Alexander Reichardt

R. war langjähriger Mitarbeiter der Sächsischen Landesbibliothek Dresden und hat sich insbesondere durch seine Bemühungen um die Rekonstruktion und dauerhafte Sicherung wertvoller Handschriftenbestände verdient gemacht. – R. erhielt seine schulische Ausbildung am Königlichen Gymnasium in Chemnitz. Nach dem Schulabschluss im April 1878 begann er ein Studium der Klassischen Philologie an der Universität Leipzig. 1889 wurde er in diesem Fach an der Universität Halle-Wittenberg mit einer Arbeit über das erste römische Nationalepos vorchristlicher Zeit, die „Annales“ des Dichters Quintus Ennius, zum Dr. phil. promoviert. Parallel zu diesen Studien legte R. 1882 erfolgreich das Examen für die Kandidatur des höheren Schulamts an Gymnasien ab. 1883/84 war er als Probandus am Königlichen Gymnasium in Leipzig und anschließend 1884 bis März 1886 als provisorischer Hilfslehrer am Realgymnasium Borna tätig. – Am 1. April 1886 begann die bibliothekarische Laufbahn R.s mit einer Anstellung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter an der Königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden. Ab 1894 Kustos dieser Einrichtung, bekam er 1898 den Titel Bibliothekar verliehen und wurde am 20.8.1919 zum Oberbibliothekar an der nunmehrigen Sächsischen Landesbibliothek Dresden ernannt. – Bleibende Verdienste erwarb sich R. mit seinen Bemühungen um die Sicherung des Codex Boernerianus. Diese Pergamenthandschrift aus dem 9. Jahrhundert mit einer griechischen Textversion der Paulus-Briefe und dazugehöriger lateinischer Übersetzung ist heute die älteste abendländische Handschrift im Besitz der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Da sie während des Zweiten Weltkriegs durch Feuchtigkeit beschädigt und teilweise unleserlich wurde, stellt die von R. edierte Faksimileausgabe des Codex aus dem Jahr 1909 den einzig möglichen Zugang zum vollständigen zweisprachigen Text der Handschrift dar und ist somit für die theologische und textgeschichtliche Forschung, trotz restauratorischer Mängel, unverzichtbar. – R., über dessen Privatleben nichts Näheres bekannt ist, war Inhaber des Ritterkreuzes zweiter Klasse des Sächsischen Verdienstordens.

Werke De Q. Ennii annalibus, Diss. Halle/Saale 1889; Der saturnische Vers in der römischen Kunstdichtung, in: Jahrbücher für klassische Philologie, Supplementbd., 19/1892, H. 4, S. 208-253; K. J. A. Maaß, in: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 10/1907, S. 171f.; Der Codex Boernerianus der Briefe des Apostels Paulus, hrsg. von der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Dresden 1909; Die Hohe Tatra und die Niedere Tatra, nebst einem Ausflug in das Tokajer Weinland, Dresden 1911; Die Lieder der Salier und das Lied der Arvalbrüder, Leipzig 1916; (Bearb.), Dresden und die Sächsisch-Böhmische Schweiz, Dresden ²1921.

Literatur J. Mesk, Alexander R. Die Lieder der Salier und das Lied der Arvalbrüder, in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 68/1917, H. 10/11, S. 844-864; Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken 14/1920, S. 146, 16/1925, S. 201; Zentralblatt für Bibliothekswesen 40/1923, H. 3, S. 128. – DBA I, II; B. Volger, Sachsens Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, Leipzig 1907/08, S. 137f.; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 51911, S. 1154, 81922, S. 1239; K. Bader, Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten, Leipzig 1925, S. 204.

Daniel Geißler
16.11.2010


Empfohlene Zitierweise:
Daniel Geißler, Artikel: Alexander Reichardt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24991 [Zugriff 26.11.2024].

Alexander Reichardt



Werke De Q. Ennii annalibus, Diss. Halle/Saale 1889; Der saturnische Vers in der römischen Kunstdichtung, in: Jahrbücher für klassische Philologie, Supplementbd., 19/1892, H. 4, S. 208-253; K. J. A. Maaß, in: Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog 10/1907, S. 171f.; Der Codex Boernerianus der Briefe des Apostels Paulus, hrsg. von der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Dresden 1909; Die Hohe Tatra und die Niedere Tatra, nebst einem Ausflug in das Tokajer Weinland, Dresden 1911; Die Lieder der Salier und das Lied der Arvalbrüder, Leipzig 1916; (Bearb.), Dresden und die Sächsisch-Böhmische Schweiz, Dresden ²1921.

Literatur J. Mesk, Alexander R. Die Lieder der Salier und das Lied der Arvalbrüder, in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 68/1917, H. 10/11, S. 844-864; Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken 14/1920, S. 146, 16/1925, S. 201; Zentralblatt für Bibliothekswesen 40/1923, H. 3, S. 128. – DBA I, II; B. Volger, Sachsens Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, Leipzig 1907/08, S. 137f.; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist’s?, Leipzig 51911, S. 1154, 81922, S. 1239; K. Bader, Lexikon deutscher Bibliothekare im Haupt- und Nebenamt bei Fürsten, Staaten und Städten, Leipzig 1925, S. 204.

Daniel Geißler
16.11.2010


Empfohlene Zitierweise:
Daniel Geißler, Artikel: Alexander Reichardt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24991 [Zugriff 26.11.2024].