Werner Pilz

P. gehörte zu den Protagonisten des Aufbaus der NVA aus der Kasernierten Volkspolizei (KVP) und war zudem in diversen Polizeiorganen sowie als Werkleiter Volkseigener Betriebe tätig. – P. besuchte die Volksschule in Leubnitz (1923-1927), anschließend die Mittelschule in Berlin-Wilmersdorf (bis 1933) und dann bis 1936 die Fachschule für Bäcker und Konditoren in Berlin-Charlottenburg. Als Bäcker arbeitete er in Berlin bis 1937. Sein Vater war in dieser Zeit im KZ Buchenwald inhaftiert. Am 14.11.1937 wurde W. zum Reichsarbeitsdienst einberufen und anschließend zur Wehrmacht. Dort war er Meldereiter im Infanterieregiment 107, Geschützführer und schließlich als Feldwebel Zug- bzw. Kompanieführer. Im Kessel von Korsun-Schewschenkowski (Ukraine) lief er am 2.2.1944 zur Roten Armee über. In der Kriegsgefangenschaft bekannte sich der antifaschistisch erzogene P. zum Nationalkomitee Freies Deutschland und besuchte die Frontschule der 1. Ukrainischen Front, deren Schulältester er bis September 1944 war. Beim Kampf um Breslau (poln. Wrocław) wurde aus Frontschülern eine Kompanie deutscher Antifaschisten gebildet, in welcher P. als Zugführer kämpfte. Im weiteren Verlauf des Kriegs nahm er an verschiedenen Stoßtruppunternehmen teil. – Im Mai 1945 wurde P. aus der Roten Armee entlassen und am 20.5. als Kommandeur der Schutzpolizei in Chemnitz eingesetzt. Im Juni desselben Jahres erhielt er den Dienstgrad eines Volkspolizei-Kommandeurs und nur zwei Monate später den eines Volkspolizei-Inspekteurs. Im November 1947 wurde er als Kommandeur zur Schutzpolizei nach Weimar versetzt, wo er bis Februar 1948 tätig war. Anschließend gelangte er in verschiedenen Positionen, so als Stabschef und Leiter der Abteilung Grenze und Bereitschaften in Dresden (bis Juli 1949), als Schulleiter der Volkspolizei-Schule Rostock (November 1949 bis Oktober 1950) sowie als Leiter der Bereitschaft Prora auf Rügen der Hauptverwaltung für Ausbildung (November 1950 bis September 1952). In dieser Tätigkeit wurde er wegen seines unkonventionellen und z.T. willkürlichen Leitungsstil bekannt. Mit der Übernahme in die KVP stieg er in den Rang eines Obersts auf und wurde zugleich zu einem Sonderlehrgang in die Sowjetunion abkommandiert. Ab September 1953 war P. Kommandeur der mechanisierten KVP-Bereitschaft Dresden und bereitete in dieser Funktion die Gründung der 7. Panzerdivision der NVA vor. Er agierte im August 1956 jedoch nur kurz als deren Kommandeur und wurde stattdessen ins Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR befohlen (September 1956 bis April 1957). Anschließend absolvierte er bis Oktober 1959 die Generalstabsakademie der Sowjetunion und wurde als Stellvertreter des Kommandeurs der 11. Motorisierten Schützendivision in Halle/Saale eingesetzt. Aufgrund von Differenzen mit der NVA-Führung, die u.a. aus seinem eigenwilligen Führungsstil resultierten, wurde er am 31.7.1960 in die Reserve versetzt. – P. arbeitete in der Folge bis 1963 als Werkleiter der Deutschen Spedition Dresden. Seiner 1962 vorgebrachten Bitte um Reaktivierung als aktiver Offizier der NVA wurde aufgrund von Problemen in dem von ihm geleiteten Betrieb nicht entsprochen. Er wurde vielmehr seiner Funktion als Werkleiter enthoben und bis 1964 als Stabsleiter Luftschutz im VEB Transformatoren- und Röntgenwerk Dresden eingesetzt. Im selben Jahr übernahm er die Position des Werkleiters des VEB Technische Gase Dresden. Auf seine erneute Bitte erwog man 1968, ihm wieder eine Aufgabe in der NVA zu übertragen, doch führten gesundheitliche Probleme schließlich zur Ablehnung. Diese und neuerlich auftretenden Probleme mit seinem Führungsstil im Betrieb führten wohl letztendlich dazu, dass er seinem Leben ein Ende setzte.

Quellen Bundesarchiv Freiburg/Breisgau, Abteilung Militärarchiv, Staatliches Schriftgut aus der Zeit nach 1945, Nationale Volksarmee, Ministerium für Nationale Verteidigung/Zentrale Dienststellen, DVW 3-3: Militärarchiv der DDR 1950-1990, Akte R-445/52.

Literatur D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 365f. – K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000, S. 265.

Porträt Werner P., Fotografie, Familienbesitz Pilz (Bildquelle).

Dieter Kürschner †
22.8.2014


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Werner Pilz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24038 [Zugriff 30.6.2024].

Werner Pilz



Quellen Bundesarchiv Freiburg/Breisgau, Abteilung Militärarchiv, Staatliches Schriftgut aus der Zeit nach 1945, Nationale Volksarmee, Ministerium für Nationale Verteidigung/Zentrale Dienststellen, DVW 3-3: Militärarchiv der DDR 1950-1990, Akte R-445/52.

Literatur D. Kürschner, Zur Geschichte des Militärbezirks III von 1956-1961, Diss. Potsdam 1987 [MS], S. 365f. – K. Froh/R. Wenzke, Die Generale und Admirale der NVA, Berlin 42000, S. 265.

Porträt Werner P., Fotografie, Familienbesitz Pilz (Bildquelle).

Dieter Kürschner †
22.8.2014


Empfohlene Zitierweise:
Dieter Kürschner †, Artikel: Werner Pilz,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24038 [Zugriff 30.6.2024].