Oskar Pank

P. war ein bedeutender sächsischer Geistlicher des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts. Er entstammte einer sorbischen Pfarrerfamilie und studierte in Halle/Saale und Berlin. In seiner ersten Pfarrstelle in Schorbus im Spreewald predigte er sorbisch und deutsch. Seit 1869 wirkte er in Berlin und wurde dort 1878 an die Dreifaltigkeitskirche berufen, gleichzeitig auch zum Superintendenten ernannt. In dieser Zeit entstanden zur Familie des Reichskanzlers Otto von Bismarck freundschaftliche Verbindungen. Durch Bemühungen des Oberbürgermeisters Otto Georgi kam P. 1882 als Nachfolger des bekannten Predigers Friedrich Ahlfeld an die St. Nikolaikirche in Leipzig. Schon zwei Jahre später folgte die Berufung zum Ersten Pfarrer an die St. Thomaskirche und gleichzeitig zum Superintendenten für die Stadt Leipzig. Bis zu seinem Ruhestand 1912 prägte er hier das kirchliche Leben. Zu seinen besonderen Leistungen gehört die Förderung des Kirchenbaus und die damit verbundene Gründung neuer Kirchgemeinden in der an Einwohnerzahl sprunghaft gewachsenen Stadt. Für das Gemeindeleben gab er zahlreiche Impulse, u.a. regte er die Einführung von Kindergottesdiensten an. Die Gründung des Diakonissenmutterhauses 1890 und der Bau des Krankenhauses einige Jahre später wurden von ihm initiiert. P. war ein begabter Prediger, der sich wie Ahlfeld in seinem Wirkungskreis großer Beliebtheit erfreute. Viele seiner Predigten erschienen im Druck und fanden zahlreiche Leser. Als Vorsitzender des Gustav-Adolf-Vereins 1900 bis 1908 wurde er über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Kraft seines Amts als Superintendent von Leipzig gehörte er der I. Kammer des Sächsischen Landtags an und repräsentierte hier zusammen mit dem Dresdner Oberhofprediger die evangelische Kirche. Eine Berufung als Generalsuperintendent nach Magdeburg lehnte er ab und blieb somit der Stadt Leipzig erhalten. – P. hatte eine konservative Grundhaltung, war von tiefem christlichen Glauben erfüllt und von dem Wunsch geleitet, diesen Glauben möglichst allen Menschen nahe zu bringen. Anregungen, die er in anderen Städten, v.a. in Berlin, bekommen hatte, setzte er geschickt um, blieb aber gleichzeitig hinter denen zurück, die wirklich Neuland betraten. Bemüht, das in seinen Augen Bewährte zu erhalten, hatte er Schwierigkeiten, hörbar in das theologische Gespräch seiner Zeit einzugreifen. Zur liberalen Theologie fand er keinen Zugang. Mit noch größerem Unverständnis stand P. der in Leipzig besonders starken Arbeiterbewegung gegenüber. Bei aller Anerkennung seines diakonischen Wirkens bleibt festzustellen, dass er sich nicht mit der gesamten Autorität seines Amts für eine Veränderung sozialer Strukturen einsetzte. Diese kritische Beurteilung soll seine Leistung im Blick auf die Neuordnung des kirchliches Lebens jedoch nicht schmälern. Sein jahrzehntelanges Wirken war für die evangelisch-lutherische Kirche in Leipzig und ganz Sachsen ein großer Gewinn. 1909 wurde er zum Ehrenbürger Leipzigs ernannt. – Die letzten Lebensjahre verbrachte P. in Lindau am Bodensee.

Quellen Archiv der Superintendentur Leipzig I, Pfarramt St. Thomä; Archiv der Thomasgemeinde; Stadtarchiv Leipzig; Evangelisches Zentralarchiv Berlin.

Werke Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes, Berlin 1879; Predigten, gehalten in der St. Nikolaikirche zu Leipzig, Berlin 1884; Das Evangelium Matthäi in Predigten und Homilien ausgelegt, 2 Bde., Bremen/Leipzig 1889-1891; Bismarckbüchlein, Bielefeld/Leipzig 1885; Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht, Halle 1910.

Literatur F. Blanckmeister, Der alte Steuermann, Leipzig 1928; H.-J. Sievers, Baumeister seiner Kirche, Leipzig 1998 (P, WV). – DBA I, II.

Porträt D. Johannes Theodor Oskar P., G. Pappritz, 1901, Ölgemälde, Altarraum der Thomaskirche Leipzig (Bildquelle).

Hans-Jürgen Sievers
25.4.2007


Empfohlene Zitierweise:
Hans-Jürgen Sievers, Artikel: Oskar Pank,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17907 [Zugriff 20.4.2024].

Oskar Pank



Quellen Archiv der Superintendentur Leipzig I, Pfarramt St. Thomä; Archiv der Thomasgemeinde; Stadtarchiv Leipzig; Evangelisches Zentralarchiv Berlin.

Werke Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes, Berlin 1879; Predigten, gehalten in der St. Nikolaikirche zu Leipzig, Berlin 1884; Das Evangelium Matthäi in Predigten und Homilien ausgelegt, 2 Bde., Bremen/Leipzig 1889-1891; Bismarckbüchlein, Bielefeld/Leipzig 1885; Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht, Halle 1910.

Literatur F. Blanckmeister, Der alte Steuermann, Leipzig 1928; H.-J. Sievers, Baumeister seiner Kirche, Leipzig 1998 (P, WV). – DBA I, II.

Porträt D. Johannes Theodor Oskar P., G. Pappritz, 1901, Ölgemälde, Altarraum der Thomaskirche Leipzig (Bildquelle).

Hans-Jürgen Sievers
25.4.2007


Empfohlene Zitierweise:
Hans-Jürgen Sievers, Artikel: Oskar Pank,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17907 [Zugriff 20.4.2024].