Friedrich II. von Sommerschenburg
Als Pfalzgraf unter den drei Königen
Lothar III.,
Konrad III. und
Friedrich I. (Barbarossa) konnte sich F. als ein herausragender Akteur des 12. Jahrhunderts profilieren. Relativ große Königsnähe ist in der Regierungszeit des Supplinburgers nachzuweisen, unter dem F. als „advocatus noster“ bezeichnet wurde. F. ist vorwiegend im Gebiet des sächsischen Herzogtums nachweisbar, aber er nahm auch größere Wege im Gefolge Lothars auf sich. Auf dem Lütticher Hoftag im März 1131, der symbolträchtig die Einheit von König und Kirche vorführte, war der Pfalzgraf anwesend. Seit den 1120er-Jahren ist F. als Pfalzgraf von Sommerschenburg - seinem Stammsitz - belegt, doch finden sich auch territoriumsbezogene Nennungen als „Pfalzgraf von Sachsen“ bzw. „Pfalzgraf der Sachsen“. Auf Kosten kleinerer Edelfreien und naher Klöster konnte F. die von seinem Vater ererbten Machtgrundlagen deutlich erweitern. Nach dem Tod Lothars III. geriet er an der Seite anderer sächsischer Großer in Konflikt mit
Albrecht I. von Brandenburg (der Bär), den Konrad III. im sächsischen Dukat eingesetzt hatte, wie auch zeitweise mit dem staufischen König. Getrieben von „territorialpolitischen“ Interessen, drang F. weit in die askanischen Stammlande ein. Nach den späteren „Annales Stadenses“ verlieh Konrad III. dem Pfalzgrafen auf dem Magdeburger Weihnachtshoftag des Jahrs 1144 den Königsbann in der Grafschaft Stade. Dies ist im Rahmen der Ausgleichsbemühungen um das Stader Erbe zu sehen. Seit dieser Zeit erscheint F. auch wieder verstärkt in den Urkunden des Königs. Als Gatte
Liutgards von Stade hatte F. entsprechende Ansprüche geltend machen können, allerdings lebte er in Scheidung oder hatte sich schon von Liutgard getrennt. Ob die Gründe hierfür in ihrem vermeintlich ausschweifenden Lebenswandel oder in zu naher Verwandtschaft zu suchen sind, ist unklar. Wie andere sächsische Große nahm F., zuvor auf den „Reichstagen“ von Frankfurt/Main (März) und Nürnberg (April 1147) zugegen, am sog. Wendenkreuzzug 1147 teil. Weder zum sächsischen Herzog
Heinrich den Löwen noch zu Friedrich I. (Barbarossa) lassen sich allzu enge Verbindungen nachweisen, wenngleich F. durchaus in der Nähe des Staufers - hauptsächlich im sächsischen Herzogtum - zu finden ist, etwa im Mai 1152 zu Merseburg, April 1154 in Quedlinburg oder zu Jahresanfang 1158 auf dem reichsgeschichtlich höchstbedeutenden Tag in Goslar, und das Verhältnis zu Heinrich bis auf wenige Ausnahmen ungetrübt gewesen zu sein scheint. F.s Sohn
Adalbert hingegen trat nach dem Tod des Vaters in Opposition zu Herzog Heinrich. Friedrich I. (Barbarossa), in dessen Urkunden F. insgesamt im Vergleich etwa mit den Pfalzgrafen von Bayern nur selten erscheint, ergriff in der zweiten Jahreshälfte 1153 Partei für den Corveyer Abt
Wibald, der um die Rückgabe der von F. entfremdeten Güter klagte. Bischof
Ulrich von Halberstadt verhängte zuletzt wegen dieser gewalttätigen Übergriffe auf Corveyer Kirchengut den Bann über F., doch konnte sich dieser wohl wieder schnell davon lösen. Ohnedies kann das Verhältnis zu den Halberstädter Oberhirten, bei deren Rechtsstreitigkeiten F. in der Gerichtsstätte Seehausen (bei Oschersleben) tätig war, über weite Strecken als eng bezeichnet werden. Neben der von F. gegründeten Zisterze Mariental - er unterstützte auch die Gründung des Zisterzienserklosters Michaelstein - übte F. ferner territorialpolitisch bedeutsame Vogteirechte über das Ludgerikloster Helmstedt, Walbeck an der Aller, wohl Schöningen, Huysburg, Hamersleben, Quedlinburg, Ringelheim und Gandersheim, möglicherweise auch für das Bremer Hochstift aus. Als Vogt der Reichsstifte Quedlinburg und Gandersheim sowie des Klosters Helmstedt - aus Zeiten des Doppelabbatiats
Wilhelms mit dem Reichskloster Werden - ließ F., von dem auch ein Reitersiegel bezeugt ist, Münzen prägen, die, was numismatisch äußerst bemerkenswert ist, teilweise auch sein „Porträt“ zeigen. F.s nicht mehr erhaltenes Grabdenkmal in Mariental rühmte ihn als klug, hochherzig und treu.
Quellen Annales Palidenses, bearb. von G. H. Pertz (MGH SS 16), Hannover 1859 (ND 1994), S. 48-98; Annales Stadenses, bearb. von J. M. Lappenberg (ebd.), S. 271-379; Sächsische Weltchronik, bearb. von L. Weiland (MGH Dt. Chr. 2), Hannover 1877 (ND 2001); Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, Bd. 1: bis 1236, bearb. von G. Schmidt, Leipzig 1883; MGH DD F I; MGH DD K III; MGH DD Lo III; Urkundenbuch des Erzstiftes Magdeburg, Bd. 1: 937-1192, bearb. von F. Israel/W. Möllenberg, Magdeburg 1937; Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Marienthal 1138-1629, bearb. von G. Zimmermann, Braunschweig 1988; Die Reichschronik des Annalista Saxo, bearb. von K. Naß (MGH 37), Hannover 2006.
Literatur H.-D. Starke, Die Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1088-1179), in: Jahrbuch für die Geschichte Ost- und Mitteldeutschlands 4/1955, S. 1-71; K. Bogumil, Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, Köln/Wien 1972; L. Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen, Göttingen 1977; B. Hucker, Friedrich II. von Sommerschenburg, in: C. Römer (Hg.), Das Zisterzienserkloster Mariental bei Helmstedt 1138-1988, München 21989, S. 114-126; L. Partenheimer, Albrecht der Bär, Konrad III. und die Partei Heinrichs des Stolzen im Kampf um das Herzogtum Sachsen (1138-1142), in: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde 4/1995, S. 78-112; B. Hucker, Reichsfürsten als Förderer des Zisterzienserordens in der frühen Stauferzeit, in: H. Frenzel/D. Pötschke/O. H. Schmidt (Hg.), Spiritualität und Herrschaft, Berlin 1998, S. 46-57; C. Paulus, Das Pfalzgrafenamt in Bayern im Frühen und Hohen Mittelalter, München 2007; W. Ziegler, Konrad III. (1138-1152). Hof, Urkunden und Politik, Köln/Weimar/Wien 2008.
Christof Paulus
19.8.2011
Empfohlene Zitierweise:
Christof Paulus, Artikel: Friedrich II. von Sommerschenburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24815 [Zugriff 26.11.2024].
Friedrich II. von Sommerschenburg
Quellen Annales Palidenses, bearb. von G. H. Pertz (MGH SS 16), Hannover 1859 (ND 1994), S. 48-98; Annales Stadenses, bearb. von J. M. Lappenberg (ebd.), S. 271-379; Sächsische Weltchronik, bearb. von L. Weiland (MGH Dt. Chr. 2), Hannover 1877 (ND 2001); Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, Bd. 1: bis 1236, bearb. von G. Schmidt, Leipzig 1883; MGH DD F I; MGH DD K III; MGH DD Lo III; Urkundenbuch des Erzstiftes Magdeburg, Bd. 1: 937-1192, bearb. von F. Israel/W. Möllenberg, Magdeburg 1937; Heinrich Meiboms Chronik des Klosters Marienthal 1138-1629, bearb. von G. Zimmermann, Braunschweig 1988; Die Reichschronik des Annalista Saxo, bearb. von K. Naß (MGH 37), Hannover 2006.
Literatur H.-D. Starke, Die Pfalzgrafen von Sommerschenburg (1088-1179), in: Jahrbuch für die Geschichte Ost- und Mitteldeutschlands 4/1955, S. 1-71; K. Bogumil, Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, Köln/Wien 1972; L. Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen, Göttingen 1977; B. Hucker, Friedrich II. von Sommerschenburg, in: C. Römer (Hg.), Das Zisterzienserkloster Mariental bei Helmstedt 1138-1988, München 21989, S. 114-126; L. Partenheimer, Albrecht der Bär, Konrad III. und die Partei Heinrichs des Stolzen im Kampf um das Herzogtum Sachsen (1138-1142), in: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde 4/1995, S. 78-112; B. Hucker, Reichsfürsten als Förderer des Zisterzienserordens in der frühen Stauferzeit, in: H. Frenzel/D. Pötschke/O. H. Schmidt (Hg.), Spiritualität und Herrschaft, Berlin 1998, S. 46-57; C. Paulus, Das Pfalzgrafenamt in Bayern im Frühen und Hohen Mittelalter, München 2007; W. Ziegler, Konrad III. (1138-1152). Hof, Urkunden und Politik, Köln/Weimar/Wien 2008.
Christof Paulus
19.8.2011
Empfohlene Zitierweise:
Christof Paulus, Artikel: Friedrich II. von Sommerschenburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24815 [Zugriff 26.11.2024].