Robert Georgi
G. absolvierte nach der Schulzeit eine kaufmännische Lehre im Leipziger Handelshaus Thierrot und Bassenge, das Verwandten seiner Mutter gehörte. Durch seinen Kollegen
Moritz Brückner kam er in Kontakt zu dessen Vater Christian Gotthelf Brückner, der in Mylau eine Baumwollspinnerei betrieb und darüber hinaus mit Baumwolle und Wolle handelte und sich als Bankier betätigte. In diesem Unternehmen war G. dann als kaufmännischer Angestellter tätig und heiratete die Tochter seines Prinzipals. 1829 wurde er gemeinsam mit seinem Schwager
August Gotthelf Brückner Teilhaber der Firma und leitete sie zusammen mit diesem 1834 nach dem Tod seines Schwiegervaters. Da sich sein Schwager Moritz als Bankier in Plauen etablierte, fand G. auch Zugang zu den Honoratioren der vogtländischen Kreisstadt. Aufgrund dieser Integration in die regionale Unternehmerschaft gelangte er beim Landtag 1839/40 als Abgeordneter des Handels- und Fabrikstands in die Zweite Kammer des sächsischen Parlaments. Während der Zeit des Vormärzes gehörte G. zu den profilierten Mitgliedern der Zweiten Kammer. Zwar wird G. häufig dem liberalen Lager zugerechnet, doch gestand ihm der zeitgenössische Beobachter Bernhard Hirschel keine rein liberale Gesinnung zu, sondern nannte ihn den „Führer des Juste Milieu“. Als im März 1848 das Ministerium von Julius von Könneritz zurücktrat, berief der sächsische König ein liberales Ministerium unter dem Vorsitz des letzten Präsidenten der Zweiten Kammer, Karl Braun. G. wurde Finanzminister dieses Kabinetts. Der enorme Wahlerfolg der Demokraten im Dezember 1848 stellte die liberale Regierung jedoch vor die Frage, ob sie gemäß den Gepflogenheiten eines parlamentarischen Systems zurücktreten sollte. Sie blieb zunächst im Amt, konnte aber mit der demokratischen Landtagsmehrheit keinen konstruktiven Kompromiss finden, sodass sie Ende Februar 1849 doch noch zurücktrat. Den 1848 bzw. von Januar bis April 1849 zusammengetretenen Landtagen hatte G. nicht angehört. Nach den im Herbst 1849 ausgeschriebenen Landtagswahlen gelangte er jedoch erneut in das Parlament, dieses Mal in die Erste Kammer. Der gemäßigt liberale G. wurde Präsident des mehrheitlich demokratisch gesonnenen sächsischen Oberhauses. Nachdem auch dieser sog. Widerstandslandtag, in dem die liberalen und gemäßigten demokratischen Kräfte eine knappe Mehrheit besaßen, Anfang Juni 1850 von der Staatsspitze ohne Feierlichkeiten aufgelöst worden war, nahm G. einen Monat später seinen Sitz im restituierten vormärzlichen Parlament nicht ein. Allerdings gehörte er der Zweiten Kammer der Landtage von 1851/52 bis 1863/64 als Vertreter des Handels und der Industrie wieder an. Dem Rückzug aus dem politischen Leben folgte ein Jahr später auch der Abschied aus dem Unternehmen, das er seit dem Tod seines Schwagers 1857 allein geleitet hatte. Seit 1865 beteiligte G. seinen Sohn Arthur an der Geschäftsführung.
Literatur B. Hirschel, Sachsens Regierung, Stände und Volk, Mannheim 1846, S. 106ff.; M. Zschommler, Interessante und berühmte Vogtländer, Pinnen i.V. 1913, S. 147f.; G. Schmidt, Ein führender Liberaler. G. (1802-1869), in: Landtagskurier Freistaat Sachsen 1/1991, Nr. 8, S. 7; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 21f. (Bildquelle).
Josef Matzerath
24.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Robert Georgi,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1655 [Zugriff 21.11.2024].
Robert Georgi
Literatur B. Hirschel, Sachsens Regierung, Stände und Volk, Mannheim 1846, S. 106ff.; M. Zschommler, Interessante und berühmte Vogtländer, Pinnen i.V. 1913, S. 147f.; G. Schmidt, Ein führender Liberaler. G. (1802-1869), in: Landtagskurier Freistaat Sachsen 1/1991, Nr. 8, S. 7; J. Matzerath, Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 21f. (Bildquelle).
Josef Matzerath
24.3.2009
Empfohlene Zitierweise:
Josef Matzerath, Artikel: Robert Georgi,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1655 [Zugriff 21.11.2024].