Patty Frank

F. verlebte seine Kindheit in Wien, bevor seine Mutter mit ihm und den beiden Schwestern nach Frankfurt/Main zog. Dort beendete er seine Schulzeit. Danach wollte er sich zum Schiffsjungen ausbilden lassen, seine Mutter – nach dem Tod des Vaters allein entscheidungsbefugt – besorgte ihm jedoch eine Gärtnerlehrstelle im Frankfurter Palmengarten. Dort wurde F. 1890 von einer Aufführung der „Buffalo Bill’s Wild West Show“ nachhaltig beeindruckt. Vermutlich bis Saisonende im Februar 1891 verdingte er sich als Arbeiter für den Tourneebetrieb der Show, kehrte danach aber nach Frankfurt/Main zurück und beendete seine Lehre. Noch während der Lehrjahre gründete F. mit sechs anderen jungen Männern den „Turnverein Helvetia“ und legte damit den Grundstein für seine späteren artistischen Leistungen. Nachdem er 1893 Frankfurt/Main verlassen hatte, arbeitete er mit dem unbedingten Wunsch nach einer Artistenkarriere als Hilfsarbeiter für zahlreiche kleine Theater. In dieser Zeit legte er sich auch den Künstlernamen Patty F. zu. Erst 1895 gelang ihm der Durchbruch mit der Aufnahme als Artisteneleve beim renommierten Zirkus Montrose. Nach ersten internationalen Auftritten stellte er 1896/97 eine eigene Parterreakrobatentruppe auf, die „Patty-F.-Troupe – The acrobatic wonders“. Mit dieser Gruppe von sechs bis sieben Artisten, wobei F. als Untermann arbeitete, erreichte er 1901 ein erstes Engagement in Amerika. Weitere folgten in den USA (1908, 1910, 1913), Europa (z.B. 1922, 1925), Australien (1913) und Südafrika. Die Anstellung beim weltbekannten Barnum & Bailey Circus 1910 war dabei ein besonderer Höhepunkt. Mitte der 1920er-Jahre waren die Verpflichtungen aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland jedoch rückläufig, und so klang die Artistentätigkeit 1926 mit einem Engagement beim Berliner Circus Busch aus. – F. gelang jedoch ein nahtloser Übergang in eine neue Tätigkeit. Bereits seit 1914 bestanden Beziehungen zu dem 1913 in Radebeul gegründeten Karl-May-Verlag um den Direktor Euchar Albrecht Schmid und dem Kreis um Klara May. F. hatte nach eigenen Aussagen seit 1890 indianische Ethnografica direkt oder über Mittler (z.B. Ethnografica-Händler wie Gustav Umlauff oder das Museum für Völkerkunde, Berlin) gekauft oder getauscht. 1923 ließ er die Stücke von dem Ethnologen Hermann Dengler wissenschaftlich bearbeiten und katalogisieren. Im Januar 1926 unterzeichnete F. einen Vertrag, durch den er Klara May seine in vielen Jahren erworbene Sammlung gegen den Erhalt einer Blockhauswohnung auf dem späteren Gelände des Karl-May-Museums in Radebeul übereignete. Die etwa 540 Stücke bilden bis heute den Grundstock der Exponate des Museums. Mit dem Bezug der Wohnung in der vom Architekten Max Richard Czopka entworfenen „Villa Bärenfett“ und einer monatlichen Rente von 300 Goldmark ließ sich F. in Radebeul nieder. Das Karl-May-Museum wurde schließlich – nach einem ersten Anbau an die „Villa Bärenfett“, der eine Ausstellungsfläche von 63 m² schuf – am 1.12.1928 eröffnet, doch bereits vorher war das Gelände ein Anziehungspunkt für Indianer- oder Karl-May-Liebhaber. F. selbst pflegte beispielsweise ein enges Verhältnis zu Hans Stosch-Sarrasani (sen.), welches zu einem Besuch der Show-Indianer des Zirkus in Radebeul und 1928 zu einer „Indianerhuldigung“ am Grab Karl Mays führte. F. war dem Museum stets durch seine Tätigkeit als Sammler von Ethnografica sowie als Museumsführer verbunden. Zudem begann er ab 1926 kleinere Aufsätze zu veröffentlichen, 1935 folgte die biografische Skizze „Ein Leben im Banne Karl Mays“, bevor er sich in den 1950er-Jahren in größeren Abhandlungen der Geschichte der Indianer Nordamerikas widmete. – 1999 wurde eine Straße in Radebeul in Erinnerung an ihn Patty-F.-Weg genannt.

Werke Ein Leben im Banne Karl Mays, Radebeul 1942; Wilder Westen – Leben und Sterben der Indianer Nordamerikas, Wien 1951; Die Indianerschlacht am Little Big Horn, Berlin 1957.

Literatur P. Neumann, 50 Jahre Indianermuseum Radebeul, in: Abhandlungen und Berichte des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden 38/1980, S. 4-10; K. Hoffmann, Karl May – Leben und Werk, Radebeul 1988; W. Seifert, Patty F., Hommage auf einen Indianerfreund, in: Ametas 5/1992, S. 154-164; ders., Patty F. – der Zirkus, die Indianer, das Museum, Bamberg/Radebeul 1999 (Bildquelle).

Heike Wolter
2.8.2004


Empfohlene Zitierweise:
Heike Wolter, Artikel: Patty Frank,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1484 [Zugriff 26.11.2024].

Patty Frank



Werke Ein Leben im Banne Karl Mays, Radebeul 1942; Wilder Westen – Leben und Sterben der Indianer Nordamerikas, Wien 1951; Die Indianerschlacht am Little Big Horn, Berlin 1957.

Literatur P. Neumann, 50 Jahre Indianermuseum Radebeul, in: Abhandlungen und Berichte des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden 38/1980, S. 4-10; K. Hoffmann, Karl May – Leben und Werk, Radebeul 1988; W. Seifert, Patty F., Hommage auf einen Indianerfreund, in: Ametas 5/1992, S. 154-164; ders., Patty F. – der Zirkus, die Indianer, das Museum, Bamberg/Radebeul 1999 (Bildquelle).

Heike Wolter
2.8.2004


Empfohlene Zitierweise:
Heike Wolter, Artikel: Patty Frank,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/1484 [Zugriff 26.11.2024].