Johann Gottfried von Hoyer (ab 1790)

H. zählte zu den führenden Artillerieexperten seiner Zeit, wobei er sich besonders für die Ausbildung und die technische Verbesserung des sächsischen Artilleriewesens einsetzte. – H. trat 1743 als Unteroffizier ins sächsische Artilleriekorps ein und wurde 1746 zum Stückjunker befördert, um danach als Zeugwärter in Dresden tätig zu sein. Seit 1747 leistete er Truppendienst beim Artillerie-Bataillon. 1756 wurde H. Sousleutnant, 1760 Premierleutnant, 1762 Kapitän und 1771 Major. Er erteilte den sächsischen Prinzen Unterricht in der Artilleriewissenschaft und übernahm ab 1772 die Direktorenstelle der 1766 gegründeten Artillerieschule in Dresden. In dieser Funktion stieg er 1777 zum Oberstleutnant, 1784 zum Oberst sowie 1792 zum Generalmajor und Oberzeugmeister auf, bis schließlich 1799 die Beförderung zum Generalleutnant folgte. – Als Direktor der Artillerieschule bemühte sich H. um eine stetige Verbindung des theoretischen Unterrichts mit der Praxis. Daneben erarbeitete er zusammen mit dem Batteriemeister Friedrich Wilhelm Raabe eine Reihe von technischen Verbesserungen des sächsischen Artilleriematerials, darunter das von den Zeitgenossen hochgelobte vierpfündige Granatgeschütz, die schwere vierpfündige Kanone und die stehende Richtschraube an den Mörsern. Zudem engagierte er sich für die Verwendung von billigerem Kiefern- statt Eichenholz zum Bau der Lafetten, um deren Gewicht zu verringern. 1780 setzte er die Einführung der Protzkästen - vierrädrige Munitionswagen statt der bisher üblichen Karren -, die Verpackung der Munition in Schusskästen und eine geänderte Gliederung der Feldartillerie durch. Damit erreichte die sächsische Artillerie ein für die damalige Zeit hohes technisches Niveau, während andere Staaten ähnliche Neuerungen erst Jahrzehnte später realisierten. Allerdings geriet H. nicht ohne eigenes Verschulden in Gegnerschaft zum Kommandeur der Feldartillerie Johann Friedrich Freiherr von Hiller, was die Realisierung seiner Projekte oftmals behinderte. In einer Denkschrift von 1775 legte H. das seinen Maßnahmen zugrunde liegende Prinzip dar, wonach beim Artilleriematerial die Qualität über die Quantität gestellt wurde. Zudem war er sich des zu seiner Zeit bestehenden Dilemmas der Feldartillerie vollkommen bewusst, die im Hinblick auf Geschützmaterial und Gliederung nicht die gewünschte Balance aus Beweglichkeit und Wirkung erreichte. – Für seine Verdienste wurde er 1790 in den Adelsstand erhoben.

Literatur H. A. Verlohren, Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts, hrsg. von M. Bertold/F. Verlohren, Leipzig 1910, S. 289. – ADB 13, S. 218; DBA I; H. E. W. von der Lühe (Hg.), Militair-Conversations-Lexicon, Bd. 3, Leipzig 1834, S. 793f.

Porträt G. Müller, 1896, Gemälde, (Reproduktion von 1936, Sächs. Armeemuseum), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Gunter Janoschke
7.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Gunter Janoschke, Artikel: Johann Gottfried von Hoyer (ab 1790),
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2244 [Zugriff 26.11.2024].

Johann Gottfried von Hoyer (ab 1790)



Literatur H. A. Verlohren, Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts, hrsg. von M. Bertold/F. Verlohren, Leipzig 1910, S. 289. – ADB 13, S. 218; DBA I; H. E. W. von der Lühe (Hg.), Militair-Conversations-Lexicon, Bd. 3, Leipzig 1834, S. 793f.

Porträt G. Müller, 1896, Gemälde, (Reproduktion von 1936, Sächs. Armeemuseum), Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).

Gunter Janoschke
7.12.2010


Empfohlene Zitierweise:
Gunter Janoschke, Artikel: Johann Gottfried von Hoyer (ab 1790),
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2244 [Zugriff 26.11.2024].