Ernst II. von Mansfeld-Vorderort

Nachdem E. und seine beiden Brüder Günther III. und Hoyer IV. (VI.) sowie die Vettern Gebhard VII. und Albrecht IV. (VII.) mündig geworden waren, wurde 1501 der gräfliche Herrschaftskomplex bis auf die gemeinschaftlichen Jagd- und Fischrechte sowie die Städte Eisleben und Hettstedt geteilt. Jeder der Grafen erhielt einen Wohnbereich auf der Burg Mansfeld. Seit 1511 werden die drei Linien nach der Lage der Schlösser auf der Burg als Vorder-, Mittel- und Hinterort bezeichnet. Der Vorderort bestand aus E. und seinen Brüdern, die gemeinsam die Ämter Arnstein, Bornstedt, Friedeburg, Artern, Heldrungen, Morungen, Schlossamt Eisleben und das Vorderamt Mansfeld (auch Amt Leimbach) besaßen. 1518 verhinderte Herzog Georg (der Bärtige) von Sachsen, der konsequent und erfolgreich seine Stellung als „Oberlehnsherr“ der Mansfelder Grafen ausspielte, den Erwerb der reichsunmittelbaren Grafschaft Beichlingen durch E. und Hoyer IV. (VI.). – Mit seinen beiden Brüdern schloss E. 1520 einen Erbeinigungsvertrag, der v.a. auf die Substanzwahrung durch wechselseitige Schuldenübernahme, auf eine Stärkung des Familienverbands und auf die Einheit des Hauses abzielte. Im Gegensatz zu seinen Brüdern residierte E. auf Burg Heldrungen, die er durch bedeutende Bauten zur modernen Festung umgestaltete. – 1523 erhielt E. von Kaiser Karl V. den Auftrag, zwischen dem Erzbischof von Magdeburg ( Albrecht von Brandenburg) und der Stadt Magdeburg zu vermitteln. Dabei schlossen die Mansfelder auch einen Schutzvertrag mit dem Erzbischof. Bereits 1522/23 musste sich E. mit der reformatorischen Bewegung in Allstedt und der Polemik Thomas Müntzers auseinandersetzen. Im Bauernkrieg von 1525 verteidigte sich E. auf Heldrungen energisch gegen die Aufständischen. Nach Gerüchten über eine neue Aufstandsgefahr ernannte Herzog Georg 1527 den erfahrenen E. vorsorglich zu seinem Obersten Kriegshauptmann für Thüringen. – Der altgläubige E. gab eine deutsche Übersetzung der römischen Messe für das ganze Kirchenjahr in Auftrag und finanzierte den aufwendigen Druck. Wegen seiner strikt gegen die Reformation eingestellten Haltung hat Martin Luther E.s Ableben 1531 als typischen Tyrannentod bezeichnet und damit das durch die müntzerische Polemik überlieferte Bild verfestigt. – Durch den Tod seiner beiden Brüder, die beide ohne Söhne verstarben, wurde E. zum Stammvater der Vorderorter Linie. Seine sechs weltlich gebliebenen und ihn überlebenden Söhne bzw. deren Nachkommen teilten 1563 den vorderortischen Besitz.

Quellen W. Möllenberg, Urkundenbuch zur Geschichte des Mansfeldischen Saigerhandels im 16. Jahrhundert, Halle/Saale 1915; F. Gess, Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, Bd. 2, Leipzig/Berlin 1917; F. Roth, Restlose Auswertungen von Leichenpredigten für genealogische und kulturhistorische Zwecke, Bd. 2, Boppard 1961.

Literatur J. G. Zeidler, Acht hundert jähriger an einander hangender Stammbaum Des Uralten Hochlöblichen Helden=Hauses Der Hochgebohrnen Graffen und Herren zu Mannsfeld ..., Halle 1703; C. G. Hoffmann, Die Ehre des Fürst= und Gräflichen Hauses Von Mannsfeld …, Leipzig 1717; E. C. Francke, Historie der Graffschaft Manßfeld …, Leipzig 1723; J. J. Moser, Teutsches Staatsrecht, Teil 23, 26, Leipzig 1746 (ND Osnabrück 1968); ders., Neues teutsches Staatsrecht, Teil 15, 20, Leipzig 1773 (ND Osnabrück 1967); L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Die Grafschaft Mansfeld im Reformationszeitalter, Eisleben 1855; ders., Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; E. Hempel, Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich und zum Landesfürstentum, Halle/Saale 1917; I. Roch, Zur Stellung der Festungen Mansfeld und Heldrungen im frühneuzeitlichen Festungsbau, in: Wissenschaftliche Zeitschrift Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Geisteswissenschaftliche Reihe 41/1992, Teil 5, S. 64-72; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998; S. Bräuer, Bauernkrieg in der Grafschaft Mansfeld, in: R. Knape (Hg.), Martin Luther und der Bergbau im Mansfelder Land, Eisleben 2000, S. 121-158; J. Vötsch, Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit, in: J. Rogge/U. Schirmer (Hg.), Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600), Stuttgart 2003, S. 163-178.

Jochen Vötsch
7.2.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Ernst II. von Mansfeld-Vorderort,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23557 [Zugriff 16.4.2024].

Ernst II. von Mansfeld-Vorderort



Quellen W. Möllenberg, Urkundenbuch zur Geschichte des Mansfeldischen Saigerhandels im 16. Jahrhundert, Halle/Saale 1915; F. Gess, Akten und Briefe zur Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen, Bd. 2, Leipzig/Berlin 1917; F. Roth, Restlose Auswertungen von Leichenpredigten für genealogische und kulturhistorische Zwecke, Bd. 2, Boppard 1961.

Literatur J. G. Zeidler, Acht hundert jähriger an einander hangender Stammbaum Des Uralten Hochlöblichen Helden=Hauses Der Hochgebohrnen Graffen und Herren zu Mannsfeld ..., Halle 1703; C. G. Hoffmann, Die Ehre des Fürst= und Gräflichen Hauses Von Mannsfeld …, Leipzig 1717; E. C. Francke, Historie der Graffschaft Manßfeld …, Leipzig 1723; J. J. Moser, Teutsches Staatsrecht, Teil 23, 26, Leipzig 1746 (ND Osnabrück 1968); ders., Neues teutsches Staatsrecht, Teil 15, 20, Leipzig 1773 (ND Osnabrück 1967); L. F. Niemann, Geschichte der Grafen von Mansfeld, Aschersleben 1834; G. F. Busch, Chronik der Grafschaft Mansfeld, Leimbach 1849; K. Krumhaar, Die Grafschaft Mansfeld im Reformationszeitalter, Eisleben 1855; ders., Die Grafen von Mansfeld und ihre Besitzungen, Eisleben 1872; W. Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, 2 Bde., Eisleben 1910; E. Hempel, Die Stellung der Grafen von Mansfeld zum Reich und zum Landesfürstentum, Halle/Saale 1917; I. Roch, Zur Stellung der Festungen Mansfeld und Heldrungen im frühneuzeitlichen Festungsbau, in: Wissenschaftliche Zeitschrift Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Geisteswissenschaftliche Reihe 41/1992, Teil 5, S. 64-72; R. Seidel, Die Grafen von Mansfeld, Egelsbach/Frankfurt/Main/Washington 1998; S. Bräuer, Bauernkrieg in der Grafschaft Mansfeld, in: R. Knape (Hg.), Martin Luther und der Bergbau im Mansfelder Land, Eisleben 2000, S. 121-158; J. Vötsch, Zwischen Reichsfreiheit und Landsässigkeit, in: J. Rogge/U. Schirmer (Hg.), Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600), Stuttgart 2003, S. 163-178.

Jochen Vötsch
7.2.2005


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: Ernst II. von Mansfeld-Vorderort,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/23557 [Zugriff 16.4.2024].