Karl Mutze

Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte M. eine Lehre als kaufmännischer Angestellter und arbeitete in Dresden als Eisenwarenhändler. Politisch war er in der KPD aktiv. – Nach dem Zweiten Weltkrieg beschloss der Dresdner Stadtrat im Juli 1945 den Wiederaufbau Dresdens, der auch die Bibliotheken umfasste. Im größtenteils unzerstörten Briesnitz wurden der Städtischen Bücherei von der Zentralstelle des Wohnungsamts Räumlichkeiten zugesprochen. M. begann daraufhin, durch die Ortsgruppe der KPD ermächtigt, im Sommer 1945 als „Beauftragter für die Einrichtungsarbeiten der Städtischen Bücherei Briesnitz“ unter Mithilfe von Handwerkern eine Bücherei im Haus Altbriesnitz 2 einzurichten. Unter Mitwirkung vieler Freiwilliger konnte so ein größerer Raum hergerichtet werden. Die ersten Bücher kamen aus M.s Privatbesitz, weitere konnten durch die Beschlagnahmung von Bibliotheksbeständen ehemaliger NS-Funktionäre beschafft werden. Die bibliothekarische Bearbeitung der Bücher erfolgte unter der Leitung von Jan Pepino. Im Winter 1945 mussten die meisten Arbeiten aufgrund des Kohlenmangels abgebrochen werden. Die Säuberung und Ordnung der Bücher erfolgten nun in dem einzigen beheizbaren Raum. Am 1.3.1946 konnte M. an die Hauptbibliothek die fast kostenlose Fertigstellung (nur ein Fünftel der Kosten trug die Stadtkasse, der Rest wurde durch Spenden und freiwillige Arbeitseinsätze bewerkstelligt) der Zweigstelle melden. Am 27.7.1946 erfolgte die offizielle Einweihung. Im Briesnitzer „Filmeck“ fand eine Feierstunde statt, anschließend übergab M. die Einrichtung - die erste Bibliotheksneugründung in Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg - der Öffentlichkeit. Es waren zu diesem Zeitpunkt 2.982 Bücher vorhanden, 473 Leser hatten sich registrieren lassen. Durch Lichtbildervorträge, Vorlesungen, musikalische Darbietungen, Belegschaftsversammlungen der örtlichen Betriebe und mit Hilfe eines Kasperletheaters gelang es M., die Leserschaft bis Jahresende 1946 auf 823 angemeldete Personen zu steigern. Die Leitung der Zweigbibliothek übernahm Ursula Hilbig. – 1954 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Bibliothek statt, Fenster und Türen wurden gestrichen, Linoleum verlegt und Neonbeleuchtung angebracht. Nachdem die Umstellung auf das Freihandsystem abgeschlossen war, folgte am 6.10.1959 die Wiedereröffnung. Am 1.11.1996 wurde die Bibliothek geschlossen und 1998 mit der Zweigbibliothek in Dresden-Cotta fusioniert, wohin auch die Briesnitzer Bestände überführt wurden. – Nach seiner Scheidung arbeitete M. als Notenwart in einem kleinen Raum in der Ruine der Semperoper. Seit 1954 in der Schiffswerft Dresden-Übigau als Büroangestellter beschäftigt, war er ab dem 19.8.1964 bis Ende dieses Jahres im Eisenwarenhandelsgeschäft „Heckers Sohn“ tätig. Aufgrund einer Lungenkrankheit kam M. im April 1972 nach Taubenheim, wo sich ein Teil der zu Proschwitz bei Meißen gehörenden Lungenklinik befand, in der er auch behandelt wurde. Jedoch verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, sodass er nach Proschwitz verlegt werden musste, wo er verstarb.

Quellen Auskunft Barbara Mutze; Auskunft Kreisarchiv Meißen; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, SED Bezirksleitung Dresden.

Werke Die Entstehung der Zweigstelle Briesnitz der Städtischen Bücherei Dresden, Dresden o.J. [Ms., Archiv Städtische Bibliotheken Dresden].

Literatur G. Breuer, 40 Jahre Zweigbibliothek Dresden, Dresden o.J. [Ms., Archiv Städtische Bibliotheken Dresden]; R. Böhme (Red.), Dresdner Bibliotheken-Führer, Dresden 1959; Stadttore zur Medienwelt, hrsg. von den Städtischen Bibliotheken Dresden, Altenburg 2006.

Porträt Karl M., 1940, Fotografie, Privatbesitz A. Peschel (Bildquelle).

Andreas Peschel
30.3.2010


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Karl Mutze,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25039 [Zugriff 26.11.2024].

Karl Mutze



Quellen Auskunft Barbara Mutze; Auskunft Kreisarchiv Meißen; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, SED Bezirksleitung Dresden.

Werke Die Entstehung der Zweigstelle Briesnitz der Städtischen Bücherei Dresden, Dresden o.J. [Ms., Archiv Städtische Bibliotheken Dresden].

Literatur G. Breuer, 40 Jahre Zweigbibliothek Dresden, Dresden o.J. [Ms., Archiv Städtische Bibliotheken Dresden]; R. Böhme (Red.), Dresdner Bibliotheken-Führer, Dresden 1959; Stadttore zur Medienwelt, hrsg. von den Städtischen Bibliotheken Dresden, Altenburg 2006.

Porträt Karl M., 1940, Fotografie, Privatbesitz A. Peschel (Bildquelle).

Andreas Peschel
30.3.2010


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Karl Mutze,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25039 [Zugriff 26.11.2024].