Johann Gottfried Riedel
R. erlernte nach eigenen Angaben das Zeichnen während einer fünfjährigen Ausbildung beim Maler
Jakob Männl in Wien. Männl, der seit 1711 die Wiener Gemäldesammlung als Assistent des Aufsehers betreute, brachte ihm außerdem das Restaurieren bei und vermittelte ihm das geheime Rezept einer Mixtur, mit der er die Gemälde imprägnierte. Nach seinem Wiener Aufenthalt absolvierte R. seine Ausbildung als Maler in Neapel in der Werkstatt des damals schon berühmten Künstlers
Francesco Solimena. Später soll er seine Kenntnisse im Restaurieren von Gemälden in Rom und an verschiedenen Höfen vertieft haben. Fassbar ist R. aber erst in den 1730er-Jahren, als er sich in Böhmen vorwiegend als Restaurator betätigte. 1735 und 1737 restaurierte er einen großen Teil der Sammlung des Grafen
Franz Joseph Georg von Waldsteinn in Dux (tschech. Duchcov). 1739 wurde R. als Hofmaler des Kurfürsten Friedrich August II. (König August III. von Polen) mit einer jährlichen Besoldung von 500 Reichstalern nach Dresden berufen. Seine Bestallung zum Inspektor der königlichen Bildergalerie am 5.5.1742, die ihm jährlich 900 Reichstaler einbrachte, verdankte R. der Tatsache, dass er 1741 den Ankauf der Gemäldesammlung
Wallenstein für Friedrich August II. erfolgreich vermittelt hatte. Als Oberaufseher der kurfürstlich-königlichen Gemäldesammlung erwarb er weitere Bilder, zum Beispiel 1751 auf der Leipziger Messe u.a.
Rembrandts „Ganymed“ (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister). Beim Ankauf von Bildern aus dem Ausland lieferte R. Gutachten, packte die Gemälde bei ihrer Ankunft in Dresden fachgerecht aus und präsentierte sie dem Kurfürsten bzw. schickte sie ihm nach. Als Galerieinspektor sorgte er ebenfalls für die konservatorische Instandhaltung der Sammlungsbestände. Darüber hinaus wurde er bei seiner Anstellung 1742 verpflichtet, die Sammlung unverzüglich mit Hilfe des Geheimen Kämmerers
Johann Adam Steinhäuser zu inventarisieren. Obgleich er dieser Aufgabe nachweislich nachkam, ist kein Inventar R.s überliefert. Es ist lediglich das Verzeichnis ausgewählter Bilder erhalten, das der italienische Maler Pietro Guarienti kurz darauf verfasste. Guarienti war 1746 dank seines Einsatzes beim Erwerb der Modeneser Gemäldesammlung, zu der die berühmte Sixtinische Madonna gehörte, neben R. zum Galerieinspektor ernannt worden. Gemeinsam beaufsichtigten R. und Guarienti die Maler Christian Wilhelm Ernst Dietrich und
Benedikt Kern, als sie die Gemälde aus Modena restaurierten. Neben dem Auswechseln von Gemälden zur Ausstattung der kurfürstlich-königlichen Gebäude gehörte es zu R.s Aufgaben, Besucher durch die 1746 eingerichtete Gemäldegalerie am Neumarkt zu führen. Nach seinem Tod 1755 wurde R.s Sohn, Johann Anton, sein Nachfolger als Galerieinspektor.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Kabinett; Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Abschriften von H. Posse.
Literatur H. Posse, Die Gemäldegalerie zu Dresden, Dresden o. J.; C. H. v. Heinecken, Neue Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, Bd. 1, Dresden/Leipzig 1786, S. 35; H. Keller, Nachrichten von allen in Dresden lebenden Künstlern, Leipzig 1788, S. 136; J. C. Hasche, Magazin der Sächsischen Geschichte 5/1788, S. 558; K. Woermann, Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden, Dresden 1908; O. E. Schmidt, Minister Graf von Brühl und Karl Heinrich von Heinecken. Briefe und Akten, Charakteristiken und Darstellungen zur sächsischen Geschichte (1733-1763), Leipzig/Berlin 1921; L. Machytka, Zum Verkauf Waldsteinischer Bilder nach Dresden im Jahre 1741, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 18/1986, S. 67-73; J. Winkler, Der Ankauf von einhundert Gemälden aus der herzoglichen Galerie von Modena durch August III. von Sachsen, in: ders., Der Verkauf an Dresden, Modena 1989, S. 27-57; G. Heres, Dresdener Kunstsammlungen im 18. Jahrhundert, Leipzig 1991, S. 115 (P). – DBA I, II, III; DBE 8, S. 291; G. K. Nagler, Neues Künstler-Lexikon, Bd. 13, München 1843, S. 158; C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 26, Wien 1874, S. 94; Thieme/Becker, Bd. 28, Leipzig 1934, S. 318.
Porträt A. H. Riedel, 1813, Radierung nach R.s Selbstbildnis, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Virginie Spenlé
22.5.2006
Empfohlene Zitierweise:
Virginie Spenlé, Artikel: Johann Gottfried Riedel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22238 [Zugriff 21.11.2024].
Johann Gottfried Riedel
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Geheimes Kabinett; Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Abschriften von H. Posse.
Literatur H. Posse, Die Gemäldegalerie zu Dresden, Dresden o. J.; C. H. v. Heinecken, Neue Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen, Bd. 1, Dresden/Leipzig 1786, S. 35; H. Keller, Nachrichten von allen in Dresden lebenden Künstlern, Leipzig 1788, S. 136; J. C. Hasche, Magazin der Sächsischen Geschichte 5/1788, S. 558; K. Woermann, Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden, Dresden 1908; O. E. Schmidt, Minister Graf von Brühl und Karl Heinrich von Heinecken. Briefe und Akten, Charakteristiken und Darstellungen zur sächsischen Geschichte (1733-1763), Leipzig/Berlin 1921; L. Machytka, Zum Verkauf Waldsteinischer Bilder nach Dresden im Jahre 1741, in: Jahrbuch der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 18/1986, S. 67-73; J. Winkler, Der Ankauf von einhundert Gemälden aus der herzoglichen Galerie von Modena durch August III. von Sachsen, in: ders., Der Verkauf an Dresden, Modena 1989, S. 27-57; G. Heres, Dresdener Kunstsammlungen im 18. Jahrhundert, Leipzig 1991, S. 115 (P). – DBA I, II, III; DBE 8, S. 291; G. K. Nagler, Neues Künstler-Lexikon, Bd. 13, München 1843, S. 158; C. v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Bd. 26, Wien 1874, S. 94; Thieme/Becker, Bd. 28, Leipzig 1934, S. 318.
Porträt A. H. Riedel, 1813, Radierung nach R.s Selbstbildnis, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Virginie Spenlé
22.5.2006
Empfohlene Zitierweise:
Virginie Spenlé, Artikel: Johann Gottfried Riedel,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22238 [Zugriff 21.11.2024].