Fritz Riebold

R. war einer der bedeutendsten Pfadfinderführer in Sachsen. – R. besuchte in Zeulenroda die I. Bürgerschule und nahm dort Anfang 1903 im Sattler- und Tapeziergeschäft Hermann Plietz eine Lehre auf. Nach zwei Jahren wurde er zum Gesellen freigesprochen, arbeitete noch bis Juni 1906 bei seinem Meister und ging anschließend auf Wanderschaft. Diese führte ihn über Ulm, Nürnberg, München, Innsbruck und Bozen (ital. Bolzano) nach Florenz und von dort über das Elsass im August 1907 zurück nach Ulm, wo er einige Zeit als Tapezierer und Polsterer arbeitete und dem Christlichen Verein Junger Männer (CVJM) beitrat. Von Dezember 1907 bis September 1909 diente er als Zweijährig-Freiwilliger beim Artillerie Regiment 49 in Ulm. Anschließend arbeitete er als Tapezierer und Polsterer in Oberplanitz bei Zwickau. Mit seinem jüngsten Bruder ging er im Mai 1910 nochmals auf Wanderschaft. Stationen waren u.a. Salzburg, Linz, Wien, Rom, Triest (ital. Trieste) und Venedig sowie die Lombardei, die Schweiz, Konstanz, die Niederlande und Belgien. Von Oktober 1910 bis September 1912 arbeitete R. als Tapezierer und Polsterer in Falkenstein/Vogtland. Dort begründete er am 18.10.1910 die erste Pfadfindergruppe innerhalb des CVJM; weitere sechs entstanden kurze Zeit später durch seine Initiative. Aufgrund dieses Erfolgs konnte er von September bis Dezember 1912 einen Jugendpfleger-Lehrgang der evangelischen Inneren Mission besuchen. Zu dieser Zeit nahm er in Dresden eine Tätigkeit als Führer der Pfadfinderkompanie Blasewitz auf. Dort fand er am 1.1.1913 eine Anstellung beim evangelisch-lutherischen Jungmännerwerk als Bundesjugendpfleger für das Pfadfinderwesen und organisierte die Pfadfindergruppen neu. – Während des Ersten Weltkriegs diente R. im Feldartillerie-Regiment 23 in Frankreich, 1915 erfolgte die Beförderung zum Gefreiten, ein Jahr später zum Unteroffizier. Er hatte die Aufgabe, zerstörte Telefonleitungen zu reparieren und als Melder Nachrichten zu überbringen. Für seinen Fronteinsatz erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse, die Preußische Verdienstmedaille mit Schwertern, die Friedrich-August-Medaille in Bronze und Silber und das Frontehrenkreuz. Am Kriegsende war er der einzige Überlebende seiner Truppe von 1914. Nach dem Krieg nahm er seine alte Beschäftigung wieder auf und begründete 1920 die Tatgemeinschaft Sachsen, die sich später mit anderen christlichen Pfadfindergruppen zur Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD) zusammenschloss. Diese agierte gegen „Schmutz und Schund“ sowie Alkohol und Nikotin. Zugleich stellte sie, in Anlehnung an die zehn Gebote, die zehn Pfadfindergesetze auf. – R. betätigte sich zudem schriftstellerisch und veröffentlichte zahlreiche Gedichte, Laienspiele und Aufsätze in diversen Jugendbüchern. In Dresden baute sich die Familie 1928 ein eigenes Haus. Im Sommer 1931 besuchten R. und weitere Pfadfinder Palästina und die dortigen heiligen Stätten. Das Buch „Ein heilig Land“ berichtet von den Eindrücken dieser Reise. – Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten fand im Mai 1933 das letzte Reichslager der CPD mit rund 3.000 Teilnehmern im Friedewald bei Meißen statt; ein Jahr später mussten alle Mitglieder unter 18 Jahren die CPD verlassen und der Hitlerjugend beitreten. R., dem in dieser eine Führerstelle angeboten worden war, weigerte sich beizutreten, da er nach eigenem Bekunden nur Jesus Christus als Führer anerkennen könnte. Dennoch erhielt er am 1.5.1933 eine Ehrung als Arbeiterdichter und konnte seine Gedichte über den Rundfunk verbreiten. Sein „Domspiel“ wurde 1933 auf der Albrechtsburg Meißen aufgeführt. – Nachdem sich die CPD 1937 schließlich endgültig auflösen musste, kam R. 1938 wegen des Verdachts, diese Pfadfinderschaft illegal fortzusetzen, in Dresden sechs Wochen ohne Verhandlung in Untersuchungshaft. Nach seiner Entlassung erhielt er Schreib- und Redeverbot im ganzen Reichsgebiet. In diesem Jahr begann er als Stadtmissionar in Dresden zu arbeiten, im August 1944 erfolgte die Einberufung zur Wehrmacht als Ausbilder und im Februar 1945 die Entlassung aufgrund einer Beinverletzung beim Sport. Den schweren Bombenangriff am 13.2.1945 und den darauf folgenden Tagesangriff erlebte die Familie unbeschadet in ihrer Wohnung, obwohl im Garten mehrere Brandbomben einschlugen. Das Haus hatte R. bereits ein paar Jahre vorher aus finanziellen Gründen verkaufen müssen. – Nach dem Krieg übernahm R. den Neuaufbau für die männliche Jugend der Jungen Gemeinde, die Ordinierung zum Pfarrer erfolgte am 14.9.1947. Auch seine schriftstellerische Tätigkeit setzte er fort, so verfasste er u.a. mehrere Epiphanienspiele. Aus gesundheitlichen Gründen gab er 1962 seinen Dienst in der Kirche auf und siedelte mit seiner Frau im Oktober 1965 zur Tochter nach Sindelfingen über. Im Oktober 1968 besuchte R. noch einmal die Orte, an denen er als Handwerksbursche tätig war. Aufgrund einer schweren Erkrankung lieferte ihn die Familie am 10.12. desselben Jahres in ein Stuttgarter Krankenhaus ein, wo er am Heiligabend verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er am 28.12.1968 auf dem Burghaldenfriedhof in Sindelfingen.

Werke (Hg.), Auf Neuem Pfad, 1921-1938; Das Späherbuch, Dresden 1924, ²1930; (Hg.), Vom Pfad der Jahre, Dresden 1925, (Hg.), Pfadfinder, Dresden 1925, (Hg.), Wege zum Bruder, Dresden 1925; (Hg.), Über den Abgrund, Dresden 1925; (Hg.), Der Deutsche Jugendkalender, 1926-1936; (Hg.), Heiliger Kampf, Dresden 1928, Am offenen Tor, Dresden 1928; (Hg.), Feier und Fest, Dresden 1929; Ein neues Lied, Dresden 1929; Das Meißner Domspiel, Dresden 1930; Moses, Dresden 1930; (Hg.), Das Jungvolkbuch, Wuppertal-Barmen 1931, ²1933; (Hg.), Ein Heilig Land, Dresden 1931; Deutsche Gotteshäuser, Dresden 1932; Gottesspuren, Dresden 1933; Muß eine sein gar hübsch und fein, Leipzig 1934; Legenden und Märchen, Dresden 1935 (ND 2003); Das Spiegelverbot, Rothenburg 1949; Erntedank, München 1937; Wie feiern wir Feste?, Dresden 1938; Der Morgenstern, Berlin 1951, 51961; Vom Kreuz zur Krone, Jena 1952; Die beste Zeit im Jahr ist mein, Jena 1952; Die fröhliche Sommerzeit, Jena 1952; mit O. Riebold, Das kleine Krippenspiel, Berlin 1953, ³1957; (Hg.), Das Wort im Bild, Jena 1954.

Literatur Sindelfinger Zeitung 12.3.1988; H. Jürgenliemk (Bearb.), Gießt neues Leben, Baunach 1994 (P); G. Lindemann, Dienst an Kirche und Volk, in: Dresdner Hefte 90/2007, S. 61-70 (P); A. Peschel, Die Bündische Jugend, in: ebd., S. 35-42. – DBA II, III; W. Kosch, Deutsches Theaterlexikon, Bd. 3, Bern 1992, S. 1872.

Andreas Peschel
12.3.2015


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Fritz Riebold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25108 [Zugriff 26.11.2024].

Fritz Riebold



Werke (Hg.), Auf Neuem Pfad, 1921-1938; Das Späherbuch, Dresden 1924, ²1930; (Hg.), Vom Pfad der Jahre, Dresden 1925, (Hg.), Pfadfinder, Dresden 1925, (Hg.), Wege zum Bruder, Dresden 1925; (Hg.), Über den Abgrund, Dresden 1925; (Hg.), Der Deutsche Jugendkalender, 1926-1936; (Hg.), Heiliger Kampf, Dresden 1928, Am offenen Tor, Dresden 1928; (Hg.), Feier und Fest, Dresden 1929; Ein neues Lied, Dresden 1929; Das Meißner Domspiel, Dresden 1930; Moses, Dresden 1930; (Hg.), Das Jungvolkbuch, Wuppertal-Barmen 1931, ²1933; (Hg.), Ein Heilig Land, Dresden 1931; Deutsche Gotteshäuser, Dresden 1932; Gottesspuren, Dresden 1933; Muß eine sein gar hübsch und fein, Leipzig 1934; Legenden und Märchen, Dresden 1935 (ND 2003); Das Spiegelverbot, Rothenburg 1949; Erntedank, München 1937; Wie feiern wir Feste?, Dresden 1938; Der Morgenstern, Berlin 1951, 51961; Vom Kreuz zur Krone, Jena 1952; Die beste Zeit im Jahr ist mein, Jena 1952; Die fröhliche Sommerzeit, Jena 1952; mit O. Riebold, Das kleine Krippenspiel, Berlin 1953, ³1957; (Hg.), Das Wort im Bild, Jena 1954.

Literatur Sindelfinger Zeitung 12.3.1988; H. Jürgenliemk (Bearb.), Gießt neues Leben, Baunach 1994 (P); G. Lindemann, Dienst an Kirche und Volk, in: Dresdner Hefte 90/2007, S. 61-70 (P); A. Peschel, Die Bündische Jugend, in: ebd., S. 35-42. – DBA II, III; W. Kosch, Deutsches Theaterlexikon, Bd. 3, Bern 1992, S. 1872.

Andreas Peschel
12.3.2015


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Fritz Riebold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25108 [Zugriff 26.11.2024].