Wolf Blechschmidt
B. ist zwischen 1540 und 1560 als Steinmetz und Baumeister in Pirna nachweisbar. Er verwendete die damals üblichen Bauformen, ohne selbst neue Gestaltungsweisen zu entwickeln. Während seine Bildhauerarbeiten für Wohnhäuser in Pirna vom Renaissancestil geprägt sind, blieben die Kirchenbauten, an denen B. beteiligt war, von spätgotischen Bautraditionen beeinflusst. B. baute das Gewölbe der Marienkirche in Pirna und entwickelte die Baupläne für die Stadtkirche St. Marien in Marienberg, die letzte der großen sächsischen Hallenkirchen des 16. Jahrhunderts. – Über B.s Herkunft und mögliche frühe Bildhauerwerke liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Sein Steinmetzzeichen befindet sich auf den um 1535 bis 1540 ausgeführten steinernen Schranken der Heinrichskapelle im Dom zu Merseburg, wobei allerdings unklar ist, ob der hier tätige Steinmetz tatsächlich mit B. identisch war. B. wurden auch die Gedenkplatte Bischof Johanns III. von Werder im Dom zu Merseburg (um 1540) und ein Brüstungsrelief des Schlosses in Lauchstädt (1536) zugeschrieben, was aber in Frage gestellt werden muss. – B. kam um 1540 nach Pirna, wo er zum Ratsbaumeister berufen wurde. Er wohnte 1541 zunächst im ersten Bezirk und war zwischen 1544 und 1560 im vierten Bezirk ansässig. Sein Wohnhaus in der Niederen Burgstraße 1, erbaut 1546, blieb erhalten und ist mit einem reich verzierten Sitznischenportal in Renaissanceformen ausgestattet. Die Scheitelkartusche des Portals zeigt das Steinmetzzeichen B.s und sein Monogramm „WB“. Die Haustürbekrönung enthält ein Bildnisrelief von B., der als Zeichen seines Berufs einen Zirkel in den Händen hält. – B. führte in Pirna die Bauarbeiten an der Stadtkirche St. Marien weiter. Er vollendete die Einwölbung des Kirchenschiffs, errichtete die Emporen und die dorthin führenden Treppenaufgänge. Sein Steinmetzzeichen befindet sich an einem Fenster westlich des Nordportals, an den Rundbogentüren der Aufgänge zur West- und Nordempore sowie auf Gewölberippen des 1543 datierten oberen Gewölbes im Südbau. Um 1555 wurde unter seiner Leitung die Alte Knabenschule gegenüber der Marienkirche errichtet. Möglicherweise hat B. auch das Haus Markt 12 erbaut (1548), wo Sandsteinteile sein Steinmetzzeichen tragen. – 1557 wurde B. als Baumeister nach Marienberg gerufen, wo anstelle der kleinen provisorischen Kirche eine große Hallenkirche entstehen sollte. Die Marienkirche, deren Grundstein 1558 gelegt wurde, setzt den Bautyp der spätgotischen sächsischen Hallenkirchen fort, wobei der Grundriss weniger an den der Marienkirche in Pirna als vielmehr an jenen der Wolfgangskirche in Schneeberg erinnert. Die Bauformen sind noch spätgotisch geprägt. B. begann 1559 mit dem Bau des Kirchturms. Sein Steinmetzzeichen ist an den Rippen des Gewölbes in der Hauptturmhalle mehrfach zu finden. Nach B.s Tod verpflichtete man für die Errichtung des Langhauses Christoph Kölbel, der 1561 B.s Witwe heiratete.
Werke Marienkirche Pirna, Einwölbung und Emporen, um 1540-1550; Haus Niedere Burgstraße, Pirna, 1546; Haus Markt 12, Pirna, 1548; Alte Knabenschule, Pirna, 1555; Marienkirche Marienberg, 1558-1560.
Literatur W. Bachmann/W. Hentschel, Die Kunstdenkmäler des Freistaates Sachsen. Die Stadt Pirna, Dresden 1929; R. Hünicken, Halle in der mitteldeutschen Plastik und Architektur der Spätgotik und Frührenaissance 1450-1550, Halle 1936, S. 37f.; P. Roitzsch, Die Marienkirche zu Marienberg, Berlin 1969; H.-J. Krause, Die spätgotischen Steinmetzzeichen des Doms und der Klausurgebäude, in: P. Ramm, Der Merseburger Dom, Weimar 1971, S. 208f.; K. Kratzsch, Bergstädte des Erzgebirges, München/Zürich 1972, S. 91f. – AKL, Bd. 11, München/Leipzig 1995, S. 477f.
Porträt Bildnisrelief, 1546, Pirna, Niedere Burgstraße 1.
Matthias Donath
21.8.2006
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Wolf Blechschmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17851 [Zugriff 21.11.2024].
Wolf Blechschmidt
Werke Marienkirche Pirna, Einwölbung und Emporen, um 1540-1550; Haus Niedere Burgstraße, Pirna, 1546; Haus Markt 12, Pirna, 1548; Alte Knabenschule, Pirna, 1555; Marienkirche Marienberg, 1558-1560.
Literatur W. Bachmann/W. Hentschel, Die Kunstdenkmäler des Freistaates Sachsen. Die Stadt Pirna, Dresden 1929; R. Hünicken, Halle in der mitteldeutschen Plastik und Architektur der Spätgotik und Frührenaissance 1450-1550, Halle 1936, S. 37f.; P. Roitzsch, Die Marienkirche zu Marienberg, Berlin 1969; H.-J. Krause, Die spätgotischen Steinmetzzeichen des Doms und der Klausurgebäude, in: P. Ramm, Der Merseburger Dom, Weimar 1971, S. 208f.; K. Kratzsch, Bergstädte des Erzgebirges, München/Zürich 1972, S. 91f. – AKL, Bd. 11, München/Leipzig 1995, S. 477f.
Porträt Bildnisrelief, 1546, Pirna, Niedere Burgstraße 1.
Matthias Donath
21.8.2006
Empfohlene Zitierweise:
Matthias Donath, Artikel: Wolf Blechschmidt,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/17851 [Zugriff 21.11.2024].