Alphonse Levy

L. gehörte an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu den herausragenden und einflussreichen jüdischen Publizisten, Literaten und Journalisten in Sachsen. Ab 1894 war er auch deutschlandweit als erster Generalsekretär des 1893 gegründeten Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens wirksam. Über Jahrzehnte prägte er den Kampf der deutschen Juden um die Durchsetzung der vollen staatsrechtlichen und bürgerlichen Gleichstellung sowie die Abwehr des seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zunehmenden Antisemitismus entscheidend mit. Bis ins hohe Alter verfasste L. zahlreiche streitbare Schriften und Artikel gegen völkisch-nationalistische Deutschtümelei und Antisemitismus. Zudem war er aktiver Freimaurer und engagierter Regionalhistoriker. – L. war zunächst nach mehreren Jahren kaufmännischer Lehre und Tätigkeit zwei Jahrzehnte lang bei sächsischen Zeitungen als Journalist tätig, so bei den „Dresdner Nachrichten“ (1875/76) und der „Dresdner Zeitung“ (bis 1880/81) sowie an der „Sächsischen Dorfzeitung“ (1881-1884) und am „Freiberger Anzeiger und Tageblatt“ (1884-1893). In diesen angesehenen großen sächsischen Zeitungen veröffentlichte er eine Vielzahl tagesaktueller, aber auch regionalgeschichtlicher Arbeiten. In seiner Freiberger Zeit gehörte L. als einziger Jude dem Freiberger Altertumsverein an. Antisemitische Hetze vertrieb ihn jedoch 1893 aus der Stadt. Ein Jahr später ging er nach Berlin, wo er am 17.10.1894 zum ersten Generalsekretär des nur anderthalb Jahre zuvor gegründeten Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens gewählt wurde. Fast 20 Jahre erfüllte er bis 1912 die Aufgaben als Generalsekretär voller Hingabe und Leidenschaft. Zugleich leitete er die Zeitschrift des Vereins „Im deutschen Reich“ von deren erster Ausgabe im Juli 1895 bis zum 1.10.1916, vier Monate vor seinem Tod. Bis ins hohe Alter verteidigte L. mit immer neuen Beiträgen und Schriften die Gleichberechtigung der Juden in Deutschland. Dazu zählten 1899 die Herausgabe der gesammelten Werke seines engen Freundes und Dresdner Rechtsanwalts Emil Lehmann, aber auch eine große Zahl von Vorträgen und Studien zu Jean-Jacques Rousseau. Sein historisches Hauptwerk ist die „Geschichte der Juden in Sachsen“ (1900).

Werke Der Gründer Freibergs, in: Freiberger Anzeiger und Tageblatt 24.01.1889-26.01.1889; Die Erziehung zur produktiven Arbeit, in: Im deutschen Reich 1/1895, H. 2, S. 58-67; Die Erziehung der jüdischen Jugend zum Handwerk und zur Bodenkultur, Berlin 1895; Emil Lehmann, in: ebd. 4/1898, H. 3, S. 125; Geschichte der Juden in Sachsen, Berlin 1900; Rousseau und das Judentum, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 6/1912, S. 641-663; Erlebt. Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben, Berlin 1914.

Literatur P. Rieger, Alphonse L., in: Im deutschen Reich 23/1917, H. 3, S. 112f.; ders., Ein Vierteljahrhundert im Kampf um das Recht und die Zukunft der deutschen Juden, Berlin 1918; A. Barkai, „Wehr Dich!“. Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) 1893-1938, München 2002; M. Düsing, „Mein Weg. Herr Oberbürgermeister, ist schon bestimmt“. Judenverfolgung in Freiberg 1933-1945, Dresden 2011, S. 21, 100-102; ders., Alphonse L. (1838-1917) - eine (fast) vergessene Persönlichkeit der sächsisch-deutschen Geschichte, in: Sächsische Heimatblätter 58/2012, H. 3, S. 270-284. – DBA I, II, III.

Michael Düsing
12.11.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Düsing, Artikel: Alphonse Levy,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22806 [Zugriff 26.11.2024].

Alphonse Levy



Werke Der Gründer Freibergs, in: Freiberger Anzeiger und Tageblatt 24.01.1889-26.01.1889; Die Erziehung zur produktiven Arbeit, in: Im deutschen Reich 1/1895, H. 2, S. 58-67; Die Erziehung der jüdischen Jugend zum Handwerk und zur Bodenkultur, Berlin 1895; Emil Lehmann, in: ebd. 4/1898, H. 3, S. 125; Geschichte der Juden in Sachsen, Berlin 1900; Rousseau und das Judentum, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 6/1912, S. 641-663; Erlebt. Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben, Berlin 1914.

Literatur P. Rieger, Alphonse L., in: Im deutschen Reich 23/1917, H. 3, S. 112f.; ders., Ein Vierteljahrhundert im Kampf um das Recht und die Zukunft der deutschen Juden, Berlin 1918; A. Barkai, „Wehr Dich!“. Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) 1893-1938, München 2002; M. Düsing, „Mein Weg. Herr Oberbürgermeister, ist schon bestimmt“. Judenverfolgung in Freiberg 1933-1945, Dresden 2011, S. 21, 100-102; ders., Alphonse L. (1838-1917) - eine (fast) vergessene Persönlichkeit der sächsisch-deutschen Geschichte, in: Sächsische Heimatblätter 58/2012, H. 3, S. 270-284. – DBA I, II, III.

Michael Düsing
12.11.2013


Empfohlene Zitierweise:
Michael Düsing, Artikel: Alphonse Levy,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22806 [Zugriff 26.11.2024].