Daniel Vischer

V. stammte aus Joachimsthal (tschech. Jáchymov) in Böhmen. Ob er mit dem ebenfalls dort geborenen Liederdichter und Pfarrer Christoph Vischer verwandt war, ist unbekannt. – Nur zwei Jahre amtierte der als Kalligraf zu seiner Zeit bekannte V. als Bibliothekar an der kurfürstlichen Bibliothek Dresden und folgte dem ersten namentlich bekannten Bibliothekar und Prinzenerzieher Paul Vogel. Die kurfürstliche Bibliothek war erst kurz vor der Anstellung V.s aus dem Schloss Annaburg wieder nach Dresden verlegt worden. Sie wurde von Kurfürst Christian I. von Sachsen, wie von dessen Vater, gut gefördert. V.s Bestallungsurkunde zu „unserem Diener“, datiert am 16.6.1586, befindet sich noch heute im Bestand des Stadtarchivs Dresden. Nach dieser sollte er die Bibliothek „in treuer fleißiger Versorgung und Aufsehen haben, sauber und reiniglich, auch ordentliche Registratur daruber halten und ohne Unser Vorwissen und Befehlich nichts davon vorleihen noch sonsten von abhanden kommen lassen.“ Und wenn V. Bücher mit Genehmigung des Kurfürsten verlieh, dann sollte er dies gewissenhaft verzeichnen und dafür sorgen, dass diese wieder zurückgegeben und richtig eingestellt werden. Mit diesem Vertrag erfolgte gleichzeitig die Ernennung zum kurfürstlichen Schreiber unter der Auflage, dass er „niemanden nichts offenbaren, sondern bis in seine Grube vorschwiegen bei sich behalten“ sollte. Er erhielt für seine Dienste 70 Gulden im Jahr. Friedrich Adolf Ebert vermutete, dass V. schon 1582 in kurfürstlichen Diensten gestanden hat. Tatsächlich ist aus diesem Jahr ein von V. verfasstes Gedicht anlässlich der Heirat Kurfürst Christians I. erhalten, ebenso wie Neujahrsgratulationen an diesen und an dessen Vater, Kurfürst August von Sachsen. Bereits am 8.7.1588 folgte Sebastian Leonhart als Bibliothekar und Prinzenerzieher. Von V. verliert sich danach jede Spur. Grund der Bestallung Leonharts war seine Einstellung als Prinzenerzieher, mit der wohl pragmatisch die Bibliothekarsstelle verbunden wurde. V. eignete sich jedoch aufgrund eines fehlenden akademischen Grads nicht für diese pädagogische Aufgabe.

Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv.

Werke Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftensammlung, Mscr. Dresd. J 330, J 333, J 334.

Literatur F. A. Ebert, Geschichte und Beschreibung der königlich öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Leipzig 1822; O. Richter, Bestallung eines kurfürstlichen Bibliothekars aus dem Jahre 1586, in: Dresdner Geschichtsblätter 12/1903, S. 201; K. Assmann (Hg.), Sächsische Landesbibliothek Dresden 1556-1956, Leipzig 1956. – DBA II; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 232.

Kristina Richts
9.4.2010


Empfohlene Zitierweise:
Kristina Richts, Artikel: Daniel Vischer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24850 [Zugriff 26.11.2024].

Daniel Vischer



Quellen Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Bibliotheksarchiv.

Werke Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Handschriftensammlung, Mscr. Dresd. J 330, J 333, J 334.

Literatur F. A. Ebert, Geschichte und Beschreibung der königlich öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Leipzig 1822; O. Richter, Bestallung eines kurfürstlichen Bibliothekars aus dem Jahre 1586, in: Dresdner Geschichtsblätter 12/1903, S. 201; K. Assmann (Hg.), Sächsische Landesbibliothek Dresden 1556-1956, Leipzig 1956. – DBA II; T. Bürger/K. Hermann (Hg.), Das ABC der SLUB, Dresden 2006, S. 232.

Kristina Richts
9.4.2010


Empfohlene Zitierweise:
Kristina Richts, Artikel: Daniel Vischer,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24850 [Zugriff 26.11.2024].