Georg Winter

Nach etwa zehnjähriger Schulzeit, anfangs in Werdau und dann an der Lateinschule in Zwickau, war W. ab 1571 an der Universität Leipzig immatrikuliert und studierte bei den Juristen vermutlich bis zum Bakkalaureat. Während seiner anschließenden Tätigkeit als Advokat in Leipzig mit dem dortigen Großkaufmann und Bankier Heinrich Cramer von Claußbruch bekannt geworden, wechselte er 1583 in dessen Handelshof (Markt 11), wo er 1587 in die Leitung aufrückte und 1596 bis 1599 an der Spitze stand. Das Unternehmen betrieb einen ausgedehnten Handel mit Tuchen sowie mit Metallen, insbesondere mit Silber und Kupfer aus der Beteiligung im Mansfelder Montanwesen und dem dortigen Betrieb eigener großer Bergfabriken. Durch vielseitige Geschäfte in Europa nördlich der Alpen bis Antwerpen, Köln, Goslar, Krakau (Kraków) und Moskau erreichte der Handelshof um 1580/90 seine Blütezeit. Dabei gelang es, 1578 mit Hilfe niederländischer Fachkräfte im Rahmen des Rittergutsbesitzes in Meuselwitz die seinerzeit wohl größte Tuchmanufaktur Sachsens zu errichten. Auf Reisen nach Frankreich, England, Polen und Skandinavien nahm W. Aufgaben im internationalen Geschäft wahr. Vermutlich ist er der Verfasser einer frühmerkantilistischen Denkschrift des Handelshofs zum Wollhandel für den kursächsischen Hof (1589) sowie einer Reihe von Innungsordnungen für das Handwerk in Meuselwitz (1592). Nach dem Tod des Prinzipals schied er 1599 aus dem Handelshof aus und betätigte sich ab 1600 wieder als Advokat. W. kombinierte dies mit der Übernahme eher politischer Ämter. So trat der viel gesuchte Jurisconsultus als Rat von Haus aus bald in die Dienste der Mansfelder Grafen, parallel dazu ab 1605 in die des Herzogs von Sachsen-Weimar, und 1608 begegnet er als Secretarius an der Seite der Grafen von Stolberg, bevor er auch dort in den Rang eines Rats aufrückte. Für diese drei Häuser fungierte er gleichsam als Resident am Handels- und Finanzplatz Leipzig. Die beiden Harzgrafen vertrat er z.B. auf den regelmäßigen Münzprobationstagen der mitteldeutschen Territorien. Zusätzlich ist W. ab 1605/06 als fest besoldeter ständiger Rechtsberater des kursächsischen Oberaufsehers anzutreffen, dem mit Sitz in Eisleben die Kontrolle der unter Sequester geratenen Mansfelder Grafen samt der Aufsicht des dortigen Bergbaus oblag. Spätestens zu dieser Zeit ist er einer vielseitig einsetzbaren Funktionselite zuzurechnen, wie sie sich aus Intellektuellen des Stadtbürgertums im Laufe des 16. Jahrhunderts gebildet hatte. 1612 erhob ihn Kaiser Matthias in das Palatinat, die Stellung eines Hofpfalzgrafen, mit Befugnissen für Akte freiwilliger Gerichtsbarkeit bis hin zum Recht der Ernennung von Notaren. – Erst 1593 hatte W. in Verbindung mit einem Hauskauf das Leipziger Bürgerrecht erworben. Nach dem frühen Tod seiner Frau verkaufte er das Haus an seinen Schwager und kehrte mit den Kindern und der eigenen Kanzlei zum Markt 11 zurück. Der angesehene Jurist und Ökonom hielt sich 1617 in Prag auf, als er erkrankte. Nach Leipzig zurückgekehrt, reiste W. im Februar 1618 zu den Mansfelder Grafen nach Artern. Er verstarb im dortigen Schloss und wurde in der Stadtkirche beigesetzt.

Quellen Stadtarchiv Leipzig, Richterstube, Stadtgericht; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat; Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Hofgericht Jena; Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Wernigerode; C. L. v. Alsleben, Das ist Eine Christliche Leichpredigt des ... Georg W., Leipzig 1618; Epicedia In Obitum ... Georgii Winteri Jcti, Leipzig 1618.

Literatur M. Unger, Heinrich Cramer v. Claußbruch. Wirtschaftsunternehmen, soziales und kulturelles Milieu eines Leipziger Handelshofes 1556-1599, in: R. Wißuwa u.a. (Hg.), Landesgeschichte und Archivwesen. Festschrift für R. Groß, Dresden 2002, S. 199-239; ders., Im Dienste der Grafschaft Mansfeld. Der Leipziger Georg W., in: Aratora. Zeitschrift des Vereins für Heimatkunde, Geschichte und Schutz von Artern 14/2004, S. 17-35.

Manfred Unger
21.5.2008


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Unger, Artikel: Georg Winter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22858 [Zugriff 19.4.2024].

Georg Winter



Quellen Stadtarchiv Leipzig, Richterstube, Stadtgericht; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimer Rat; Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Hofgericht Jena; Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Wernigerode; C. L. v. Alsleben, Das ist Eine Christliche Leichpredigt des ... Georg W., Leipzig 1618; Epicedia In Obitum ... Georgii Winteri Jcti, Leipzig 1618.

Literatur M. Unger, Heinrich Cramer v. Claußbruch. Wirtschaftsunternehmen, soziales und kulturelles Milieu eines Leipziger Handelshofes 1556-1599, in: R. Wißuwa u.a. (Hg.), Landesgeschichte und Archivwesen. Festschrift für R. Groß, Dresden 2002, S. 199-239; ders., Im Dienste der Grafschaft Mansfeld. Der Leipziger Georg W., in: Aratora. Zeitschrift des Vereins für Heimatkunde, Geschichte und Schutz von Artern 14/2004, S. 17-35.

Manfred Unger
21.5.2008


Empfohlene Zitierweise:
Manfred Unger, Artikel: Georg Winter,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22858 [Zugriff 19.4.2024].