Georg Arnold
Nach dem Schulbesuch in Zeitz nahm A. im Alter von 18 Jahren in Leipzig ein Theologiestudium auf, das er systematisch mit Vorlesungen in Philosophie, Mathematik und Medizin ergänzte und 1604 mit dem Magistergrad abschloss. Parallel dazu übte er bereits als Student eine Lehrtätigkeit an der Leipziger Nikolaischule aus. Am 29.7.1609 wurde A. zum Rektor der elitären Lateinschule in Annaberg berufen. Der Schulbetrieb befand sich bei seinem Dienstantritt gerade an einem Tiefpunkt, zumal der Bildungseinrichtung nach einem verheerenden Stadtbrand 1604 nur 60 Schüler verblieben waren. Entsprechend bemühte sich A., der Schule ihr einstiges Ansehen zurückzugeben und sie wieder stärker im öffentlichen Leben Annabergs zu verankern. Als Annaberg im Dreißigjährigen Krieg zunehmend verfiel, konnte die Lateinschule unter Führung A.s selbst unter widrigen Bedingungen ihr mittlerweile verbessertes Niveau halten, wenngleich viele pädagogische Ideen A.s nicht zur Umsetzung gelangten. – Als Autor identifizierte sich A. mit zeitgenössischen Bestrebungen, die deutsche Sprache zu pflegen. Mit dem Ziel, einfachen Menschen die Vergangenheit Annabergs nahezubringen, übersetzte A. die lateinische Stadtchronik von Paulus Jenisius von 1605 ins Deutsche und ergänzte das Werk mit eigenen Kapiteln und Jahresannalen bis 1658. A., der sich auch als Dichter betätigte, schuf damit die erste deutschsprachige Chronik Annabergs. Sein Wirken markiert den Übergang der erzgebirgischen Chronistik von der Tradition der Renaissance (Paulus Jenisius) zum Barock (Christian Lehmann). Allerdings blieb A.s Chronik wohl aus eigener Bescheidenheit zu seinen Lebzeiten unveröffentlicht. Erst der Annaberger Verleger
Friedrich Wilhelm Ludwig Hasper entdeckte das Manuskript wieder und gab es 1812 unter seinem ursprünglichen Titel „Chronicon Annaebergense continuatum“ heraus. Haspers Ausgabe erschien 1992 als Reprint, das Original gilt heute als ausgesprochene bibliophile Kostbarkeit. – A. blieb mehr als 44 Jahre lang Rektor der Annaberger Lateinschule. Anderweitige Berufungen schlug er aus. Am 30.6.1654 trat A. unter Gewährung einer Leibrente in den Ruhestand.
Werke Oratio de propagatione, conservatione et utilitate scholae Annaebergensis, Leipzig 1650; Chronicon Annaebergense continuatum [1658], Annaberg 1812 (ND Stuttgart 1992).
Literatur C. F. Möller, Verzeichnis der in den beiden Städten Zeitz und Naumburg gebohrnen Künstler, Gelehrten und Schriftsteller, Teil 1, Zeitz 1805; K. Becher, Geschichte der Annaberger Lateinschule von 1499-1835, Dresden 1985 [MS]; R. Unger, Magister A.s „Chronicum Annaebergense continuatum“, in: Chronicon Annaebergense continuatum, ND Stuttgart 1992, Anhang, S. 1-43 (WV); H. Bräuer, Stadtchronistik und städtische Gesellschaft, Leipzig 2009, S. 216f. (WV). – DBA I.
Michael Wetzel
11.11.2013
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Georg Arnold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25019 [Zugriff 19.11.2024].
Georg Arnold
Werke Oratio de propagatione, conservatione et utilitate scholae Annaebergensis, Leipzig 1650; Chronicon Annaebergense continuatum [1658], Annaberg 1812 (ND Stuttgart 1992).
Literatur C. F. Möller, Verzeichnis der in den beiden Städten Zeitz und Naumburg gebohrnen Künstler, Gelehrten und Schriftsteller, Teil 1, Zeitz 1805; K. Becher, Geschichte der Annaberger Lateinschule von 1499-1835, Dresden 1985 [MS]; R. Unger, Magister A.s „Chronicum Annaebergense continuatum“, in: Chronicon Annaebergense continuatum, ND Stuttgart 1992, Anhang, S. 1-43 (WV); H. Bräuer, Stadtchronistik und städtische Gesellschaft, Leipzig 2009, S. 216f. (WV). – DBA I.
Michael Wetzel
11.11.2013
Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Georg Arnold,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/25019 [Zugriff 19.11.2024].