August von Sachsen-Zörbig

Herzog August, Stifter der zeitweiligen Merseburger Seitenlinie in Zörbig, erscheint als selbstbewusster, tatkräftiger, aber auch ausgesprochen geltungssüchtiger und selbstherrlicher Fürst, der seine beengten Verhältnisse und seine faktische Bedeutungslosigkeit zeitlebens nicht akzeptieren konnte. – Von seiner Jugendzeit ist nur bekannt, dass August viel gereist ist und sich an den Reichskriegen gegen Frankreich (1674-1679) beteiligt hat. Nach seiner Verehelichung verwaltete er offenbar mit Geschick das Mecklenburger Amt Alt-Stargard, die Mitgift seines Schwiegervaters Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow. Nach dem väterlichen Kodizill von 1689 sollte August mit Amt, Stadt und Schloss Zörbig als Wohnsitz, einer jährlichen Apanage von 6.000 Gulden sowie verschiedenen Naturaldeputaten aus dem Amt ebenso wie die übrigen jüngeren Söhne Herzog Christians I. vergleichsweise üppig ausgestattet werden. Der 1692 abgeschlossene Erbvergleich mit dem neuen Herzog Christian II. reduzierte diese Leistungen mit Rücksicht auf die Schuldenlast des Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Merseburg auf etwa ein Drittel des ursprünglich verordneten Versorgungsdeputats. Anschließend verlegte das Herzogspaar seine Hofhaltung von Stargard nach Zörbig. – Die Residenzbildung führte zu einem beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und brachte den von Augusts Vater Christian I. eingeleiteten Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs weiter voran. Der 1694 begonnene Umbau der alten Burganlage zu einem zeitgemäßen Residenzschloss steht dabei sinnbildlich für die finanziellen Probleme der albertinischen Nebenlinien einschließlich ihrer apanagierten Nachgeborenen. Aus Geldmangel ging der Zörbiger Schlossbau nur schleppend voran, die Einstellung der Merseburger Zahlungen an August ab 1711 führten durch Weglassung der oberen Schlossetage notgedrungen zu einem vorzeitigen Bauende. 1707 stellte August trotz heftigen Widerstands des zuständigen Leipziger Konsistoriums für die weitgehend fertiggestellte Schlosskapelle erstmals einen ausschließlich für den Hof bzw. die Schlosskapelle zuständigen Geistlichen als Hofprediger an. In Zörbig erfolgten während seiner Herrschaftszeit einige Verbesserungen im Erscheinungsbild der Stadt, wenngleich die Bürgerschaft und der Rat bis 1710 verschiedene Beschwerden über August beim sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. (August II., der Starke) in Dresden vorbrachten. Der Stadtchronist Friedrich Gottfried Elteste schrieb 1727 in seiner „Ausführliche(n) Nachricht von der Stadt Zoerbig“ in zeittypischer Übertreibung über die während der „Herzogszeit“ in Zörbig eingeführten Neuerungen: „… wie der römische Augustus das zuvor steinerne Rom marmorn, so habe der Herzog das zuvorn stroherne Zörbig steinern hinterlassen.“ – Bezeichnend für die widersprüchliche Persönlichkeit Augusts ist der seit 1695 schwelende Konflikt um seine Mitaufsichtsrechte in Justiz-, Kammer-, Forst- und Jagdsachen während der Merseburger Vormundschaftsregierung für seine Neffen Moritz Wilhelm und Friedrich Erdmann, geführt von der tatkräftigen Herzogin-Witwe Erdmuthe Dorothea, die Mitvormund war. Während A. seine Schwägerin mit selbstherrlicher Ausdehnung eigener Hoheits- und Jagdrechte provozierte, beschwerte er sich gleichzeitig bei Kurfürst Friedrich August I., der der Obervormund war, energisch über Regierung und Kammer in Merseburg. – Auch für August lassen sich Besuche am Dresdner Kurfürstenhof nachweisen, so etwa anlässlich des Karnevals 1699. Seit dem Regierungsantritt des kaum regierungsfähigen Herzogs Moritz Wilhelm (1712) weigerte sich August, angesichts der dortigen Zustände, an den Merseburger Hof zu kommen. Nach dem Tod seines Neffen Friedrich Erdmann bewarb er sich 1714 beim sächsischen Kurfürsten, dem Schutzherrn des Hochstifts, um die Koadjutorie in Merseburg, während er sich ausgerechnet bei der Herzogin-Witwe Erdmuthe Dorothea nachdrücklich als Mitregent in der Merseburger Erblandesportion und in der Niederlausitz (z.B. Herrschaft Spremberg) ins Spiel brachte. – Nach der mit großem Zeremoniell erfolgten Überführung und Beisetzung Augusts in Merseburg überließ der regierende Herzog Moritz Wilhelm Zörbig mit stark eingeschränkter Hofhaltung der Witwe Hedwig sowie deren unverheirateten Tochter Caroline Auguste als Aufenthaltsort.

Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden, 10024 Geheimer Rat; Friedrich Gottfried Elteste, Ausführliche Nachricht von der Stadt Zoerbig …, Leipzig 1727.

Literatur Reinhold Schmidt, Geschichte und Beschreibung der Stadt Zörbig, Zörbig 1902; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverband „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007 (P); Vinzenz Czech (Hg.), Fürsten ohne Land. Höfische Pracht in den sächsischen Sekundogenituren Weißenfels, Merseburg und Zeitz, Berlin 2009; Maria Richter, Hofmusik in Sachsen-Merseburg, in: ebd., S. 326-349; Joachim Säckl, Erdmuth Dorothea von Sachsen-Merseburg (1661-1720) - Regentin in Krisenzeiten, Teil 1, in: Unsere Neuenburg. Mitteilungen des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e.V. 14/2013, S. 14-53.

Porträt August, Johann Stephan von Schöneveldt/Johann Christoph Oberdörffer, 1715/1724, Kupferstich, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Hansen, Inventar- Nr. Portr. Slg. / Slg. Hansen / Sachsen, Thüringen / 2° / Bd. 3 / Nr. 13; ebd., Nr. 14.

Jochen Vötsch
24.4.2023


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: August von Sachsen-Zörbig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9075 [Zugriff 25.4.2024].

August von Sachsen-Zörbig



Quellen Sächsisches Staatsarchiv - Hauptstaatsarchiv Dresden, 10001 Ältere Urkunden, 10024 Geheimer Rat; Friedrich Gottfried Elteste, Ausführliche Nachricht von der Stadt Zoerbig …, Leipzig 1727.

Literatur Reinhold Schmidt, Geschichte und Beschreibung der Stadt Zörbig, Zörbig 1902; Barocke Fürstenresidenzen an Saale, Unstrut und Elster, hrsg. vom Museumsverband „Die Fünf Ungleichen e.V.“ und dem Museum Schloss Moritzburg Zeitz, Petersberg 2007 (P); Vinzenz Czech (Hg.), Fürsten ohne Land. Höfische Pracht in den sächsischen Sekundogenituren Weißenfels, Merseburg und Zeitz, Berlin 2009; Maria Richter, Hofmusik in Sachsen-Merseburg, in: ebd., S. 326-349; Joachim Säckl, Erdmuth Dorothea von Sachsen-Merseburg (1661-1720) - Regentin in Krisenzeiten, Teil 1, in: Unsere Neuenburg. Mitteilungen des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e.V. 14/2013, S. 14-53.

Porträt August, Johann Stephan von Schöneveldt/Johann Christoph Oberdörffer, 1715/1724, Kupferstich, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, Hansen, Inventar- Nr. Portr. Slg. / Slg. Hansen / Sachsen, Thüringen / 2° / Bd. 3 / Nr. 13; ebd., Nr. 14.

Jochen Vötsch
24.4.2023


Empfohlene Zitierweise:
Jochen Vötsch, Artikel: August von Sachsen-Zörbig,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9075 [Zugriff 25.4.2024].