Georg von Schönburg

Seine ersten Lebensjahre verbrachte G. auf den Schlössern Waldenburg und Lichtenstein, bevor er 1837 bis 1843 Zögling der Herrnhuter Knaben-Erziehungsanstalt in Niesky wurde. Anschließend besuchte er das dortige Pädagogium, ebenfalls eine Herrnhuter Bildungseinrichtung. Offenbar gegen den Willen des Vaters wechselte G. 1847 auf die Ritterakademie Brandenburg, wo er im Folgejahr sein Abiturexamen bestand. Etwa zeitgleich wurden die Schönburgischen Herrschaften von revolutionären Unruhen erschüttert. Diese gipfelten in der Erstürmung und Zerstörung von Schloss Waldenburg am 5.4.1848, sodass G. bei seiner Heimkehr nur noch die Trümmer der elterlichen Wohnstatt vorfand. Mit den Waldenburger Ereignissen hat die schönburgische Hausgeschichtsschreibung später in dramatischer Zuspitzung die Ausprägung von G.s streng konservativer und monarchischer Gesinnung in Zusammenhang gebracht. – Noch im Sommer 1848 bestand G. in Dresden sein Fähnrichsexamen und trat in die österreichische Armee ein. Mit ihr nahm G. u.a. an der Schlacht bei Schwechat am 30.10.1848 und am Ungarnfeldzug 1848/49 teil. Später kämpfte er auf verschiedenen Kriegsschauplätzen in Galizien, der Walachei und der Moldauregion. Nach dem Tod des Vaters (1859) schied G. aus dem aktiven Militärdienst aus, um sich der Verwaltung der ererbten Herrschaften Laas (slowen. Lož) und Schneeberg (slow. Snežnik) im Herzogtum Krain zu widmen. 1865 erwarb er zusätzlich die sächsischen Rittergüter Hermsdorf bei Dresden und Grünberg, die er ebenso wie Laas und Schneeberg in leistungsfähige Musterbesitzungen umwandelte. – Im Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 wurde G. erneut Soldat, diesmal als Offizier in der sächsischen Armee. Zu deren Oberbefehlshaber, Kronprinz Albert von Sachsen, entwickelte er ein enges freundschaftliches Verhältnis. Mit dem späteren König verbanden ihn v.a. die Liebe zum Militärdienst und gleiche gesellschaftliche Vorstellungen. Alberts Wertschätzung für den kriegserfahrenen Schönburger fand ihren Ausdruck in der bemerkenswerten Karriere, die G. ab 1866 in der sächsischen Armee machte. Als Oberst im sächsischen Heeresstab nahm G. an den verlustreichen Schlachten gegen Preußen bei Gitschin (tschech. Jičín; 29.6.1866) und bei Königgrätz (tschech. Hradec Králové; 3.7.1866) teil. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 avancierte er zum Generalmajor und Generaladjutanten Alberts, nach Kriegsende zum Generalleutnant (1871) und wenig später zum General der sächsischen Kavallerie. In führender militärischer Position stellte G. mehrfach sein ausgeprägtes strategisches Denken und Verhandlungsgeschick heraus. Nachdem er 1866 bereits an den preußisch-sächsischen Verhandlungen zum Friedensschluss von Berlin (21.10.) teilgenommen hatte, wurde G. seit der Thronbesteigung Alberts 1873 immer wieder auch mit diplomatischen Missionen betraut. Einen Höhepunkt seiner Karriere stellte G.s Teilnahme an den Krönungsfeierlichkeiten für Zar Alexander III. in Moskau 1883 als Vertreter des sächsischen Königs dar. – Als Verhandlungsführer des Gesamthauses Schönburg leitete G. 1878 die Gespräche mit dem Königreich Sachsen über die Abtretung der letzten schönburgischen Sonderrechte an den Staat. Einen solchen Schritt empfand G. als unausweichlich und alternativlos, wollte man den Vereinheitlichungsgrundsätzen der Reichsgesetzgebung entsprechen. Die Mehrzahl der schönburgischen Familienmitglieder teilte diese Auffassung, sodass am 29.10.1878 eine Übereinkunft zustande kam, die die gesamte Justiz- und Verwaltungshoheit über die Schönburgischen Herrschaften mit Wirkung vom 15.11.1878 dem sächsischen Staat übertrug. Als Gegenleistung zahlte das Königreich Sachsen hohe finanzielle Entschädigungen an die schönburgische Familie. Eine jahrhundertelange Auseinandersetzung um die verfassungsrechtliche Sonderstellung der Schönburgischen Herrschaften fand damit ihren Abschluss. – 1893 übernahm G. die Vormundschaft für seinen Großneffen Otto Victor II., dessen umfangreiches, aus ausgedehnten land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie Industrieanlagen bestehendes Erbe er gewinnbringend verwaltete. Die letzten Lebensjahre verbrachte G. von Krankheit gezeichnet auf Schloss Hermsdorf. G. war in Besitz des Ordens der Sächsischen Rautenkrone und zahlreicher anderer Auszeichnungen.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, Herrschaft Waldenburg.

Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 197; Prinz G. von Schönburg-Waldenburg, o.O. 1900; Nobil Donna Grazia Vailati v. Schönburg-Waldenburg. Zum 100. Todestag des Prinzen G. von Schönburg-Waldenburg, in: M. Frickert (Hg.), Schönburgischer Hauskalender. Sonderausgabe 2000, Glauchau 2000, S. 61-64. – DBA I.

Porträt G. von Schönburg-Waldenburg, Porträt in Uniform, Prinz E. v. Schönburg-Waldenburg, 1890er-Jahre, Ölgemälde, Stadtmuseum Meißen.

Michael Wetzel
7.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Georg von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22440 [Zugriff 29.3.2024].

Georg von Schönburg



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, Herrschaft Waldenburg.

Literatur K. G. Eckardt, Genealogie und Familien-Geschichte des Hochfürstlichen und Hochgräflichen Hauses Schönburg, 1853 [MS], S. 197; Prinz G. von Schönburg-Waldenburg, o.O. 1900; Nobil Donna Grazia Vailati v. Schönburg-Waldenburg. Zum 100. Todestag des Prinzen G. von Schönburg-Waldenburg, in: M. Frickert (Hg.), Schönburgischer Hauskalender. Sonderausgabe 2000, Glauchau 2000, S. 61-64. – DBA I.

Porträt G. von Schönburg-Waldenburg, Porträt in Uniform, Prinz E. v. Schönburg-Waldenburg, 1890er-Jahre, Ölgemälde, Stadtmuseum Meißen.

Michael Wetzel
7.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Georg von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22440 [Zugriff 29.3.2024].