Wolf III. von Schönburg

W. studierte kurzzeitig an der streng lutherisch geprägten Universität Jena, wechselte jedoch 1571 auf Wunsch seines Vaters nach Straßburg und 1574 nach Genf, wo er Vorlesungen bedeutender Calvinisten, wie Theodor Beza, hörte. Nach einem weiteren Studienaufenthalt in Besançon (1575) bereiste er - unterbrochen von einem kurzen Heimataufenthalt - zweimal Italien, Malta und Südfrankreich. 1581 trat er gemeinsam mit seinem Bruder Johann Ernst die Regierung über die sächsischen Lehnsherrschaften Penig, Wechselburg und Rochsburg an, zu deren Alleinbesitzer er 1586 nach dem Tod Johann Ernsts wurde. Wenig Beachtung schenkte W. der außerdem zum väterlichen Erbe gehörigen böhmischen Herrschaft Schlackenwerth (tschech. Ostrov nad Ohří), die er 1603 verkaufte, obwohl sie zusammen mit der ebenfalls in schönburgischer Hand befindlichen Herrschaft Greslas (heute Graslitz, tschech. Kraslice) ein geschlossenes, dem Zugriff Sachsens entzogenes Herrschaftsgebiet hätte darstellen können. – Seine Residenz nahm W. anfangs auf Schloss Rochsburg, doch musste er nach einem verheerenden Brand 1582 nach Penig ausweichen. 1592 bis 1596 ließ W. das Schloss wieder aufbauen. Dieser umfassenden Wiederherstellung verdankt die Rochsburg im Wesentlichen ihr heutiges Erscheinungsbild. Allerdings führte die aufwändige Rekonstruktion zu einer starken Verschuldung W.s, die wiederum langwierige familiäre Konflikte und damit letztendlich auch eine erhöhte politische Instabilität der Schönburgischen Herrschaften nach sich zog. – Stärker als andere schönburgische Familienmitglieder engagierte sich W. in der kursächsischen Politik. W.s kluges religionspolitisches Taktieren begründete sein gleichermaßen hohes Ansehen sowohl bei dem calvinistisch orientierten Kurfürsten Christian I. von Sachsen als auch später bei Administrator Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar und Kurfürst Christian II. von Sachsen. So erwirkte W. 1588 bei Christian I. die Wiedereinrichtung der 20 Jahre zuvor von Kurfürst August von Sachsen eingezogenen Superintendentur Penig, während er von Friedrich Wilhelm neben seiner Teilnahme am Torgauer Religionsgespräch zwischen den Theologen Samuel Huber und Ägidius Hunnius (1594) zu verschiedenen diplomatischen Missionen entsandt wurde. 1594 wohnte W. dem Reichstag in Regensburg und 1596 als kursächsischer Gesandter der Krönung König Christians IV. von Dänemark in Kopenhagen bei. In Abwesenheit Kurfürst Christians II. wurde W. 1606 Statthalter in Dresden. 1610 begleitete er den Kurfürsten nach Prag zum Lehnsempfang über Jülich, Kleve und Berg. W.s gute Verbindungen zum kurfürstlichen Hof konnten indes nicht verhindern, dass die Herren von Schönburg das säkularisierte Kloster Geringswalde, zugleich ehemalige schönburgische Familiengrablege, am 21.5.1590 gegen eine völlig unzureichende Geld- und Gebietsentschädigung an Kursachsen abtreten mussten. – Da W. es versäumte, seine Erbfolge angemessen zu regeln, kam es unter seinen acht hinterlassenen Söhnen zu Besitzstreitigkeiten, die in den Ereignissen um den so genannten „Schönburgischen Brudermord“ ihren unrühmlichen Höhepunkt fanden.

Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. VIII, 2. Teil, Stuttgart/Waldenburg 1908.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 99-101; K. G. Eckardt, W. Herr von Schönburg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 6/1899/1900, S. 209-214; A. Beil, Im Streite um das Erbe Wolfs des Jüngeren von Schönburg, in: NASG 36/1915, S. 39-63; W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 78-80, 90, 92.

Porträt W. von Schönburg, O. Röder, um 1670, idealisiertes, antikisierendes Jünglingsporträt, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau.

Michael Wetzel
7.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Wolf III. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22442 [Zugriff 26.12.2024].

Wolf III. von Schönburg



Quellen T. Schön, Geschichte des Fürstlichen und Gräflichen Gesamthauses Schönburg. Urkundenbuch, Bd. VIII, 2. Teil, Stuttgart/Waldenburg 1908.

Literatur E. Eckardt, Chronik von Glauchau, Glauchau 1882, S. 99-101; K. G. Eckardt, W. Herr von Schönburg, in: Schönburgische Geschichtsblätter 6/1899/1900, S. 209-214; A. Beil, Im Streite um das Erbe Wolfs des Jüngeren von Schönburg, in: NASG 36/1915, S. 39-63; W.-D. Röber, Schönburgische Burgen und Schlösser im Tal der Zwickauer Mulde, Beucha 1999, S. 78-80, 90, 92.

Porträt W. von Schönburg, O. Röder, um 1670, idealisiertes, antikisierendes Jünglingsporträt, Öl auf Leinwand, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau.

Michael Wetzel
7.11.2007


Empfohlene Zitierweise:
Michael Wetzel, Artikel: Wolf III. von Schönburg,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/22442 [Zugriff 26.12.2024].