Carl von Gersdorff

G. wurde nach dem frühen Tod seines Vaters bei einem Verwandten in Zangenberg bei Zeitz erzogen. Nach dem Besuch der Fürstenschule Grimma nahm er das Studium der Geschichte, des Rechts und der klassischen Sprachen an den Landesuniversitäten Leipzig und Wittenberg auf. Nach Beendigung des Studiums 1785 trat er in das Kavallerieregiment Cheveaulegers Herzog Alberts von Sachsen-Teschen als Premierlieutenant ein. G.s militärische Leistungen und sein Organisationstalent führten bereits 1805 zu seiner Verwendung als Generalstabsoffizier beim mobilen sächsischen Korps. Als solcher nahm er 1806 am Krieg gegen Frankreich und 1807 am Krieg gegen Preußen teil. Danach war er am Aufbau der Armee des Herzogtums Warschau beteiligt. Die kritischen Gedanken G.s über den Zustand der sächsischen Armee, besonders nach ihrer Teilnahme am Krieg Frankreichs gegen Österreich 1809, veranlassten König Friedrich August I., ihn zu seinem Generaladjutanten zu ernennen und mit der Leitung der organisatorischen und technischen Umgestaltung der sächsischen Armee zu beauftragen. Die Einrichtung eines Generalstabs, die Schaffung von drei Divisionen und mehreren Brigaden, die Bildung von speziellen Kompanien des Ingenieurkorps mit Sappeuren, Pontonnieren und Handwerkerabteilungen gehen auf G. zurück. Ihm zuzurechnen ist auch die Aufhebung der sog. „Kompaniewirtschaft“, die eine dauernde Korrumpierung eines Teils des Offizierkorps bewirkt hatte. G. unterhielt in den Jahren der Umorganisation der Armee engen Kontakt zu französischen Militärfachleuten, hohen Offizieren und zum Kaiser Napoleon persönlich. Sein Verdienst ist die zweimalige Wiederherstellung der Armee nach den Kampagnen von 1809 und 1812. Napoleon würdigte G.s Leistungen durch die Ernennung zu einem Kommandanten der Ehrenlegion. Im Gefolge der Niederlage Frankreichs und des Übergangs von Teilen der sächsischen Armee auf die Seite der Preußen und Russen während der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 geriet G. kurzfristig in die Gefangenschaft der Verbündeten. Nach seiner Entlassung wurde er in Sachsen von bestimmten mit den Verbündeten kollaborierenden Kreisen der Korruption und der Unterschlagung bei der Neuorganisation der sächsischen Armee beschuldigt. Die Behörden des russischen Generalgouverneurs Nikolai Fürst Repnin-Wolkonski setzten auf Ersuchen G.s zwei Untersuchungskommissionen über das Rechnungswerk des von ihm geführten Generalstabs ein, ohne die vermuteten und behaupteten korrupten Handlungen des Generals nachweisen zu können. G. war imstande, die Belege über die Käufe von Waffen, Ausrüstungen, Magazinvorräten und über die Bauaufträge beim Bau der Landesfestung Torgau, den er beaufsichtigt hatte, vorzulegen. Nach der Rückkehr des Königs nach Sachsen 1815 erfolgte eine dritte Untersuchung über die Vorwürfe an G., die 1816 ohne Beweise für deren Stichhaltigkeit beendet wurde. 1817 bis 1820 war G. als Generalinspekteur der Armeereserve tätig und erhielt 1822 den Posten des Kommandeurs des adligen Kadettenkorps in Dresden übertragen. Auf diesem Posten betätigte sich G. bis zu seinem Tod 1829 mit Eifer und Engagement, was auch einige schriftliche Arbeiten aus seiner Feder verdeutlichen. Er erwarb sich große Achtung und Anerkennung in Sachsen, was die Teilnahme der Lehrer und Zöglinge der Kadettenanstalt und zahlreicher weiterer Militär- und Zivilpersonen bei seiner Beisetzung bewies. – G. war Besitzer der Rittergüter Neukirchen und Steinbach bei Nossen.

Quellen Der sechzehnte Februar 1825, gefeiert von den Offizieren, Lehrern und Zöglingen des Königl. Sächs. adeligen Cadettencorps, Dresden 1825; Worte des Dankes und der Trauer, gesprochen am Grabe des Königl. Sächs. Generallieutnants der Cavallerie, Carl Friedrich Wilhelm v. G., Dresden 1829; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Nachlass Generalleutnant v. G., Untersuchungskommissionen über das Rechnungswerk des Generalstabes der Armee 1813/14, Kriegsratskollegium.

Werke Bemerkungen veranlaßt durch den Aufsatz des Herrn von Lindenau: Ist eine Bundes-Armee nothwendig, ist sie nützlich für Deutschland, Dresden 1819; Deux lettres adressées au lieutenant général comte Gérard et au Marechal de camp baron Gourgaud, au sujet d’une remarque tom. I pg. 180 des notes et mélanges de Napoléon, Dresden 1823; Vorlesungen über militairische Gegenstände, Dresden 1826.

Literatur K. Falkenstein, Karl Friedrich Wilhelm von G., in: Zeitgenossen 37/1834, S. 3-70; R. Mielsch, Die Anlegung einer Landesfestung in Wittenberg oder Torgau im Jahre 1810 und der Fall v. G., in: NASG 62/1941, S. 57-75; R. Jenak, Carl Friedrich Wilhelm von G. und die Militär-Reform im Königreich Sachsen (1809-1813), Dresden 2003 [MS]. – ADB 9, S. 57; DBA I; NDB 6, S. 319.

Porträt Carl Friedrich Wilhelm von Gersdorff, Archiv R. Jenak (Bildquelle).

Rudolf Jenak
27.4.2005


Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Jenak, Artikel: Carl von Gersdorff,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1680 [Zugriff 26.11.2024].

Carl von Gersdorff



Quellen Der sechzehnte Februar 1825, gefeiert von den Offizieren, Lehrern und Zöglingen des Königl. Sächs. adeligen Cadettencorps, Dresden 1825; Worte des Dankes und der Trauer, gesprochen am Grabe des Königl. Sächs. Generallieutnants der Cavallerie, Carl Friedrich Wilhelm v. G., Dresden 1829; Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, Nachlass Generalleutnant v. G., Untersuchungskommissionen über das Rechnungswerk des Generalstabes der Armee 1813/14, Kriegsratskollegium.

Werke Bemerkungen veranlaßt durch den Aufsatz des Herrn von Lindenau: Ist eine Bundes-Armee nothwendig, ist sie nützlich für Deutschland, Dresden 1819; Deux lettres adressées au lieutenant général comte Gérard et au Marechal de camp baron Gourgaud, au sujet d’une remarque tom. I pg. 180 des notes et mélanges de Napoléon, Dresden 1823; Vorlesungen über militairische Gegenstände, Dresden 1826.

Literatur K. Falkenstein, Karl Friedrich Wilhelm von G., in: Zeitgenossen 37/1834, S. 3-70; R. Mielsch, Die Anlegung einer Landesfestung in Wittenberg oder Torgau im Jahre 1810 und der Fall v. G., in: NASG 62/1941, S. 57-75; R. Jenak, Carl Friedrich Wilhelm von G. und die Militär-Reform im Königreich Sachsen (1809-1813), Dresden 2003 [MS]. – ADB 9, S. 57; DBA I; NDB 6, S. 319.

Porträt Carl Friedrich Wilhelm von Gersdorff, Archiv R. Jenak (Bildquelle).

Rudolf Jenak
27.4.2005


Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Jenak, Artikel: Carl von Gersdorff,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1680 [Zugriff 26.11.2024].