Hugo von Hoesch
H. entstammte einer einflussreichen Unternehmerfamilie, die im Ruhrgebiet mehrere Stahl- und Hüttenwerke besaß. Die Dürener Linie der Familie betrieb ebenfalls Eisenfabriken und seit Mitte des 18. Jahrhunderts auch eine Papierfabrik. Düren bei Aachen entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der Papierfabrikation in Deutschland, insbesondere im Bereich der Feinpapierindustrie. – Nach der schulischen Ausbildung absolvierte H. 1870/71 seinen Militärdienst und nahm am Deutsch-Französischen Krieg (2. Garde-Ulanen-Regiment) teil. Danach erfolgte die Ausbildung zum Papiermacher in der Papierfabrik F. W. Ebbinghaus in Letmathe bei Iserlohn und in der Dresdner Papierfabrik. Anschließend arbeitete H. als Werkführer in der Joh. Friedrich’schen Papierfabrik in Eisenberg bei Grünstadt/Pfalz und in der Biberister Papierfabrik in der Schweiz. 1876 kaufte H.s Vater auf einer Zwangsversteigerung die in Hütten/Bielatal gelegene Königsteiner Papierfabrik, die H. zu einer der modernsten Feinpapierfabriken Deutschlands ausbaute. Im oberen Bielatal/Sächsische Schweiz errichtete er zudem zwei Holzschleifereien. 1890 baute er gemeinsam mit seinem Vetter
Otto Hoesch in Pirna eine Sulfid-Zellulose-Fabrik auf und gründete mit ihm die Firma Hoesch & Co. 1892 kam eine Zellulosefabrik in Heidenau bei Pirna hinzu, 1905 ein weiteres Werk in Pirna. Die Firma spezialisierte sich frühzeitig auf Schriftzeichen, Namenszüge und Verzierungen als Wasserzeichen im Papier, wodurch sie innerhalb der Branche eine langjährige Vorreiter- und Führungsrolle innehatte. – H. war Vorsitzender des Aufsichtsrats der Vereinigten Strohstoff-Fabrik Coswig und gehörte den Aufsichtsräten der Dresdner Bank und der Hasseröder Papierfabrik an. Seit Gründung des Vereins sächsischer Papierfabrikanten 1895 übte er die Funktion des Vorsitzenden aus, gehörte dem Vorstand der neunten Sektion der Papiermacherberufsgenossenschaft (Königreich Sachsen) bis 1902 als Ersatzmann an, war seit 1902 Vorstandsmitglied des Vereins deutscher Papierfabrikanten und Mitglied des Reichstreuen Vereins Pirna. Seit dem Erwerb der Papierfabrik in Königstein wohnte H. in Hütten, wo er 1879 bis 1916 außerdem das Amt des Gemeindevorstehers innehatte. Zudem war H. Mitglied des Bezirkstags und Bezirksausschusses der Amtshauptmannschaft Pirna, 1899 im Ausschuss der Verkehrsinteressenten der ständigen Tarifkommission Berlin und im sächsischen Eisenbahnrat. 1907 wurde er durch König Friedrich August III. zum Mitglied der I. Kammer des Sächsischen Landtags auf Lebenszeit ernannt und gehörte damit zu jener kleinen Gruppe Industrieller, die diese parlamentarische Einflussmöglichkeit bis 1918 übertragen bekamen. H. besaß einen eigenen Pferderennstall und gründete den „Dresdner Rennverein 1890 e.V.“ mit. Er war 1907 bis 1916 dessen Präsident und hatte wesentlichen Anteil an der Errichtung der Pferderennbahn Dresden-Seidnitz. – H. war Inhaber des Ritterkreuzes erster Klasse des königlich sächsischen Albrechtsordens, der Kriegsdenkmünze 1870/71 und des chinesischen Ordens vom doppelten Drachen. 1887 erfolgte die Ernennung zum königlich sächsischen Kommerzienrat. 1912 erhielt H. durch Friedrich August III. den erblichen Adelstitel verliehen.
Quellen Stadt- und Kreisarchiv Düren, Archivalien der Familie Hoesch; Sächsisches Wirtschaftsarchiv Leipzig, Kübler & Niethammer.
Literatur R. Martin, Jahrbuch des Vermögens und des Einkommens der Millionäre im Königreich Sachsen, Berlin 1912, S. 312f.; Wochenblatt für Papierfabrikation 47/1916, Nr. 47, S. 2143f.; J. Hashagen, Geschichte der Familie Hoesch, Bd. 2, T. 2, Köln 1916; Verein Deutscher Papierfabrikanten. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Vereins, Berlin 1922; 50 Jahre Papierfabrik Hugo H., Königstein (Elbe) 1876-1926, Königstein 1926; Genealogie der Familie Hoesch, Dresden 1932; E. Strunz (Hg.), Eifeler Geschlechterbuch, Glücksburg 1958, S. 190-197; 400 Jahre Feinpapier aus Königstein, Dresden 1969; Vom Gestern zum Heute. 100 Jahre Zellstoffproduktion Pirna, Pirna 1985. – DBA II, III; DBE 5, S. 104f.; NDB 9, S. 365f.
Porträt Salonblatt 11/1916, Nr. 47, S. 940 (Bildquelle).
Swen Steinberg
9.1.2006
Empfohlene Zitierweise:
Swen Steinberg, Artikel: Hugo von Hoesch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2186 [Zugriff 26.11.2024].
Hugo von Hoesch
Quellen Stadt- und Kreisarchiv Düren, Archivalien der Familie Hoesch; Sächsisches Wirtschaftsarchiv Leipzig, Kübler & Niethammer.
Literatur R. Martin, Jahrbuch des Vermögens und des Einkommens der Millionäre im Königreich Sachsen, Berlin 1912, S. 312f.; Wochenblatt für Papierfabrikation 47/1916, Nr. 47, S. 2143f.; J. Hashagen, Geschichte der Familie Hoesch, Bd. 2, T. 2, Köln 1916; Verein Deutscher Papierfabrikanten. Festschrift zum 50jährigen Jubiläum des Vereins, Berlin 1922; 50 Jahre Papierfabrik Hugo H., Königstein (Elbe) 1876-1926, Königstein 1926; Genealogie der Familie Hoesch, Dresden 1932; E. Strunz (Hg.), Eifeler Geschlechterbuch, Glücksburg 1958, S. 190-197; 400 Jahre Feinpapier aus Königstein, Dresden 1969; Vom Gestern zum Heute. 100 Jahre Zellstoffproduktion Pirna, Pirna 1985. – DBA II, III; DBE 5, S. 104f.; NDB 9, S. 365f.
Porträt Salonblatt 11/1916, Nr. 47, S. 940 (Bildquelle).
Swen Steinberg
9.1.2006
Empfohlene Zitierweise:
Swen Steinberg, Artikel: Hugo von Hoesch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2186 [Zugriff 26.11.2024].