Sophie Julie Haack
An der Seite ihres zweiten Ehemanns, Johann Caspar Haack, erwirkte die ambitionierte Schauspielerin die kursächsische und königlich polnische Schauspielkonzession. – Aus H.s Jugendzeit ist ebenso wenig überliefert wie über ihr Debüt in der Elensonschen Schauspieltruppe. Bekannt ist hingegen, dass sie sehr jung den Prinzipal der Gesellschaft,
Julius Franz Elenson, heiratete und zum Katholizismus konvertierte. Nachdem ihr erster Ehemann 1708 verstorben war, erbte H. das von ihm ausgehandelte hochfürstlich mecklenburgische Schauspielprivileg. Derart geschützt betrat die junge, energische H. 1710 selbstbewusst den sächsischen Schauplatz und verdrängte den in Dresden beheimateten Prinzipal
Gabriel Müller zunächst aus dem Dresdner Gewandhaus am Neumarkt in ein erstmals erwähntes kleines Theatrum und wenig später ins Baltikum. Auch aus Rivalitäten mit der Veltenschen Truppe ging H. triumphierend hervor. Mit dem Tod von Herzog
Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin am 31.7.1713 erlosch allerdings H.s mecklenburgisches Privileg und so visierte sie zielbewusst die sächsische Konzession an. Ihre Zugehörigkeit zur katholischen Konfession erwies sich nach der Konversion des sächsischen Herrscherhauses sicher als ebenso hilfreich wie der Umstand, dass die Aspirantin auf das vakante Privileg inzwischen den gebürtigen Dresdner und Harlekin ihrer Gesellschaft, Johann Caspar Haack, geheiratet hatte. Im Februar 1714 ersuchte dieser die Erteilung des sächsischen Privilegs und v.a. die Erlaubnis, während der Leipziger Messen 15 Komödien aufführen zu dürfen. Ab dem 28.2.1714 konnten sich die Schauspieler der Haackschen Truppe als „chursächsische und polnische Hoff-Commoedianten“ bezeichnen. Über die Aktivitäten der Schauspieltruppe in den folgenden Jahren ist wenig überliefert, wenngleich davon auszugehen ist, dass die Gesellschaft ihre Protektion in Sachsen und darüber hinaus sicherlich zu nutzen wusste. Nach dem Tod von Johann Caspar Haack 1722 erbte die Witwe durch Kabinettsbefehl vom 11.3.1723 das von ihm erwirkte sächsisch-polnische Privileg mit allen Rechten. Überdies bat sie, die Aufführungen während der Messen in Leipzig auf 20 Komödien erhöhen zu dürfen und statt des täglichen Platzgelds von 5 Talern 8 Groschen nur 2 Taler entrichten zu müssen. Noch im selben Jahr vermählte sich H. mit ihrem Gehilfen
Karl Ludwig Hoffmann. Obschon die Haacksche Truppe in dieser Zeit zahlreiche bekannte Schauspieler, u.a. Joseph Ferdinand Müller, Friedrich Kohlhardt und die Ehepaare Lorenz und Neuber vereinigte, kam die Truppe aufgrund der sich abzeichnenden Regionalisierung des Spielbetriebs nicht über Augsburg und Breslau (poln. Wrocław) hinaus. – Nach H.s Tod wurde ihrem Ehemann durch Kabinettsbefehl das Privileg vorläufig auf ein Jahr übertragen. Dennoch zeichnete sich schon bald der Niedergang der Schauspielergesellschaft ab. Außerdem trennte sich das Ehepaar Neuber von der Truppe und suchte eigene Wege, nicht ohne jedoch wichtige Truppenmitglieder abzuwerben. Hinzu kamen Streitigkeiten um das Erbe des kursächsischen und königlich polnischen Schauspielprivilegs, die das interne Gleichgewicht der Truppe ins Wanken geraten ließen.
Quellen Stadtarchiv Dresden, Kirchliche Wochenzettel, Kreuzkirche vom 16.XII.1725.
Literatur M. Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Bd. 2, Dresden 1862 (Reprint 1979), S. 300f.; F. J. Freiherr v. Reden-Esbeck, Caroline Neuber und ihre Zeitgenossen, Leipzig 1881 (Reprint 1985), S. 52, 143f.; C. Heine, Das Schauspiel der deutschen Wanderbühne vor Gottsched, Halle 1889; G. Wustmann, Zur Geschichte des Theaters in Leipzig 1665-1800, in: ders. (Hg.), Quellen zur Geschichte Leipzigs, Bd. 1, Leipzig 1889, S. 457-493; A. Dessoff, Über englische, italienische und spanische Dramen in den Spielverzeichnissen deutscher Wandertruppen, in: Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte 1/1901, S. 420-444; J. Bolte, Von Wanderkomödianten und Handwerkerspielen des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1934, S. 446-487; H. Asper, Spieltexte der Wanderbühne, Wien 1975; G. Hansen, Formen der Commedia dell’Arte in Deutschland, Emsdetten 1984, S. 201f.; B. Rudin, Zwischen den Messen in die Residenz, in: Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 34/35/1988, S. 74-104.
Katy Schlegel
7.5.2012
Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Sophie Julie Haack,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22755 [Zugriff 20.12.2024].
Sophie Julie Haack
Quellen Stadtarchiv Dresden, Kirchliche Wochenzettel, Kreuzkirche vom 16.XII.1725.
Literatur M. Fürstenau, Zur Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, Bd. 2, Dresden 1862 (Reprint 1979), S. 300f.; F. J. Freiherr v. Reden-Esbeck, Caroline Neuber und ihre Zeitgenossen, Leipzig 1881 (Reprint 1985), S. 52, 143f.; C. Heine, Das Schauspiel der deutschen Wanderbühne vor Gottsched, Halle 1889; G. Wustmann, Zur Geschichte des Theaters in Leipzig 1665-1800, in: ders. (Hg.), Quellen zur Geschichte Leipzigs, Bd. 1, Leipzig 1889, S. 457-493; A. Dessoff, Über englische, italienische und spanische Dramen in den Spielverzeichnissen deutscher Wandertruppen, in: Studien zur vergleichenden Literaturgeschichte 1/1901, S. 420-444; J. Bolte, Von Wanderkomödianten und Handwerkerspielen des 17. und 18. Jahrhunderts, in: Sitzungsberichte der Preussischen Akademie der Wissenschaften 1934, S. 446-487; H. Asper, Spieltexte der Wanderbühne, Wien 1975; G. Hansen, Formen der Commedia dell’Arte in Deutschland, Emsdetten 1984, S. 201f.; B. Rudin, Zwischen den Messen in die Residenz, in: Kleine Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 34/35/1988, S. 74-104.
Katy Schlegel
7.5.2012
Empfohlene Zitierweise:
Katy Schlegel, Artikel: Sophie Julie Haack,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22755 [Zugriff 20.12.2024].