Arthur Golf
G. besuchte das Städtische Gymnasium in Halle/Saale und studierte nach seiner praktischen Ausbildung auf verschiedenen Gütern zunächst in Bonn, dann in Halle Landwirtschaft, wobei
Ferdinand Wohltmann sein Interesse für die koloniale und überseeische Landwirtschaft weckte. Als Assistent Gustav Kühns in Halle beschäftigte er sich eingehend mit der nordamerikanischen Bewässerungswirtschaft, der sowohl seine Dissertation als auch seine 1907 verfasste Habilitationsschrift gewidmet war. Mit mehreren Forschungsreisen in verschiedene afrikanische Kolonialgebiete empfahl er sich schließlich für die Berufung auf das 1912 an der Universität Leipzig errichtete erste deutsche Extraordinariat für koloniale und tropische Landwirtschaft. Der Ausgang des Ersten Weltkriegs, an dem G. als Frontoffizier teilnahm, unterband jedoch die weitere Entfaltung des jungen Fachs. G. wandte sich nach seiner Rückkehr den Gegnern der Weimarer Republik zu, engagierte sich in der Deutschen Kolonialgesellschaft und dem Deutsch-Völkischen Schutz- und Trutzbund. Erst nach seiner umstrittenen Berufung auf das seit dem Ausscheiden Wilhelm Kirchners vakante Ordinariat für Tierzuchtlehre im Herbst 1922 vermochte er wieder beruflich Fuß zu fassen. Mit der Schafzucht erschloss er sich ein Arbeitsfeld, das dazu geeignet schien, die koloniale Landwirtschaft mit der Tierzuchtlehre zu verbinden. Neben einer Reihe sächsischer Stammschäfereien betreute er in den folgenden Jahren auch die Deutsche Farmwirtschafts-Gesellschaft in Südwest-Afrika, wo vorwiegend Karakulschafzucht betrieben wurde. Der Beschaffung geeigneter Zuchttiere diente auch eine Forschungsreise in die mittelasiatischen Gebiete der Sowjetunion im Frühjahr 1928. Die zunehmende Politisierung der Studierenden in den letzten Jahren der Weimarer Republik blieb auf G., der stets enge Beziehungen zum akademischen Nachwuchs pflegte, nicht ohne Einfluss. Bereits im Sommer 1932 trat er als erster Leipziger Ordinarius der NSDAP bei und unterstützte als Vertrauensdozent die Aktivitäten des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbunds. Diesem Engagement verdankte er die Ernennung zum Rektor der Universität Leipzig im Dezember 1933. Allerdings vermochte G. die in seine Amtsführung gesetzten Erwartungen nicht zu erfüllen. Im Frühjahr 1935 wurde er aufgrund mangelnden Durchsetzungsvermögens vom Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung von seinem Amt entbunden. Da auch sein Nachfolger nicht zu überzeugen vermochte, betraute man G. im Winter 1936/37 nochmals vertretungsweise mit dem Rektorat der Universität Leipzig. Nach dem Ende seiner hochschulpolitischen Karriere widmete er sich wieder verstärkt der kolonialen Landwirtschaft, bis mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Aufrechterhaltung des Lehr- und Forschungsbetriebs mehr und mehr seine Kraft in Anspruch nahm.
Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, PA 512; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht, Nr. 10281/153.
Werke Untersuchungen über die natürlichen Grundlagen der nordamerikanischen Bewässerungswirtschaft, Halle/Saale 1903; Die Technik der künstlichen Bewässerung in Nordamerika, Halle/Saale 1907; Ackerbau in Deutsch-Südwestafrika. Das Trockenfarmen und seine Anwendung in D.S.W.A., Berlin 1911; 60 Jahre landwirtschaftliches Institut der Universität Leipzig 1869-1929, Leipzig 1930; Die Karakulzucht in ihrem Heimatlande Turkestan, Berlin 1933.
Literatur E. Berndt/H. Schäfer (Hg.), R. Arthur G., Leipzig 1937; E. Schulze, Die Agrarwissenschaften an der Universität Leipzig 1740-1945, Leipzig 2006. – DBA II, III; DBE 4, S. 88; NDB 6, S. 623.
Porträt Fotografie, um 1935, Universitätsarchiv Leipzig (Bildquelle).
Christian Augustin
10.4.2013
Empfohlene Zitierweise:
Christian Augustin, Artikel: Arthur Golf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1753 [Zugriff 26.11.2024].
Arthur Golf
Quellen Universität Leipzig, Universitätsarchiv, PA 512; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 11125 Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht, Nr. 10281/153.
Werke Untersuchungen über die natürlichen Grundlagen der nordamerikanischen Bewässerungswirtschaft, Halle/Saale 1903; Die Technik der künstlichen Bewässerung in Nordamerika, Halle/Saale 1907; Ackerbau in Deutsch-Südwestafrika. Das Trockenfarmen und seine Anwendung in D.S.W.A., Berlin 1911; 60 Jahre landwirtschaftliches Institut der Universität Leipzig 1869-1929, Leipzig 1930; Die Karakulzucht in ihrem Heimatlande Turkestan, Berlin 1933.
Literatur E. Berndt/H. Schäfer (Hg.), R. Arthur G., Leipzig 1937; E. Schulze, Die Agrarwissenschaften an der Universität Leipzig 1740-1945, Leipzig 2006. – DBA II, III; DBE 4, S. 88; NDB 6, S. 623.
Porträt Fotografie, um 1935, Universitätsarchiv Leipzig (Bildquelle).
Christian Augustin
10.4.2013
Empfohlene Zitierweise:
Christian Augustin, Artikel: Arthur Golf,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1753 [Zugriff 26.11.2024].