Heinrich Wäntig

W. erwarb sich als Ministerialbeamter Verdienste um das deutsche und sächsische Hochschulwesen. – Zunächst besuchte W. von Oktober 1857 bis März 1862 die Fürstenschule St. Afra in Meißen. Anschließend absolvierte er ein Jurastudium in Heidelberg, Leipzig und Berlin, das er mit der Promotion abschloss. Ab 1.1.1869 war W. Referendar beim Bezirksgericht Zwickau. Am 1.5.1876 wechselte er in die innere Verwaltung, wo er zunächst als Bezirksassessor der Amtshauptmannschaft Dresden, ab 1878 als Regierungsassessor der dortigen Kreishauptmannschaft und ab 1880 als Hilfsarbeiter im Ministerium des Innern tätig war. In dieser Zeit hatte W. in Dresden den Vorsitz des Konservativen Vereins inne, war ebendort 1881 bis Ende März 1882 Stadtverordneter und kandidierte einmal zur Reichstagswahl für den Wahlkreis Zittau. Am 1.4.1882 wurde W. zum Amtshauptmann in Oelsnitz/Vogtland ernannt und 1884 in gleicher Eigenschaft nach Glauchau und 1888 nach Großenhain versetzt, wo er am 15.4.1889 den Rang eines Oberregierungsrats erhielt. Am 1.2.1892 als Vortragender Rat in das Kultusministerium berufen, wurde er dort am 1.1.1895 zum Ministerialdirektor mit dem Titel Geheimer Rat ernannt und 1907 mit dem Titel Exzellenz zum Wirklichen Geheimen Rat befördert. Als Ministerialbeamter war W. am Zustandekommen zahlreicher wichtiger Gesetzesvorlagen sowie am Ausbau der Universität Leipzig und der Technischen Hochschule Dresden beteiligt. Beide Hochschulen, deren Referent er bis 1906 war, zeichneten ihn mit dem Ehrendoktorgrad aus. W. bekleidete aber auch zahlreiche staatliche Nebenämter. So war er seit 1901 Vortragender Rat im Gesamtministerium und bei den in Evangelicis beauftragten Staatsministern und er vertrat zwischen 1906 und 1908 zeitweilig den schwer erkrankten Kultusminister Richard Freiherr von Schlieben. Darüber hinaus war er Mitglied des Disziplinarhofs für die Staatsbeamten und des Kompetenzgerichtshofs, Mitglied der Inspektion für die evangelisch-lutherische Hofkirche sowie Vorsitzender der Kommission für die Prüfungen der Bürobeamten. Zeitweilig gehörte er auch der Prüfungskommission für den höheren Verwaltungsdienst an. Bis 1909 führte W. den Vorsitz bei den von ihm 1898 gemeinsam mit Friedrich Althoff begründeten, jährlich stattfindenden Konferenzen der Hochschulreferenten der deutschen Bundesstaaten, wofür er von Kaiser Wilhelm II. mit dem Kronenorden 1. Klasse ausgezeichnet wurde. – Zum 1.11.1909 schied W. aus seinen Staatsämtern aus und verlegte seinen Wohnsitz nach Radebeul. Im Ruhestand widmete er sich weiterhin den Fragen der Hochschulreform und entwickelte einen Plan zur Errichtung einer Universität in Dresden. Daneben bekleidete W. verschiedenste Ehrenämter. So war er lange Zeit Vorsitzender des Direktoriums des Vereins für Rat und Tat, des Stiftsrats der Gehe-Stiftung sowie des sächsischen Landesverbands deutscher Bodenreformer. 1911 bis 1915 vertrat W. als Dechant das Domstift Wurzen in der Ersten Kammer des sächsischen Landtags. Hier gehörte er der Gesetzgebungs- und Verfassungsdeputation an. 1912 wurde er zum Mitglied der Zwischendeputation zur Vorberatung des Gemeinde-, Kirchen- und Schulsteuer-, des Volksschul- und des Bezirksverbandsgesetzes gewählt. Für seine Verdienste erhielt W. mehrere sächsische Ordensauszeichnungen, so 1892 das Ritterkreuz 1. Klasse, 1896 das Komturkreuz 2. Klasse des Verdienstordens, 1900 das Komturkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens und 1905 den gleichen Grad des Verdienstordens. Anlässlich seines Ruhestands verlieh ihm König Friedrich August III. das Großkreuz des Albrechtsordens.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts, Nr. 10335, Nr. 10335/1, Nr. 10335/2, 10697 Gesamtministerium, Nr. 1234.

Werke (Hg.), Die Verfassungsgesetze der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Königreichs Sachsen sowie die für dieselbe erlassenen neueren Gesetze und Verordnungen, Leipzig 1894; (Hg.), Die königlich sächsischen Lehrergehalts- und Lehrerpensions-Gesetze mit den dazu ergangenen Ausführungsverordnungen, Leipzig 1892, ²1900; Zur Reform der deutschen Universitäten, Berlin 1911; Zur Frage der Errichtung einer Universität in Dresden, Dresden 1912; Die Dresdner Universitätsfrage im Lichte der Denkschrift des Leipziger Senats, in: Dresdner Anzeiger. Sonntags-Beilage 11.1.1914.

Literatur F. Waentig-Haugk, Chronologische Notizen über die Familie Waentig, Dresden 1902, S. 18; Sächsische Staatszeitung 21.4.1917; Der Armenfreund 19/1917, S. 53f.; H. P. Waentig, Karl Heinrich Moritz W., in: Afranisches Ecce 22/1917, S. 89-93 (P); B. Rackwitz, Biographischer Anhang zur Geschichte der Stadtverordneten zu Dresden 1837-1947, Dresden 1949 [MS, Stadtarchiv Dresden]; B. v. Brocke/P. Krüger (Hg.), Hochschulpolitik im Föderalismus, Berlin 1994, S. 409 (WV); J. Matzerath, Aspekte Sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 52; K.-H. Schlote, Von geordneten Mengen bis zur Uranmaschine, Frankfurt/Main 2008, S. 34. – DBA II.

Porträt Fotografie, Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts, Nr. 10335/2, Bl. 221 (Bildquelle).

Andreas Reichel
10.7.2013


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Reichel, Artikel: Heinrich Wäntig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17959 [Zugriff 26.11.2024].

Heinrich Wäntig



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts, Nr. 10335, Nr. 10335/1, Nr. 10335/2, 10697 Gesamtministerium, Nr. 1234.

Werke (Hg.), Die Verfassungsgesetze der evangelisch-lutherischen Landeskirche des Königreichs Sachsen sowie die für dieselbe erlassenen neueren Gesetze und Verordnungen, Leipzig 1894; (Hg.), Die königlich sächsischen Lehrergehalts- und Lehrerpensions-Gesetze mit den dazu ergangenen Ausführungsverordnungen, Leipzig 1892, ²1900; Zur Reform der deutschen Universitäten, Berlin 1911; Zur Frage der Errichtung einer Universität in Dresden, Dresden 1912; Die Dresdner Universitätsfrage im Lichte der Denkschrift des Leipziger Senats, in: Dresdner Anzeiger. Sonntags-Beilage 11.1.1914.

Literatur F. Waentig-Haugk, Chronologische Notizen über die Familie Waentig, Dresden 1902, S. 18; Sächsische Staatszeitung 21.4.1917; Der Armenfreund 19/1917, S. 53f.; H. P. Waentig, Karl Heinrich Moritz W., in: Afranisches Ecce 22/1917, S. 89-93 (P); B. Rackwitz, Biographischer Anhang zur Geschichte der Stadtverordneten zu Dresden 1837-1947, Dresden 1949 [MS, Stadtarchiv Dresden]; B. v. Brocke/P. Krüger (Hg.), Hochschulpolitik im Föderalismus, Berlin 1994, S. 409 (WV); J. Matzerath, Aspekte Sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 52; K.-H. Schlote, Von geordneten Mengen bis zur Uranmaschine, Frankfurt/Main 2008, S. 34. – DBA II.

Porträt Fotografie, Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts, Nr. 10335/2, Bl. 221 (Bildquelle).

Andreas Reichel
10.7.2013


Empfohlene Zitierweise:
Andreas Reichel, Artikel: Heinrich Wäntig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17959 [Zugriff 26.11.2024].