Hugo Hickmann
H. kann als der Pionier der Inneren Mission in Sachsen bezeichnet werden. Bevor seine Laufbahn dort 1866 mit der Arbeit eines Hilfsgeistlichen an der Dresdner Diakonissenanstalt begann (bis 1870), hatte H. die Landesschule Grimma (1854-1860) besucht, das Theologiestudium in Leipzig absolviert und eine Tätigkeit als Lehrer an der Wimmer’schen Töchterschule in Dresden (bis Ostern 1868) aufgenommen. Ab 1866 wurde dann der geistliche Einfluss des Rektors der Diakonissenanstalt, Heinrich Fröhlich, für H.s weitere Entwicklung entscheidend. In dem am 30.9.1867 in Dresden gegründeten Hauptverein für Innere Mission in Sachsen übernahm H. von Anfang an das Amt des Schriftführers und Sekretärs und wurde 1870 der Erste Vereinsgeistliche. Energisch und mit großem organisatorischen und strategischen Geschick setzte er sich sehr erfolgreich für die Vernetzung und Ausweitung der Werke und Zweigvereine der Inneren Mission in Sachsen ein. Von herausragender Bedeutung war dafür die Herausgabe einer eigenen Vereinszeitschrift, der „Bausteine“, für die H. bis Februar 1879 verantwortlich war. Ein volksmissionarisches Anliegen verfolgte H. mit der Begründung des „Sächsischen Volkskalenders“ (1868-1915). Äußerst medienwirksam und populär wurde auch die von ihm 1870 ins Leben gerufene Felddiakonie, die H. selbst als Divisionspfarrer leitete. Erstmals organisierte H. in Dresden Kindergottesdienste im Gruppensystem (seit 1871) und gab so entscheidende Impulse für den Aufschwung der kirchlichen Kinderarbeit in Dresden. Die Gründung zahlreicher Bethlehemstifte (Vorläufer heutiger Freizeitheime) geht auf seine Initiative zurück (z.B. 1875 in Augustusbad bei Radeberg). Um eine pädagogische und christliche Schulung der Mitarbeiter der Inneren Mission zu gewährleisten, plante und betrieb er 1872 v.a. auf Anregung des Hofpredigers Bernhard Rüling die Gründung des Brüderhauses Obergorbitz, das 1898 nach Moritzburg verlegt wurde. 1879 trat H. in das Gemeindepfarramt in Cölln bei Meißen ein, wo er bis zu seiner Emeritierung 1909 tätig war. Während seiner Amtszeit wurden dort die Johanniskirche (1895-1898) und das Johannisstift (1900) gebaut, das neben kirchgemeindlich genutzten Räumen auch eine Kinderbewahranstalt beherbergte. Zusätzlich zu den Pfarramtsaufgaben arbeitete H. weiterhin in der Inneren Mission, u.a. als Vorsitzender des ephoralen Kreisvereins und als Vorstandsmitglied im Landesverein (ab 1867, 1910 Ehrenmitglied). H. bezog seine sozialmissionarische Motivation aus den Traditionen eines kirchlich-pietistischen Liebesethos. Prägte er in diesem Sinn den konservativ-volkskirchlichen Charakter der sächsischen Inneren Mission - gerade durch seine Herausgeberschaft der „Bausteine“ - entscheidend mit, so fehlte ihm auf der anderen Seite das Verständnis für die politisch-strukturellen Hintergründe der Arbeiternotlage und die sozialdemokratischen Lösungsstrategien für die Soziale Frage. 1908 von der Universität Leipzig zum Dr. theol. h.c. und 1909 zum Kirchenrat ernannt, verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens - zunehmend erblindet - in Langebrück.
Quellen Pfarrarchiv Radeberg.
Werke (Hg.), Bausteine. Illustrirtes Monatsblatt für innere Mission in Sachsen 1/1868/69-11/1879; Der sociale Krieg, Dresden 1872; (Hg.), Sächsischer Volkskalender 1868-1915.
Literatur Misericordias Domini. Der Landesverein für Innere Mission in seinem ersten Vierteljahrhundert, hrsg. vom Sekretariat des Landesvereins, Dresden 1893; W. Vogel, Fünfzig Jahre Innere Mission im Kgr. Sachsen, Dresden 1917 (P); Zum 70. Geburtstag D. H.s, Bausteine. Illustriertes Monatsblatt für innere Mission 43/1911, S. 33-41, ebd. 54/1922; Sächsischer Volkskalender 39/1916, S. 33-36, 50/1927, S. 31-34; P. L. Fischer, Hugo Waldemar H., in: Grimmaisches Ecce 43/1922, S. 27-32; Amtskalender für die Geistlichen der Sächsischen evang.-luth. Landeskirche 5/1923, S. 98, 103; Fr., Hugo H., in: Der Sonntag 12/1957, Nr. 13, S. 4. – DBA I; DBE 5, S. 29; W. Haan (Hg.), Sächsisches Schriftsteller-Lexicon, Leipzig 1875, S. 131f. (WV).
Porträt Dr. Hugo W. H., E. L. Winterstein, um 1900, Öl auf Leinwand, Johanneskirche Meißen (Bildquelle).
Thomas Markert
3.8.2010
Empfohlene Zitierweise:
Thomas Markert, Artikel: Hugo Hickmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18686 [Zugriff 20.12.2024].
Hugo Hickmann
Quellen Pfarrarchiv Radeberg.
Werke (Hg.), Bausteine. Illustrirtes Monatsblatt für innere Mission in Sachsen 1/1868/69-11/1879; Der sociale Krieg, Dresden 1872; (Hg.), Sächsischer Volkskalender 1868-1915.
Literatur Misericordias Domini. Der Landesverein für Innere Mission in seinem ersten Vierteljahrhundert, hrsg. vom Sekretariat des Landesvereins, Dresden 1893; W. Vogel, Fünfzig Jahre Innere Mission im Kgr. Sachsen, Dresden 1917 (P); Zum 70. Geburtstag D. H.s, Bausteine. Illustriertes Monatsblatt für innere Mission 43/1911, S. 33-41, ebd. 54/1922; Sächsischer Volkskalender 39/1916, S. 33-36, 50/1927, S. 31-34; P. L. Fischer, Hugo Waldemar H., in: Grimmaisches Ecce 43/1922, S. 27-32; Amtskalender für die Geistlichen der Sächsischen evang.-luth. Landeskirche 5/1923, S. 98, 103; Fr., Hugo H., in: Der Sonntag 12/1957, Nr. 13, S. 4. – DBA I; DBE 5, S. 29; W. Haan (Hg.), Sächsisches Schriftsteller-Lexicon, Leipzig 1875, S. 131f. (WV).
Porträt Dr. Hugo W. H., E. L. Winterstein, um 1900, Öl auf Leinwand, Johanneskirche Meißen (Bildquelle).
Thomas Markert
3.8.2010
Empfohlene Zitierweise:
Thomas Markert, Artikel: Hugo Hickmann,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/18686 [Zugriff 20.12.2024].