Otto Ludwig
L. wurde zunächst im Elternhaus unterrichtet, besuchte ab 1823 die Stadtschule seines Heimatorts und ab 1825 das Gymnasium in Hildburghausen. Nach dem Tod seiner Mutter erlernte er bei seinem Onkel, von dessen Erbe er später lebte, den Kaufmannsberuf, der seinen Neigungen aber nicht entsprach. 1833 studierte er kurzzeitig am Lyceum in Saalfeld. Ein Stipendium des Sachsen-Meininger Herzogs ermöglichte ihm 1839 das Musikstudium bei Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, das er jedoch bereits im darauffolgenden Jahr krankheitsbedingt aufgeben musste. Daraufhin wendete sich L. der Literatur zu. Nach ersten Aufenthalten in Dresden 1843/44 und 1847 zog er 1849 endgültig in die sächsische Residenzstadt. Dort setzte sich Eduard Devrient, als Nachfolger Ludwig Tiecks 1844 bis 1852 Oberregisseur am Dresdner Hoftheater tätig, für ihn ein. L.s Tragödie „Der Erbförster“ wurde am 4.3.1850 erfolgreich am Dresdner Hoftheater uraufgeführt. Die Kritik lobte das Stück als „eine der stärksten bürgerlichen Tragödien und ein Werk der Verschmelzung von Wahrheit und Schönheit“ (F. Kummer). Am 9.1.1853 erlebte L.s Trauerspiel „Die Makkabäer“ in Dresden seine Premiere. Darin kommt das Glaubensleben des jüdischen Volks ergreifend zum Ausdruck. Der Erfolg dieses Stücks hätte dem Dichter eine ruhmvolle Laufbahn eröffnet, wenn ihn nicht fortschreitende Krankheiten (Skorbut, Nervenfieber und Rheuma) belastet hätten. Dennoch entstanden in Dresden weitere Werke, z.B. „Zwischen Himmel und Erde“ (1856) und „Die Heiterethei und ihr Widerspiel“ (1857). Besonders letzteres ist oft in die Nähe der „Schwarzwälder Dorfgeschichten“ (1843-1845) gerückt worden, mit deren Verfasser Berthold Auerbach, der ebenfalls zu dieser Zeit in Dresden lebte, L. befreundet war. Die Erzählung „Zwischen Himmel und Erde“ gilt als L.s Hauptwerk. Die Literaturgeschichte ordnet es der Epoche zwischen Romantik und Naturalismus, dem Poetischen Realismus, ein. Die Erzählung spielt im kleinbürgerlichen Milieu einer Dachdeckerfamilie. Es ist ein Dreiecksdrama, eine Mordgeschichte, in der zwei Brüder um das Mädchen Christiane streiten, was für den einen der Brüder tragisch endet und dem anderen lebenslange Gewissensqualen bereitet. –Wesentlicher Bestandteil L.s Werks sind seine theoretischen Auseinandersetzungen mit Friedrich von Schiller und seine
Shakespeare-Studien, die 1891 von dem Dresdner Literaturwissenschaftler Adolf Stern herausgegeben wurden. Außer Devrient und Auerbach gehörten auch Gustav Freytag, Heinrich Laube und Ludwig Richter zum Dresdner Freundeskreis L.s. Ab 1860 zog sich L. infolge seiner Krankheit immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurück. – Nach L.s Tod wurde sein Werk von seiner Tochter
Cordelia betreut, die einige Schriften aus seinem Nachlass herausgab. In Dresden blieb der Dichter lebendig, wie die Aufführung seines Stücks „Torgauer Heide“ (1844) anlässlich der Eröffnung des Schauspielhauses 1913 belegt. 1943 stand sein Drama „Das Fräulein von Scuderi“, eine Bearbeitung der Novelle von
E.T.A. Hoffmann, in der Regie von Paul Hoffmann auf dem Spielplan des Dresdner Schauspielhauses.
Werke Dramatische Werke, 2 Bde., Leipzig 1853/54; Gesammelte Werke, 5 Bde., Berlin 1870; A. Stern/E. Schmidt (Hg.), Gesammelte Schriften, 6 Bde., Leipzig 1891; C. Ludwig (Hg.), Gedanken Otto L.s, Leipzig 1903; P. Merker (Hg.), Sämtliche Werke, 6 Bde., München 1912-1922; K. Vogtherr (Hg.), Briefe, Bd. 1: 1834-1847, Weimar 1935.
Literatur A. Stern, Otto L. Ein Dichterleben, Leipzig ²1906; W. Greiner, Otto L. als Thüringer in seinem Leben und seinen Werken, Halle/Saale 1913; C. Pilling (Hg.), Otto L., Frankfurt/Main u.a. 1999; A. Gebhardt, Otto L. - der poetische Realist, Marburg 2002. – DBA I, II; III; ADB 19, S. 602-612; NDB 15, S. 432-435; DBE 6, S. 509f.; F. Brümmer, Deutsches Dichterlexikon, Bd. 1, Eichstätt/Stuttgart 1876; G. Beutel, Bildnisse hervorragender Dresdner aus fünf Jahrhunderten, Dresden 1908 (P); W. Kosch, Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 2, Klagenfurt 1960; F. Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 8, Kassel 1960; N. Weiß/J. Wonneberger, Dichter, Denker, Literaten in Dresden, Dresden 1997, S. 124f.; M. Altner, Sächsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 41f. (P).
Porträt Otto L., T. Langer, 1844, Radierung, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Manfred Altner
23.4.2012
Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Otto Ludwig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2743 [Zugriff 20.12.2024].
Otto Ludwig
Werke Dramatische Werke, 2 Bde., Leipzig 1853/54; Gesammelte Werke, 5 Bde., Berlin 1870; A. Stern/E. Schmidt (Hg.), Gesammelte Schriften, 6 Bde., Leipzig 1891; C. Ludwig (Hg.), Gedanken Otto L.s, Leipzig 1903; P. Merker (Hg.), Sämtliche Werke, 6 Bde., München 1912-1922; K. Vogtherr (Hg.), Briefe, Bd. 1: 1834-1847, Weimar 1935.
Literatur A. Stern, Otto L. Ein Dichterleben, Leipzig ²1906; W. Greiner, Otto L. als Thüringer in seinem Leben und seinen Werken, Halle/Saale 1913; C. Pilling (Hg.), Otto L., Frankfurt/Main u.a. 1999; A. Gebhardt, Otto L. - der poetische Realist, Marburg 2002. – DBA I, II; III; ADB 19, S. 602-612; NDB 15, S. 432-435; DBE 6, S. 509f.; F. Brümmer, Deutsches Dichterlexikon, Bd. 1, Eichstätt/Stuttgart 1876; G. Beutel, Bildnisse hervorragender Dresdner aus fünf Jahrhunderten, Dresden 1908 (P); W. Kosch, Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 2, Klagenfurt 1960; F. Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 8, Kassel 1960; N. Weiß/J. Wonneberger, Dichter, Denker, Literaten in Dresden, Dresden 1997, S. 124f.; M. Altner, Sächsische Lebensbilder, Radebeul 2001, S. 41f. (P).
Porträt Otto L., T. Langer, 1844, Radierung, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Manfred Altner
23.4.2012
Empfohlene Zitierweise:
Manfred Altner, Artikel: Otto Ludwig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/2743 [Zugriff 20.12.2024].