Franz Diederich

D. trat v.a. mit editorischen Tätigkeiten und durch sein Engagement für die sozialdemokratische Bildungs- und Kulturpolitik hervor. – Nach dem Abitur studierte D. Ethnographie und Naturwissenschaften in Jena und Leipzig und promovierte 1889 mit einer ornithologischen Studie. Noch während seines Studiums schloss sich D. den Sozialdemokraten an, was 1885 zum Bruch mit seinem Elternhaus führte und ihn in Zeiten der Sozialistenverfolgung seine Stellung als Redakteur am Brockhaus-Lexikon kostete. In der Folge intensivierte er seine Parteiarbeit, die ihn 1891 als Redakteur zur „Dortmunder Arbeiterzeitung“ führte. Wegen Verstößen gegen das Presserecht musste er hier eine achtmonatige Haftstrafe verbüßen, in deren Anschluss er 1896 als Chefredakteur zur „Bremer Bürger-Zeitung“ wechselte, die er nach dem Vorbild der damals als modernstes Parteiblatt geltenden „Leipziger Volkszeitung“ umgestaltete. Seit 1900 war D. außerdem ständiger Mitarbeiter beim theoretischen Organ der SPD „Die Neue Zeit“ und verfasste Beiträge für die Literatur- und Kunstbeilage der „Neuen Welt“. Aufgrund von Konflikten mit dem linken Flügel der Bremer SPD fasste D., der politisch dem rechten Flügel zuzurechnen war, 1903 den Entschluss, Bremen zu verlassen, um in Dresden die Feuilletonredaktion der „Sächsischen Arbeiterzeitung“ zu übernehmen. 1913 folgte ein erneuter Wechsel als Lektor des Vorwärts-Verlags nach Berlin, wo er 1916 kurzfristig auch als politischer Redakteur für den „Vorwärts“ arbeitete. Zuletzt war er wieder als Feuilletonist für das sozialdemokratische Zentralorgan tätig. Seine Parteiämter in der Freien Volksbühne, im Zentralbildungsausschuss und der Filmprüfstelle legte er nach dem Kriegsende nieder, um sich ausschließlich seinen literarischen Arbeiten widmen zu können. D. bestach weniger durch seine eigene Lyrik, mit der er in seinen späten Jahren den Versuch einer Synthese aus Heimat- und sozialer Dichtung unternahm, als vielmehr durch seine zahlreichen kultur- und literaturkritischen Schriften, Rezensionen und historischen Studien in den Feuilletons sowie seinen zahlreichen Artikeln zu kultur- und bildungspolitischen Fragen. Noch größere Anerkennung erwarb sich D. allerdings durch seine editorischen Tätigkeiten im sozialdemokratischen Vorwärts-Verlag, durch die er der Arbeiterschaft die Werke sozialistischer Theoretiker wie Karl Marx und Ferdinand Lassalle, aber auch der klassischen Literatur eines Johann Wolfgang von Goethe zugänglich machte. Sein besonderes Engagement galt daneben der Bildungs- und Kulturpolitik. So unterstützte D. den Sozialdemokratischen Verein in Bremen bei der Einrichtung einer Bibliothek und trat als einer der Initiatoren des Vereins für Volkskunstabende hervor, der Theatervorstellungen, Vorträge und Rezitationen zur Popularisierung sozialer und naturalistischer Literatur organisierte. Während seines zehnjährigen Aufenthalts in Dresden pflegte er im Dürerbund engen Kontakt zu Ferdinand Avenarius. D. starb 1921 an Entkräftung und Unterernährung.

Quellen Internationales Institut für Sozialgeschichte Amsterdam, Nachlass Franz D.

Werke Die geographische Verbreitung der echten Raben, Gera 1889; Verständnis des Daseins, 1890; Worpsweder Stimmungen, Berlin 1902, 21904; Die weite Heide, München 1904; Von unten auf, Berlin 1911, 31928; (Hg.), A. Glaßbrenner, Unterm Brennglas, Berlin 1912; (Hg.), J. W. v. Goethe, Eine Auswahl der Dichtungen in zwölf Bänden, Berlin 1913; Kriegssaat, Berlin 1916; Wir weben! Wir weben!, Berlin 1919; Marx-Brevier, Berlin 1920, 31926; Lasalle-Brevier, Berlin 1920.

Literatur D. H. Sarnetzki, Aus Heide und Moor, in: Niederdeutsche Zeitschrift für Volkskunde und Blätter für niedersächsische Heimatpflege 20/1942, S. 70-78; K. E. Mohring, Die sozialdemokratische Partei in Bremen 1890-1914, Hannover 1968; D. Pforte, Von unten auf, Gießen 1979. – DBA II, III; F. Brümmer (Hg.), Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten der 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 61913, S. 16; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist‘s?, Leipzig 41909, S. 270; M. Geißler, Führer durch die deutsche Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts, Weimar 1913, S. 618; F. Osterroth, Biographisches Lexikon des Sozialismus, Bd. 1, Hannover 1960, S. 61f. (Bildquelle); W. Adling u.a., Lexikon sozialistischer deutscher Literatur, Leipzig 1964, S. 149f.; W. Schuder (Hg.), Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Nekrolog 1936-1970, Berlin/New York 1973, Sp. 113f.; K. Feilchenfeldt (Hg.), Deutsches Literaturlexikon, Bd. 6: Deeg-Dürrenfeld, Zürich/München 2004, Sp. 183f.

Nicole Völtz
11.6.2008


Empfohlene Zitierweise:
Nicole Völtz, Artikel: Franz Diederich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22775 [Zugriff 29.3.2024].

Franz Diederich



Quellen Internationales Institut für Sozialgeschichte Amsterdam, Nachlass Franz D.

Werke Die geographische Verbreitung der echten Raben, Gera 1889; Verständnis des Daseins, 1890; Worpsweder Stimmungen, Berlin 1902, 21904; Die weite Heide, München 1904; Von unten auf, Berlin 1911, 31928; (Hg.), A. Glaßbrenner, Unterm Brennglas, Berlin 1912; (Hg.), J. W. v. Goethe, Eine Auswahl der Dichtungen in zwölf Bänden, Berlin 1913; Kriegssaat, Berlin 1916; Wir weben! Wir weben!, Berlin 1919; Marx-Brevier, Berlin 1920, 31926; Lasalle-Brevier, Berlin 1920.

Literatur D. H. Sarnetzki, Aus Heide und Moor, in: Niederdeutsche Zeitschrift für Volkskunde und Blätter für niedersächsische Heimatpflege 20/1942, S. 70-78; K. E. Mohring, Die sozialdemokratische Partei in Bremen 1890-1914, Hannover 1968; D. Pforte, Von unten auf, Gießen 1979. – DBA II, III; F. Brümmer (Hg.), Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten der 19. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 61913, S. 16; H. A. L. Degener (Hg.), Wer ist‘s?, Leipzig 41909, S. 270; M. Geißler, Führer durch die deutsche Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts, Weimar 1913, S. 618; F. Osterroth, Biographisches Lexikon des Sozialismus, Bd. 1, Hannover 1960, S. 61f. (Bildquelle); W. Adling u.a., Lexikon sozialistischer deutscher Literatur, Leipzig 1964, S. 149f.; W. Schuder (Hg.), Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Nekrolog 1936-1970, Berlin/New York 1973, Sp. 113f.; K. Feilchenfeldt (Hg.), Deutsches Literaturlexikon, Bd. 6: Deeg-Dürrenfeld, Zürich/München 2004, Sp. 183f.

Nicole Völtz
11.6.2008


Empfohlene Zitierweise:
Nicole Völtz, Artikel: Franz Diederich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22775 [Zugriff 29.3.2024].