis in die 1930er-Jahre hinein fungierte H. als Vorstandsmitglied des „Landesverbands Gartenbau Rheinland“ und als Vorsitzender der Kreisgruppe Düsseldorf. In der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied der NSDAP und gelangte über die Partei zur Gruppe von „Landschaftsanwälten“ um Alwin Seifert, die entscheidend an der Planung und am Bau der Reichsautobahnen mitwirkte. Nach 1948 wurde er Ehrenmitglied in der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landespflege“, im „Bund deutscher Baumschulen“ und im „Verband Rheinischer Baumschulen“. – Durch seine führende Tätigkeit in zahlreichen Verbänden, die Position des Schriftleiters der „Gartenkunst“ und seine Veröffentlichungen machte sich H. einen Namen als Gartenarchitekt. Er gehörte zu den Fachvertretern, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg einen wesentlichen Anteil an der Weiterentwicklung der bis dahin gängigen Gartengestaltung hatten. Ein herausragendes Beispiel für sein Wirken ist der Stadtpark Plauen. Er gehört heute zu den bedeutendsten öffentlichen Anlagen aus der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts in Sachsen.

Werke Entwürfe: Gemeindepark Ueckendorf bei Gelsenkirchen, 1899; öffentlicher Schmuckplatz anlässlich der Provinzial-Gartenbau-Ausstellung Gleiwitz, 1901; Erste Dauerkleingartenanlage im Rheinland auf der Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung, 1902; Stadtpark Plauen, 1903; Erweiterung und Neuordnung des Kurgeländes in Bad Oeynhausen, 1903; Internationale Kunstausstellung und große Gartenbauausstellung in Düsseldorf, 1904; mit E. Barth, Kaiser-Wilhelm-Park Düsseldorf, 1905; Poensgenpark in Ratingen, 1907; mit P. Korff, Südwestfriedhof in Stahnsdorf, 1908; Foerstergarten auf der Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ Düsseldorf, 1937; mit R. Lingner, Rosengarten auf der Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ Düsseldorf, 1937; Schriften: Zeit- und Streitfragen, in: Die Gartenkunst 8/1906, S. 207-210; Die Einfachheit in der Gartenkunst, in: ebd. 10/1908, S. 147-154, 167-171; Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten, in: ebd. 14/1912, S. 233-236; Le Nôtre und seine Schöpfung in Vaux, in: ebd. 15/1913, S. 345; Ein Gärtner geht durchs Jahr, Holzminden 1949.

Literatur Ergebnis des Wettbewerbes zur Erlangung von Entwürfen zu einem Stadtpark für die Stadt Plauen i. Vgtl., in: Die Gartenwelt 7/1902/03, H. 30, S. 354f., H. 31, S. 366; H. Mattern, Neuordnung eines Kurgeländes, in: Garten und Landschaft 77/1967, S. 405-408; G. Däumel, Geisenheim 1872-1972, in: Das Gartenamt 21/1972, H. 8, S. 451-460 (Bildquelle), H. 9, S. 523-531; Erwin Barth - Gärten, Parks, Friedhöfe, hrsg. von der Universitätsbibliothek der TU Berlin, Berlin 1980, S. 52f.; G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn (Hg.), DGGL - Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege e.V. 1887-1987, Berlin 1987, S. 62-64; dies., 1913-1988. 75 Jahre Bund Deutscher Landschafts-Architekten bdla, Berlin 1988, S. 27, 82, 85-87, 101; D. Land/J. Wenzel, Heimat, Natur und Weltstadt, Leipzig 2005; C. Reitsam, Reichsautobahn im Spannungsfeld von Natur und Technik, Habil. TU München 2004, München 2007. – G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn, Grüne Biographien, Berlin/Hannover 1997, S. 153f.

Toni Josteit
13.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Toni Josteit, Artikel: Reinhold Hoemann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25524 [Zugriff 29.3.2024].

Reinhold Hoemann



Werke Entwürfe: Gemeindepark Ueckendorf bei Gelsenkirchen, 1899; öffentlicher Schmuckplatz anlässlich der Provinzial-Gartenbau-Ausstellung Gleiwitz, 1901; Erste Dauerkleingartenanlage im Rheinland auf der Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung, 1902; Stadtpark Plauen, 1903; Erweiterung und Neuordnung des Kurgeländes in Bad Oeynhausen, 1903; Internationale Kunstausstellung und große Gartenbauausstellung in Düsseldorf, 1904; mit E. Barth, Kaiser-Wilhelm-Park Düsseldorf, 1905; Poensgenpark in Ratingen, 1907; mit P. Korff, Südwestfriedhof in Stahnsdorf, 1908; Foerstergarten auf der Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ Düsseldorf, 1937; mit R. Lingner, Rosengarten auf der Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ Düsseldorf, 1937; Schriften: Zeit- und Streitfragen, in: Die Gartenkunst 8/1906, S. 207-210; Die Einfachheit in der Gartenkunst, in: ebd. 10/1908, S. 147-154, 167-171; Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten, in: ebd. 14/1912, S. 233-236; Le Nôtre und seine Schöpfung in Vaux, in: ebd. 15/1913, S. 345; Ein Gärtner geht durchs Jahr, Holzminden 1949.

Literatur Ergebnis des Wettbewerbes zur Erlangung von Entwürfen zu einem Stadtpark für die Stadt Plauen i. Vgtl., in: Die Gartenwelt 7/1902/03, H. 30, S. 354f., H. 31, S. 366; H. Mattern, Neuordnung eines Kurgeländes, in: Garten und Landschaft 77/1967, S. 405-408; G. Däumel, Geisenheim 1872-1972, in: Das Gartenamt 21/1972, H. 8, S. 451-460 (Bildquelle), H. 9, S. 523-531; Erwin Barth - Gärten, Parks, Friedhöfe, hrsg. von der Universitätsbibliothek der TU Berlin, Berlin 1980, S. 52f.; G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn (Hg.), DGGL - Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege e.V. 1887-1987, Berlin 1987, S. 62-64; dies., 1913-1988. 75 Jahre Bund Deutscher Landschafts-Architekten bdla, Berlin 1988, S. 27, 82, 85-87, 101; D. Land/J. Wenzel, Heimat, Natur und Weltstadt, Leipzig 2005; C. Reitsam, Reichsautobahn im Spannungsfeld von Natur und Technik, Habil. TU München 2004, München 2007. – G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn, Grüne Biographien, Berlin/Hannover 1997, S. 153f.

Toni Josteit
13.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Toni Josteit, Artikel: Reinhold Hoemann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25524 [Zugriff 29.3.2024].