Irmgard Schaaf

S. gehörte zu den wichtigsten Mitarbeiterinnen und engsten Vertrauten von Gret Palucca. Als Gymnastiklehrerin prägte sie die Grundlagenausbildung an der Dresdner Palucca Schule und schärfte die Unterrichtsprofile der Tanzausbildung. Darüber hinaus war sie federführend an der Nachwuchsförderung beteiligt. S. hatte sich vor der Zeit der Formalismus-Debatte gemeinsam mit Maritta Gubisch für Paluccas Idee vom „Neuen Künstlerischen Tanz“ eingesetzt. In diesem Zusammenhang erstellte sie Anfang der 1950er-Jahre gemeinsam mit Palucca Lehrpläne für die professionelle Tanzausbildung in der DDR. – Ihre Kindheit und Jugend verbrachte S. in Dresden in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. 1941-1945 besuchte sie die Lehrerbildungsanstalt in der Teplitzer Straße. Nach deren Bombardierung im Februar 1945 betreute sie Flüchtlingskinder in Schmiedeberg bei Dresden. Ab dem 1.7.1945 absolvierte S. eine Tanzausbildung in der Schule Paluccas. Bereits nach drei Monaten erhielt sie aufgrund ihrer hohen Begabung einen Schulgelderlass. Außerdem wurde ihr von Palucca die Leitung der Kindertanzkurse anvertraut. Diese Kindertanzabteilung baute S. weiter aus, nachdem sie 1947 ein Diplom für Gymnastik und Laientanz erhalten hatte. – Ab 1949 arbeitete S. als Dozentin für Gymnastik und Folklore an der Fachschule für künstlerischen Tanz bei Palucca. In dieser Funktion erstellte sie Etüden für den Unterricht und verfasste interne Schreiben über die Idee des „Neuen Künstlerischen Tanzes“ als kulturpolitischen Beitrag, die sich heute im Palucca-Archiv im Archiv der Akademie der Künste Berlin befinden. Ende 1951 lernte sie bei einer Kur in Bad Elster den Schriftsteller Friedrich Wolf kennen - am 15.6.1953 wurde ihr gemeinsamer Sohn Thomas geboren. – Im Zuge der Durchsetzung der sowjetischen Kulturpolitik und der Formalismus-Debatte der Akademie der Künste der DDR musste S. ihre Dozentur zugunsten sowjetischer Tanzpädagoginnen abgeben. Sie unterrichtete in den Laienkursen der Schule und übernahm 1954 die Leitung der Kindertanzabteilung, die anfangs einen Teilbereich der Fachschule für künstlerischen Tanz bildete und 1956 der Bezirksmusikschule „Paul Büttner“ in Dresden angegliedert wurde. 1958 lernte sie dort ihren späteren Ehemann, den Pianisten Karl-Heinz Naumann, kennen. – 1963 übergab S. die Leitung der Kindertanzabteilung an ihre Nachfolgerin Sabine Hiebsch. Bis zum Beginn ihres Rentenalters unterrichtete sie Laien in Tanz und Gymnastik in Dresdner Betrieben.

Quellen Archiv der Palucca Hochschule für Tanz Dresden; Archiv der Akademie der Künste Berlin, Gret-Palucca-Archiv.

Literatur Ralf Stabel, Tanz, Palucca! Die Verkörperung einer Leidenschaft. Die Biografie, Berlin 2001; Christel Berger, Friedrich Wolf 1953. Eine unvollständige Biographie rückwärts, Berlin 2006; Gabriele Gorgas, Nachruf für Irmgard Naumann, in: Dresdner Neueste Nachrichten 8.8.2008.

Porträt Irmgard S., Friedrich Wolf, 1951/1953, Fotografie, Privatbesitz Thomas Naumann (Bildquelle).

Thomas Naumann/Uta Dorothea Sauer
13.8.2019


Empfohlene Zitierweise:
Thomas Naumann/Uta Dorothea Sauer, Artikel: Irmgard Schaaf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25433 [Zugriff 26.11.2024].

Irmgard Schaaf



Quellen Archiv der Palucca Hochschule für Tanz Dresden; Archiv der Akademie der Künste Berlin, Gret-Palucca-Archiv.

Literatur Ralf Stabel, Tanz, Palucca! Die Verkörperung einer Leidenschaft. Die Biografie, Berlin 2001; Christel Berger, Friedrich Wolf 1953. Eine unvollständige Biographie rückwärts, Berlin 2006; Gabriele Gorgas, Nachruf für Irmgard Naumann, in: Dresdner Neueste Nachrichten 8.8.2008.

Porträt Irmgard S., Friedrich Wolf, 1951/1953, Fotografie, Privatbesitz Thomas Naumann (Bildquelle).

Thomas Naumann/Uta Dorothea Sauer
13.8.2019


Empfohlene Zitierweise:
Thomas Naumann/Uta Dorothea Sauer, Artikel: Irmgard Schaaf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25433 [Zugriff 26.11.2024].