Friedrich Foerster

Ungeachtet einer Behinderung – als Kind hatte er durch einen Unglücksfall ein Auge eingebüßt – studierte F. Chemie an der Berliner Universität. Seine Lehrer waren u.a. der Physiker Hermann von Helmholtz und der Chemiker August Wilhelm von Hofmann. Die Verknüpfung der Wissenschaftsgebiete Chemie und Physik sollte ihn zeitlebens interessieren. 1888 wurde er in Berlin mit einer Arbeit über die Tautomerie der Thioharnstoffe promoviert und nahm eine Stelle bei der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt an, zu deren Begründern sein Onkel, der Astronom Wilhelm Foerster, gehörte. 1894 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Er wurde Privatdozent für anorganische Chemie und war künftig ausschließlich auf diesem Gebiet tätig. 1895 berief Walther Hempel ihn nach Dresden. Am Anorganisch-Chemischen Institut der Technischen Hochschule wirkte F. zunächst als Assistent, bald darauf übernahm er als außerordentlicher Professor Vorlesungen über Elektrochemie, physikalische Chemie und Elektrometallurgie. 1900 erhielt er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Physikalische und Elektrochemie. F.s Lehr- und Forschungstätigkeit war stets geprägt von einer engen Verknüpfung theoretischen Wissens und praktischer Erkenntnisse – als bestes Beispiel dafür gilt sein Lehrbuch „Elektrochemie wässeriger Lösungen“ (1905). Die elektrolytische Metallabscheidung und -auflösung war eines seiner wichtigsten Forschungsthemen. Er schuf die Grundlagen für eine verbesserte Galvanotechnik und Elektroraffination. Sein Laboratorium wurde bald zum Mittelpunkt elektrochemischer Forschung in Deutschland. 1912 übernahm F. von Hempel das Ordinariat für Anorganisch-Technische Chemie und wurde Direktor des gleichnamigen Instituts der Technischen Hochschule Dresden. Er war Mitglied der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig (1912) und Ehrendoktor der Technischen Hochschule Stuttgart (1913). F. galt als kompetenter Partner wichtiger Industrieunternehmen, so des Blaufarbenwerks in Aue oder der Chemischen Fabrik von Heyden AG in Radebeul. Seit 1917 wirkte er als Mitglied der Technischen Deputation in Dresden und des Technischen Beirats bei den staatlichen Hüttenwerken in Freiberg. In der Wahlperiode 1917/18 übte er das Amt des Rektors der Technischen Hochschule Dresden aus. In dieser Eigenschaft löste er die Initiative zum Neubau der chemischen Institute aus, welche schließlich – entworfen vom Architekten Martin Dülfer – 1926 in der Dresdner Südvorstadt eingeweiht werden konnten. Das Hauptgebäude trägt seit 1966 den Namen „Fritz-Foerster-Bau“.

Werke Elektrochemie wässeriger Lösungen, Leipzig 1905; Beiträge zur Kenntnis der schwefligen Säure, in: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie 1912-1922.

Literatur A. Fuhrmann, Geheimer Hofrat Prof. Dr. phil. Dr. Ing. h.c. Jeremias Siegismund Karl Friedrich F. 1866-1931, Belegarbeit, Dresden o.J. [MS, Bestand Technische Universität Dresden, Kustodie] (WV); E. Müller, Nachruf Fritz F., in: Zeitschrift für angewandte Chemie 44/1931; E. Müller, Fritz F. und sein Werk, in: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie 204/1932, H. 1-2, S. 25f.; B. Sorms, Jeremias Siegismund Karl Friedrich (Fritz) F. (1866-1931), Elektrochemiker und Chemietechnologe, in: G. Buchheim/R. Sonnemann (Hg.), Lebensbilder von Ingenieurwissenschaftlern, Leipzig 1989, S. 151-162. – DBA III; DBE 3, S. 363; NDB 5, S. 274; J. C. Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, T. 2, Berlin 1937; D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 221f. (P).

Porträt Der Senat der Technischen Hochschule Dresden, F. Dorsch, 1927, Ölgemälde, Technische Universität Dresden, Kunstbesitz; Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv (Bildquelle).

Karin Fischer
21.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Karin Fischer, Artikel: Friedrich Foerster,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10356 [Zugriff 18.4.2024].

Friedrich Foerster



Werke Elektrochemie wässeriger Lösungen, Leipzig 1905; Beiträge zur Kenntnis der schwefligen Säure, in: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie 1912-1922.

Literatur A. Fuhrmann, Geheimer Hofrat Prof. Dr. phil. Dr. Ing. h.c. Jeremias Siegismund Karl Friedrich F. 1866-1931, Belegarbeit, Dresden o.J. [MS, Bestand Technische Universität Dresden, Kustodie] (WV); E. Müller, Nachruf Fritz F., in: Zeitschrift für angewandte Chemie 44/1931; E. Müller, Fritz F. und sein Werk, in: Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie 204/1932, H. 1-2, S. 25f.; B. Sorms, Jeremias Siegismund Karl Friedrich (Fritz) F. (1866-1931), Elektrochemiker und Chemietechnologe, in: G. Buchheim/R. Sonnemann (Hg.), Lebensbilder von Ingenieurwissenschaftlern, Leipzig 1989, S. 151-162. – DBA III; DBE 3, S. 363; NDB 5, S. 274; J. C. Poggendorff, Biographisch-literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften, Bd. 6, T. 2, Berlin 1937; D. Petschel (Bearb.), Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, Köln 2003, S. 221f. (P).

Porträt Der Senat der Technischen Hochschule Dresden, F. Dorsch, 1927, Ölgemälde, Technische Universität Dresden, Kunstbesitz; Technische Universität Dresden, Universitätsarchiv (Bildquelle).

Karin Fischer
21.6.2004


Empfohlene Zitierweise:
Karin Fischer, Artikel: Friedrich Foerster,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/10356 [Zugriff 18.4.2024].