Willy Irmisch
Der KPD/SED-Politiker I. amtierte nach dem Zweiten Weltkrieg in Schwarzenberg als Bürgermeister. – Nach dem Besuch der Volksschule in Venusberg 1905 bis 1913 absolvierte I. dort sowie an der Handelsschule in Thum eine kaufmännische Lehre, die er 1916 abschloss. Anschließend arbeitete er in Venusberg bis Mai 1917 als Angestellter. Nach einer Stelle als Buchhalter in Chemnitz siedelte I. im August 1918 nach Schwarzenberg über, wo er bis Ende Dezember 1923 bei der Firma
Karl Gossweiler angestellt war. Nach kurzer Arbeitslosigkeit arbeitete er ab April 1924 als Buchhalter zunächst in einer Aluminiumfabrik und danach ab September bis Mai 1925 bei der Papier-Erzeugungs- und Verwertungs-AG (Peuvag) in Berlin, für die er anschließend bis Februar 1927 als Geschäftsführer in Dresden tätig war. Nach erneuter Arbeitslosigkeit fand I. im Dezember 1928 eine Anstellung beim Arbeitsamt in Aue. – Im Mai 1920 trat I. der KPD bei. Bereits 1921 wurde er in die Ortsleitung und in die Unterbezirksleitung des KPD-Kreises Schwarzenberg gewählt. 1923 wurde er wegen illegaler Arbeit für die zeitweise verbotene KPD verhaftet und zusammen mit 70 weiteren Genossen angeklagt. Im August 1924 folgten die Verurteilung durch das Landgericht Zwickau und eine vierwöchige Inhaftierung. Im selben Jahr errang I. in Schwarzenberg ein Stadtverordnetenmandat für die KPD und war 1925 bis 1927 für diese im parteieigenen Druckereibetrieb tätig. 1931 bis 1933 war er erneut Stadtrat in Schwarzenberg. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten saß er von März bis September 1933 auf Schloss Osterstein, in Zwickau und Zschorlau in Haft. – 1933 bis November 1936 war I. erneut arbeitslos. Im Dezember 1936 als Notstandsarbeiter beim Forstamt Pöhla angestellt, folgte ab August 1937 bis Mai 1945 erneut eine Buchhaltertätigkeit, nun bei der Firma Gebr.
Freitag in Raschau. Vom Militärdienst war I. befreit, da er in seiner beruflichen Tätigkeit als unabkömmlich und zudem nach eigenen Angaben als „wehrunwürdig“ galt. Allerdings war er 1938 bis 1945 Blockwart der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. – Als das Gebiet um Schwarzenberg im Mai/Juni 1945 von den Alliierten unbesetzt blieb, wurde I. am 12.5.1945 vom antifaschistischen Aktionsausschuss, dem u.a. auch Paul Korb angehörte, zum kommissarischen Bürgermeister gewählt. Ernst Rietzsch, der bis dahin amtierende Bürgermeister, wurde abgesetzt. Im Juni desselben Jahres von der SMAD in diesem Amt bestätigt, amtierte er dann bis Ende Juni 1947 als erster und bis Ende November 1948 als zweiter Bürgermeister. 1945 trat er erneut in die KPD und 1946 in die SED ein. Von Dezember 1948 bis Dezember 1951 arbeitete I. als zweiter stellvertretender Landrat und Kreisrat für Inneres und Finanzen beim Rat des Kreises Aue und nach dessen Aufteilung von Januar bis September 1952 als Kreisrat für Inneres und erster stellvertretender Vorsitzender des Rats des Kreises Schwarzenberg. Anschließend wirkte er bis Juli 1954 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) als Abteilungsleiter Justiz und Beschwerden beim Bevollmächtigten für Staatliche Kontrolle. Gesundheitlich bedingt, musste er diese Stelle allerdings aufgeben. Zuletzt arbeitete I. von August 1954 bis Januar 1955 beim Konsumgenossenschaftsverband Schwarzenberg. Ab 1954 war I. als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit tätig. Als Auszeichnungen erhielt I. u.a. 1958 die Medaille „Kämpfer gegen den Faschismus“, 1959 die Verdienstmedaille der DDR, 1960 die Medaille für über 40-jährige Parteiarbeit, 1968 den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und 1974 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber.
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt, Sammlung Personalakten, Willy I.
Literatur W. Gross, Der Kampf Schwarzenberger Antifaschisten während der besatzungslosen Zeit (Mai/Juni 1945), in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 8/1960, H. 3, S. 657-676; ders., Die ersten Schritte, Berlin 1961; H. Bräuer/L. Heydick (Hg.), Historischer Führer. Bezirke Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Leipzig/Jena/Berlin 1981, S. 292; J. Czerny, Republik im Niemandsland, Leipzig 1997; L. Lobeck, Die Schwarzenberg-Utopie, Leipzig 2004 (P).
Andreas Peschel
20.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Willy Irmisch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24977 [Zugriff 20.12.2024].
Willy Irmisch
Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Staatsarchiv Chemnitz, SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt, Sammlung Personalakten, Willy I.
Literatur W. Gross, Der Kampf Schwarzenberger Antifaschisten während der besatzungslosen Zeit (Mai/Juni 1945), in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 8/1960, H. 3, S. 657-676; ders., Die ersten Schritte, Berlin 1961; H. Bräuer/L. Heydick (Hg.), Historischer Führer. Bezirke Leipzig, Karl-Marx-Stadt, Leipzig/Jena/Berlin 1981, S. 292; J. Czerny, Republik im Niemandsland, Leipzig 1997; L. Lobeck, Die Schwarzenberg-Utopie, Leipzig 2004 (P).
Andreas Peschel
20.5.2016
Empfohlene Zitierweise:
Andreas Peschel, Artikel: Willy Irmisch,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/24977 [Zugriff 20.12.2024].