Ludwig Bausch

B. war schon zu Lebzeiten für die hervorragende Qualität seiner Bögen berühmt und wurde als „deutscher Tourte“ bezeichnet ( W. L. Fr. von Lütgendorff, W. Henley). Tatsächlich ist ihm die breite Durchsetzung des von François Xavier Tourte ab 1785 in Paris gefertigten modernen Streichbogens in Deutschland zu verdanken. B. orientierte sich stark am französischen Vorbild, verstärkte jedoch Stange und Frosch. Seine Produkte waren nicht nur im 19. Jahrhundert bei deutschen Geigenvirtuosen beliebt, sie erzielen auch heute noch respektable Preise. Der hohe handwerkliche Anspruch wirkte in einer ganzen „Bausch-Schule“ von Bogenmachern weiter. Mit seinem Namen, gleichsam als Qualitätssiegel, wurden aber auch Hunderte Bögen aus der anonymen Massenproduktion der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gestempelt. Der später gegen B. erhobene Vorwurf, selbst fremde Bögen gestempelt zu haben, ist aus der zeitgenössischen arbeitsteiligen Produktionsweise erklärbar. Entgegen dem erst seit der Jahrhundertwende wieder erstarkenden Handwerksethos wurde im Instrumentenbau des 19. Jahrhunderts die Authentizität der Produkte durch die Weiterverarbeitung zugelieferter Halbzeuge nicht in Frage gestellt. – 1818 bis 1822 lernte B. beim damaligen Dresdner Hofinstrumentenmacher Johann Benjamin Fritzsche das Instrumentenmachen. Nach seiner Wanderschaft erwarb B. im Frühjahr 1825 in Dresden das Bürgerrecht. Aus demselben Jahr ist eine Gitarre mit dem Zettel „Ludwig Bausch. Neustedt [sic!], Dresden 1825“ erhalten. Vor Ende 1828 zog B. nach Dessau, wo 1829 der erste Sohn Ludwig geboren wurde. Als Hofinstrumentenmacher ist B. dort aber erst 1838 belegt. Aus der Dessauer Zeit stammen auch die ersten Bögen, doch es bleibt fraglich, wo er das Bogenmachen erlernte. Mehrfach wird ein Kontakt zu Louis Spohr erwähnt, dem B. wertvolle Hinweise für die Vervollkommnung seiner Bögen verdanken soll. Eine erneute Verlegung der Werkstatt nach Leipzig, wo 1841 der zweite Sohn Otto geboren wurde, erfolgte 1839. B. widmete sich nun ausschließlich dem Bogenbau, von Reparaturen an alten Instrumenten abgesehen. Zu seinen Mitarbeitern in Leipzig gehörten auch Mitglieder der Geigenbauerfamilien Knopf und Paulus. Für die hohe Qualität seiner Produkte erhielt B. 1840 auf der Sächsischen Industrieausstellung die Silbermedaille. – Nachdem B.s Sohn Ludwig 1860 aus New York zurückgekehrt war, gründeten sie zusammen die Fabrik „Ludwig Bausch & Sohn“, in welcher Geigen und Bögen hergestellt wurden. Am 1.11.1861 ging B. als herzoglich nassauischer Hofinstrumentenmacher nach Wiesbaden, lebte aber ab 1863 bis zu seinem Tod wieder in Leipzig. Der ältere Sohn Ludwig war noch vor B. verstorben, der jüngere, Otto, der bei Jean Vauchel gelernt hatte, starb bereits 1875. Nachfolger B.s wurde deshalb sein langjähriger Mitarbeiter Adolf Paulus bis zur endgültigen Auflösung der Firma 1908 durch dessen Sohn.

Quellen Stadtarchiv Dresden, Gewerbeamt A, Bürger- und Gewerbeakten 2.3.9., Nr. B. 1409.

Literatur Allgemeine Musikalische Zeitung 40/1838, Nr. 43, Sp. 712, 42/1840, Nr. 52, Sp. 1076; W. L. Freiherr v. Lütgendorff, Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 1, Frankfurt/Main 61922 (ND Tutzing 1975), S. 274; ders., Bd. 2, Frankfurt/Main 61922 (ND Tutzing 1975), S. 35; F. Wunderlich, Der Geigenbogen, Leipzig 1936; T. Haase, Der Streichbogen und Ludwig B., Seminararbeit Dresden 2005 [MS]. – DBA I, III; Mendel/Reißmann 1, S. 489f.; NGroveD (1980) 1, S. 196; RiemannL 1, S. 115; W. Henley (Hg.), Universal Dictionary of Violin and Bow Makers, Brighton 21973, S. 92.

Tobias Haase
18.5.2009


Empfohlene Zitierweise:
Tobias Haase, Artikel: Ludwig Bausch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23744 [Zugriff 28.3.2024].

Ludwig Bausch



Quellen Stadtarchiv Dresden, Gewerbeamt A, Bürger- und Gewerbeakten 2.3.9., Nr. B. 1409.

Literatur Allgemeine Musikalische Zeitung 40/1838, Nr. 43, Sp. 712, 42/1840, Nr. 52, Sp. 1076; W. L. Freiherr v. Lütgendorff, Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 1, Frankfurt/Main 61922 (ND Tutzing 1975), S. 274; ders., Bd. 2, Frankfurt/Main 61922 (ND Tutzing 1975), S. 35; F. Wunderlich, Der Geigenbogen, Leipzig 1936; T. Haase, Der Streichbogen und Ludwig B., Seminararbeit Dresden 2005 [MS]. – DBA I, III; Mendel/Reißmann 1, S. 489f.; NGroveD (1980) 1, S. 196; RiemannL 1, S. 115; W. Henley (Hg.), Universal Dictionary of Violin and Bow Makers, Brighton 21973, S. 92.

Tobias Haase
18.5.2009


Empfohlene Zitierweise:
Tobias Haase, Artikel: Ludwig Bausch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23744 [Zugriff 28.3.2024].