Alban Graf von Schönburg

A. verbrachte den ersten Teil seiner Kindheit in Kassel, wo sein Vater 1807 bis 1813 das Amt eines außerordentlichen sächsischen Gesandten am Hofe des Königs von Westfalen bekleidete. Als 14-Jähriger trat er in die Kadettenanstalt in Dresden ein, die er jedoch schon wenig später wieder verließ, um Jura zu studieren. 1820 bis 1822 besuchte er die Universitäten Berlin, Göttingen und Heidelberg. Nach erfolgter Mündigkeitserklärung trat A. 1823 die Regierung in den Herrschaften Forderglauchau, Penig und Wechselburg an. Auf einer Kurreise nach Bad Kissingen lernte der Graf seine spätere Gemahlin Emilie von Jenison-Walworth kennen. Die ersten Regierungsjahre A.s, der seit August 1824 in Wechselburg residierte, waren geprägt von den Verhandlungen um den Abschluss eines sog . Erläuterungsrezesses zwischen Sachsen und dem Haus Schönburg, der die Stellung der Schönburgischen Herrschaften im sächsischen Staat grundsätzlich neu definieren sollte. Als ein solcher Rezess am 9.10.1835 unterzeichnet wurde, konnten die sächsischen Staatsreformen der 1830er-Jahre endlich mit vertraglicher Legitimation auf die Schönburgischen Herrschaften angewandt werden. Für A. bedeutete der Erläuterungsrezess eine empfindliche Beschneidung der schönburgischen Sonderrechte. Da es A. versäumte, unzeitgemäße Feudallasten abzuschaffen und den Städten eine größere Selbstverwaltung zuzugestehen, wurde sein Herrschaftsgebiet 1830/31 von revolutionären Unruhen erschüttert. In Glauchau und Meerane kam es im Herbst 1830 zu Demonstrationen, in der Herrschaft Wechselburg erhob sich 1831 die bäuerliche Bevölkerung. Da die nun eingeleiteten Reformen zu kurz griffen, wurde das revolutionäre Potenzial keineswegs abgebaut. Als es im Frühjahr 1848 erneut zu Unruhen kam, gelang es A. gerade noch rechtzeitig, durch Zugeständnisse seine aufgebrachten Untertanen zu beruhigen. Seiner Residenz blieb daher das Schicksal von Schloss Waldenburg, das am 5.4.1848 von Aufständischen niedergebrannt wurde, erspart. Neben A.s mustergültiger Wirtschaftsführung auf seinen Vorwerken ist besonders sein Kunstsinn und seine religiöse Toleranz hervorzuheben. 1829 bis 1860 ließ er schrittweise die Wechselburger Stiftskirche nach z.T. denkmalpflegerischen Gesichtspunkten renovieren. Seit 1843 gestattete er die Abhaltung katholischer Gottesdienste in Wechselburg. Die vordem als Archiv genutzte Kapelle von Schloss Hinterglauchau führte er zusammen mit Graf Heinrich von Schönburg-Hinterglauchau 1861 wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zu. A. siedelte 1849 nach Dresden über, wo er die schönburgischen Interessen in der I. Kammer des Sächsischen Landtags vertrat. Infolge eines infektiösen Fußgeschwürs musste er sich am 17.3.1864 einer Fußamputation unterziehen, an deren Folgen er sechs Tage später starb. – A. war Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Erforschung vaterländischer Sprache und Alterthümer zu Leipzig“, Ritter des preußischen Johanniter-Ordens und Inhaber des Großkreuzes des 1850 zum Andenken an Albrecht den Beherzten gestifteten Albrecht-Ordens.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 138f.; R.-J. Götze, Graf Alban von Schönburg (1804-1864) in Bildnissen seiner Zeit, in: Sächsische Heimatblätter 2/1996, S. 110-120 (P); W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 93-95 (P).

Porträt Graf Alban in Hofzivil 1853, H. Hanfstaengl, Lithografie, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (Bildquelle).

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Alban Graf von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22373 [Zugriff 24.11.2024].

Alban Graf von Schönburg



Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 138f.; R.-J. Götze, Graf Alban von Schönburg (1804-1864) in Bildnissen seiner Zeit, in: Sächsische Heimatblätter 2/1996, S. 110-120 (P); W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 93-95 (P).

Porträt Graf Alban in Hofzivil 1853, H. Hanfstaengl, Lithografie, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau (Bildquelle).

Michael Wetzel
20.12.2004


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Alban Graf von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22373 [Zugriff 24.11.2024].