Christian Weißmantel

W. war ein international anerkannter Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisator auf den Gebieten der Dünnschichtphysik und -technik, der Wechselwirkung von Ionen mit der Festkörperoberfläche und der chemischen Physik. Von besonderem wissenschaftlichen Wert sind seine Ergebnisse zur chemischen Physik der Grenzflächen und dünnen Schichten, besonders zur Herstellung, Erforschung und Anwendung neuartiger Hartstoff- und Schutzschichten mittels ionen- und plasmaassistierter Prozesse. Er war ordentliches Mitglied des Forschungsrats der DDR und verantwortlich an der Erarbeitung der Prognosen „Passive elektronische Bauelemente“, „Aktive elektronische Bauelemente“ und „Farbfernsehen“ beteiligt. – W. besuchte 1938 bis 1942 die Volksschule und 1942 bis 1950 die Oberschule in Kamenz, wo er das Abitur ablegte. 1950 begann er ein Studium der Physik an der TH Dresden, das er 1955 mit dem Diplom abschloss. Während der anschließenden Assistenz und Oberassistenz an der dortigen Hochschule bei Kurt Schwabe baute er das erste Laboratorium der DDR für die Anwendung offener radioaktiver Isotope auf. Die Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der TH Dresden promovierte W. 1958 mit der Arbeit „Ein Szintilationsspektrometer für radiochemische Zwecke und Untersuchungen zur Anionenadsorption an Platinoberflächen“ mit dem Prädikat summa cum laude. 1963 habilitierte er sich ebenfalls in Dresden. Während der Habilitationsphase hielt W. an der TH Dresden Vorlesungen zur Kernphysik, Radiaktivität und Massenspektroskopie. – Bereits 1962 begann W. mit Isotopenuntersuchungen im Kombinat Schwarze Pumpe, die er bis Ende der 1960er-Jahre weiterführte. Im Frühjahr 1963 erhielt er einen Ruf als Dozent an die Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Im selben Jahr erfolgte die Höherberufung zum Professor mit Lehrauftrag. Zu seinen ersten Aufgaben an der neu zur Technischen Hochschule erhobenen Einrichtung gehörte der Aufbau des Instituts für Technische Physik. 1965 wurde er zum Prorektor für Forschung an der TH Karl-Marx-Stadt berufen und zum Professor mit vollem Lehrauftrag ernannt. Seit dieser Zeit brachte sich W. zunehmend neben seiner eigentlichen Lehr- und Forschungstätigkeit in Fragen der Koordinierung der Forschung an den Hochschulen der DDR ein. So wurde er z.B. zum Mitglied und stellvertretenden Vorsitzenden des Beirats Physik und zum Vorsitzenden der Kommission Forschung beim Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR berufen. Außerdem war er seit 1966 ordentliches Mitglied des Forschungsrats der DDR und dort Leiter der Gruppe Physik. Seit 1964 war er Vizepräsident der „Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse“ (ab 1966: URANIA), nachdem er hier schon intensiv auf Bezirksebene tätig war. 1948 bis 1954 war W. Mitglied der LDPD und ab 1968 der SED. 1969 wurde er in die Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt der SED gewählt. – 1969 bis 1973 war W. als gewählter Rektor maßgeblich an der Umsetzung der Dritten Hochschulreform in Karl-Marx-Stadt beteiligt. Nach dem Ende seines Rektorats wandte er sich wieder intensiv der Forschung zu. In Anerkennung dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde W. 1973 zunächst zum korrespondierenden und 1976 zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR gewählt. Von Oktober 1976 bis Oktober 1977 hatte W. eine Gastprofessur an der Universität Paris-Süd in Orsay inne, der noch zwei weitere für jeweils drei Monate an der Universität Limoges 1985 und 1987 folgten. – Das wissenschaftliche Werk W.s dokumentiert sich in über 240 Publikationen, in der maßgeblichen Beteiligung an 21 grundlegenden Patenten sowie seiner Mitgliedschaft in zahlreichen wissenschaftlichen und anderen Gremien. Für seine Verdienste wurde er in der DDR u.a. mit dem Nationalpreis III. Klasse (1970), dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze (1973) und Silber (1980) sowie dem Karl-Marx-Orden (1984) geehrt. Noch im Frühjahr 1987 wurde W. durch die Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der TU Magdeburg die Ehrendoktorwürde (Dr. rer. nat. h.c.) verliehen.

Quellen Technische Universität Chemnitz, Universitätsarchiv, 200/alt18666, Personalakte W.

Werke Ein Szintilationsspektrometer für radiochemische Zwecke und Untersuchungen zur Anionenadsorption an Platinoberflächen, Diss. Dresden 1958; Atom in unserer Hand, Berlin 1959; Elementare Einführung in die Radioaktivität, Leipzig 1961; mit E. Große, Chemie selbst erlebt: das Chemie-Experimentierbuch, Berlin 1962, Leipzig 41982; Untersuchungen zur Sorptionskinetik von Gasen an Metallfilmen, Dresden 1963; (Hg.), Kleine Enzyklopädie: Struktur der Materie, Leipzig 1982; (Hg.) Atom- und Kernphysik: Struktur d. Materie, Thun/Frankfurt/Main 1983; mit P. Rennert (Hg.), Kleine Enzyklopädie Physik, Leipzig 1986; mit C. Hamann, Grundlagen der Festkörperphysik, Berlin 1979, Heidelberg u.a. 41995.

Literatur Laudatio für W. anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Technischen Universität Magdeburg am 23.3.1987, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt 29/1987, H. 4, S. 626-628; Universitätszeitung der TU Karl-Marx-Stadt 25/1987, H. 17, S. 1; R. Rompe, Zum Gedenken an Christian W., Berlin 1989. – DBA III; DBE 10, S. 415.

Porträt H. Schröder, 1969, Foto, Universitätsarchiv Chemnitz 502/606 (Bildquelle).

Stephan Luther
11.10.2011


Empfohlene Zitierweise:
Stephan Luther, Artikel: Christian Weißmantel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22942 [Zugriff 26.11.2024].

Christian Weißmantel



Quellen Technische Universität Chemnitz, Universitätsarchiv, 200/alt18666, Personalakte W.

Werke Ein Szintilationsspektrometer für radiochemische Zwecke und Untersuchungen zur Anionenadsorption an Platinoberflächen, Diss. Dresden 1958; Atom in unserer Hand, Berlin 1959; Elementare Einführung in die Radioaktivität, Leipzig 1961; mit E. Große, Chemie selbst erlebt: das Chemie-Experimentierbuch, Berlin 1962, Leipzig 41982; Untersuchungen zur Sorptionskinetik von Gasen an Metallfilmen, Dresden 1963; (Hg.), Kleine Enzyklopädie: Struktur der Materie, Leipzig 1982; (Hg.) Atom- und Kernphysik: Struktur d. Materie, Thun/Frankfurt/Main 1983; mit P. Rennert (Hg.), Kleine Enzyklopädie Physik, Leipzig 1986; mit C. Hamann, Grundlagen der Festkörperphysik, Berlin 1979, Heidelberg u.a. 41995.

Literatur Laudatio für W. anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an der Technischen Universität Magdeburg am 23.3.1987, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Karl-Marx-Stadt 29/1987, H. 4, S. 626-628; Universitätszeitung der TU Karl-Marx-Stadt 25/1987, H. 17, S. 1; R. Rompe, Zum Gedenken an Christian W., Berlin 1989. – DBA III; DBE 10, S. 415.

Porträt H. Schröder, 1969, Foto, Universitätsarchiv Chemnitz 502/606 (Bildquelle).

Stephan Luther
11.10.2011


Empfohlene Zitierweise:
Stephan Luther, Artikel: Christian Weißmantel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22942 [Zugriff 26.11.2024].